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2024 - Juni - Baden-Baden

Veröffentlicht: 04.06.2024

So schnell kann es gehen und schon bin ich wieder in Baden-Baden. Schon im letzten September hatten wir ja hier Station gemacht, um dann weiter nach rankreich zu reisen.

Wer dazu nochmal meinen Bericht und Tipps vom letzten Jahr lesen möchte, kann einfach auf diesen Link klicken:

https://vakantio.de/reisetante/2023-september-baden-baden

Auch dieses Jahr wird unser Ziel zwar wieder Frankreich sein, aber es geht nach Baden-Baden in eine andere Richtung. Und auch die Umstände sind diesmal ein wenig anders. Sind wir letztes Jahr unbelastet hierher gereist, fuhr jetzt tatsächlich die Skepsis mit, ob wir überhaupt gut in Baden-Baden ankommen würden.

Ein massives Hochwasser hatte nämlich den Süden Deutschlands nach heftigen Regenfällen überrascht.

Wobei überraschen doch das falsche Wort ist. Schon Tage bzw. Wochen vorher hatte sich das Unheil angekündigt.

Durch einen zusammengebrochenen Polarwirbel im März (!), kam es (kurz zusammengefasst) zu einem außergewöhnlich stabilen Hoch über Skandinavien. Und das wiederum führte zur gefürchteten Vb- (sprich: Fünf-b-) Wetterlage. Bei dieser saugen sich diverse Tiefs über dem Mittelmeer mit Wasser voll, um dann über Mitteleuropa mit Macht abzuregnen, anstatt weiter nach Osten abzuziehen.

Und dieser viele Regen hatte irgendwann kleine Flüsschen zu großen werden lassen. Zum Teil kam es sogar noch schlimmer: So wurden einige Gemeinden in Bayern und Baden-Württemberg völlig überschwemmt und mussten evakuiert werden. Dabei kamen sogar zwei Feuerwehrleute ums Leben.

Durch all diese Umstände war für uns bis zum Schluss nicht klar, ob wir überhaupt werden fahren können. Und natürlich hatte auch die Deutsche Bahn durch die Unwetter massive Probleme. Viele Züge fielen aus und zusätzlich herrschte auf unserer Strecke massive Verwirrung. Waren wir noch gut in Frankfurt am Main angekommen, so sollte unser Anschlusszug plötzlich nur einen Ersatzhalt in Frankfurt am Main Süd bekommen. Die App der Bahn zeigte dies auch an, die Anzeige am Gleis in Frankfurt am Main Süd sagte aber "Zug fällt aus". Nach einigem Hin und Her, Entschuldigungsdurchsagen wegen fehlerhafter Informationen usw. kam unser Zug dann doch noch mit 70-minütiger Verspätung an. Am Bahnsteig hätten wir mit den anderen Reisenden fast eine La Ola-Welle gemacht, um den Zug zu empfangen. Unter diesen Umständen waren wir alle froh, am Ende gut angekommen zu sein.

Und Baden-Baden hat uns zwar bei trübem Wetter, aber mit den uns schon bekannten Pferden (!) empfangen. Wie es nämlich der Zufall so wollte, war tatsächlich gerade wieder ein Pferderennen und zu dessen Werbung werden in Baden-Baden immer Pferde aufgestellt. Diese verschwinden nach dem Event gleich wieder, von daher ist es toll, dass wir sie schon zweimal kennengelernt haben. Und wir haben sogar ein paar für uns neue Pferdchen entdeckt.

Wer aber nicht wie wir zufällig Anfang Juni oder September zum Pferderennen hier eintrifft, für den habe ich zusätzlich zu meinen Tipps vom letzten Jahr nun noch ein paar weitere.

Wie wäre es zum Beispiel mit der Wasserkunst Paradies im Villenviertel am Annaberg. Der Aufstieg ist zwar etwas beschwerlich, weil steil, aber dafür ist man quasi alleine. Bei unserem Besuch waren lediglich ein paar Picknicker mit Wein und Baguette anwesend, die die schöne Stimmung nur verstärkt haben.

Einen weiteren wunderbaren Ausblick über Baden-Baden verspreche ich euch, wenn ihr dann auch noch den Hügel zum Neuen Schloss über die Schloßstaffeln erklimmt. Staffeln heißen hier übrigens die Treppen und davon gibt es in Baden-Baden einige.

Gemütlicher flaniert ihr dagegen auf der Lichtentaler Allee zur Villa Schriever, die mit ihrer Rosenskulptur ebenso einen schönen Fotostop bietet.

Für unser diesmaliges Highlight geht es aber nach drinnen: Ich empfehle euch unbedingt einmal eine Führung durch das Festspielhaus von Baden-Baden. Diese finden fast täglich statt. Der Obolus dafür ist in Ordnung, mit Gästekarte kostet sie 7 Euro, ohne wären es 10 Euro gewesen. Dafür hatten wir fast eine Privatführung, denn es war nur ein weiteres Pärchen mit uns unterwegs. Bei solch einer Besichtigung kann man hinter die Kulissen schauen und man erfährt natürlich auch einiges zur Historie des Hauses. Und die ist ganz schön spannend.

Der Neorenaissance-Bau war nämlich früher einem ganz anderen Zweck dienlich: Hier fuhren tatsächlich bis 1977 Züge ein und ja, es war ein Bahnhof! Das Gebäude wurde 1892-1895 erbaut und ersetzte einen Vorgängerbau im Schweizerhaus-Stil. Nach dem Ende des Bahnbetriebs stand das Haus zwar unter Denkmalschutz, hatte aber keinen Zweck mehr. Bis sich ein finanzstarker Freundeskreis fand und Gelder im Rahmen einer Stiftung bereitstellte. So wurde ein modernes Opernhaus an den alten Bahnhof angebaut. Die Empfangshalle von früher ist auch jetzt der Eintrittsbereich und am ehemaligen Fahrkartenschalter kann man nun die Tickets erwerben.

Das Festspielhaus von Baden-Baden hat übrigens kein eigenes Ensembles, sondern organisiert stattdessen immer wieder hochklassige Events verschiedener Musikrichtungen. Zu denen reisen dann entweder einzelne Stars oder ganze Kompanien extra an. Diverse Flügel (zum Beispiel von Steinway) sind tatsächlich aber schon vorhanden, die anderen Instrumente bringen die Musiker jeweils selbst mit.

Auch rühmt sich das Haus nicht ohne Stolz, dass es mit seinen 2.500 Plätzen sowohl das größte Opernhaus Deutschlands ist, als auch das einzige, welches sich ohne Fördermittel selbst tragen kann.

Auch soll die Akustik ganz wunderbar sein. Völlig ohne Mikrofon soll man alles bis in die letzte Reihe hören können.

Mit diesem Vorwissen lohnt es sicher, beim nächsten Besuch auch eine richtige Veranstaltung zu besuchen. Wir hätten jetzt allerdings keine Gelegenheit dazu gehabt, denn aktuell wird gar nichts aufgeführt. Sollte es aber dazu kommen, habe ich jetzt noch den Geheimtipp unserer Führerin parat: Am besten sitzt man auf dem ersten Balkon!

Zum Schluss noch ein kleiner Nachtrag: Wir haben bei unserem Aufenthalt dann doch noch die Nachwirkungen der Überschwemmungen zu spüren bekommen. Tatsächlich drückte nämlich im Hotel das Abwasser mit lautem Blubbern in unsere Toilette und auch in die Dusche. Eine etwas eklige Angelegenheit. Grund dafür soll das durch den vielen Regen überfüllte Abwassersystem gewesen sein.

Und auch das Pferderennen ist wohl ordentlich ins Wasser gefallen....

Ich sag's ja, Fünf-b-Wetterlage, einfach zu nix zu gebrauchen!

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