reisetante
reisetante
vakantio.de/reisetante

2022 - September - Bourse de Commerce - Museum für zeitgenössische Kunst

Veröffentlicht: 10.09.2022

Hatte ich jemals von François Pinault gehört? Ich gebe zu, das hatte ich nicht. Dabei gehört er zu den einflussreichsten Sammlern zeitgenössischer Kunst weltweit. Es wird angenommen, dass seine Sammlung ca. 10.000 Stücke über eine auf seinen Namen lautende Stiftung enthält. Der Wert dieser wird auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt.

Um Teile daraus auch einmal zu zeigen, wurde ein geeigneter Ort gesucht. Am Ende der Suche waren es sogar drei. Zwei der Objekte stehen in Venedig (das Palazzo Grassy und die Punta della Dogana) und eines mitten in Paris: Die Bourse du Commerce. Alle drei wurden vom japanischen Architekten Tadao Ando restauriert. Und die Bourse de Commerce wurde sogar erst 2021 eröffnet.

Nun hat Paris ja bereits ein breites Angebot an Kunstmuseen. Ist dieses nun eine passende Ergänzung? Die Besucherschlangen vor dem Eingang sagen ja!

Aber was heißt denn nun "Zeitgenössische Kunst"? Ich hatte immer angenommen, dass es sich dabei schlicht um Kunst unserer Zeit handelt und die Künstler selbst, zumindest mehrheitlich, noch leben. Gelernt habe ich aber nun auch, dass bei der Gegenwartskunst oft das Konzept und die Fragestellung im Vordergrund steht. 

Und genau das lässt mich dann oft fragend zurück. Ich kann mich schon für die am Boden liegenden Glühbirnen begeistern, weil sie ein schönes Licht abgeben. Aber mehr kann ich eben nicht sehen.

Bei der großen Installation von Phillippe Parreno in der Rotunde war ich aber tatsächlich überfordert. Hier gibt es einen großen Bildschirm, auf dem Kreise und ab und an ein "Geist" auftauchen, dazu eine Art Maschine mit Flüssigkeiten und einen künstlichen Schneeberg. 

Die im Begleitheft zu lesende Beschreibung, dass es hierbei um die "tiefe Abhängigkeit unserer Spezies von ihrer Umwelt, die, indem sie sie als unerschöpfliche Ressource behandelt, wahrscheinlich Energien in Bewegung gesetzt hat, die sie übersteigen" geht, konnte ich nicht erkennen. 

Ebenfalls von Philippe Parreno gibt es im Untergeschoss einen Film, in dem das Hotelzimmer von Marylin Monroe im Waldorf Astoria Hotel in den späten 50er Jahren gezeigt wird.

Eine weibliche Stimme beschreibt das Zimmer, ein Füller schreibt auf Papier. Regen klatscht auf die Fensterscheiben. Alles fühlt sich an, als ob Marylin Monroe einen intimen Brief schreibt.

Zum Schluss fährt die Kamera aus dem Raum und wir sehen nur eine Filmkulisse und einen Roboterarm, der den Stift führt. Wir sehen das „Porträt eines in einem Bild verkörperten Phantoms". Das wiederum hat mich abgeholt.

Kann ich damit zufrieden sein? Jeder kann am Ende nur für sich selbst entscheiden, ob ihm die dargebotene Kunst gefallen hat. 

Für mich interessant war, dass auffallend viele junge Leute in der Ausstellung waren. Und anders, als zum Beispiel im Louvre, wurden hier auch keine Selfies gemacht, sondern tatsächlich über das Dargebotene sinniert.

Antworten