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29.09.2023 – Die letzten Wochen in Australien

Veröffentlicht: 29.09.2023

Sechs Stopps wollten wir auf dem Weg entlang der Südküste bis nach Sydney noch einlegen. Darunter unter anderem Esperance, wo es die schönsten Strände Australiens gibt, die Great Ocean Road und ein kleiner Ort namens Baird Bay, wo man mit Seelöwen und Delfinen schwimmen kann. Etwa vier Wochen hatten wir eingeplant, um die 4.000 Kilometer lange Strecke zurückzulegen. Nachdem wir die Farm verlassen hatten, lautete unser erstes Ziel Denmark. Die kleine Stadt liegt am süd-östlichen Zipfel von Australien und ist vor allem für ihre Weinanbaugebiete bekannt. Und genau diese wollten wir uns anschauen. Bevor ich allerdings zu unseren Erlebnissen in Denmark komme, noch ein kurzer Sprung zurück. Etwa 20 Kilometer vor Denmark liegt direkt neben dem Highway das „Valley of the Giants“. Wie der Namen bereits verrät, kann man sich hier etwas Großes anschauen, etwas sehr Großes sogar. Denn das Tal beheimatet eine der größten Baumarten der Welt, der Red Tingle oder auch Eucalyptus jacksonii. An keinem anderen Ort auf der Welt wachsen diese Giganten, die mit bis zu 16 Meter Umfang und einer Höhe von bis zu 75 Meter alles im näheren Umkreis Stehende überragen. Wir haben uns den Urwald sowohl aus luftiger Höhe als auch vom Grund aus angeschaut. Ein Tree Top Walk führte uns in die Baumkronen auf eine Höhe von 46 Metern und trotzdem musste man stellenweise den Kopf weit in den Nacken legen, um die Wipfel der größten Bäume zu sehen. Neben dem Tree Top Walk gibt es noch den „Ancient Empire Walk“, was so viel bedeutet wie ein Spaziergang bzw. Lehrpfad. Hier konnten wir uns die Bäume sowohl von innen als auch von außen genau anschauen. Dass die Bäume von innen hohl sind, hat übrigens nicht viel zu bedeuten. Obwohl Red Tingles im Alter völlig ausgehöhlt sind und nur noch ihre Rinde übrig ist, können sie noch hunderte Jahre weiterleben und tragen ihre Baumkronen und Blätter. Grund dafür ist, dass die Bäume bei Buschfeuern, die hier ja öfters mal vorkommen, ihr innerstes preisgeben. Die bis zu 400 Jahre alten Bäume hier haben viele Buschfeuer überlebt. So weisen gerade die sehr alten Tingles meist nur noch eine Rinde auf. Dass die Bäume nicht umkippen, liegt an den großen Wurzelsystemen, die weit verzweigt an der Erdoberfläche verlaufen.

Kommen wir zurück nach Denmark und zum Wein: Im Rahmen einer Wein-Tour ging es für uns mit dem Bus von Winzerei zu Winzerei und wir probierten uns durch die große Vielfalt an Weiß- und Rotweinen. Allein bei unserem ersten Halt testeten wir jeweils sechs rote und weiße Wein – und das morgens um halb 11. Um nicht schon gegen Mittag aus den Latschen zu kippen, kehrten wir zum Lunch in eine Käserei ein. Hier gab es eine große Auswahl an unterschiedlichen regionalen Käsen. Am Nachmittag besuchten wir dann noch eine kleine Cidery, denn neben Trauben werden in der Region auch viele Äpfel angebaut. Leider spielte das Wetter nicht ganz so mit, wie wir uns das vorgestellt hatten. Weshalb wir uns am Tag nach der Tour aufmachten, um weiter in Richtung Esperance zu fahren. Auf dem Weg dorthin fährt man automatisch durch den Ort Albany durch. Um uns vor der rund fünfstündigen Autofahrt die Beine zu vertreten, legten wir noch einen Stopp ein. Und auch in Albany ging es für uns noch einmal hoch hinaus. Die beiden Aussichtsplattformen „The Gap“ und „Natural Bridge“ bieten einen hervorragenden Blick auf den Südlichen Ozean und die am stärksten exponierten Küsten Australiens. In einer Höhe von 40 Metern ragt „The Gap“ weit über die Felskante hinaus, sodass man direkt über der Granitrinne und den tobenden Wellen steht. Wir hatten Glück, denn als wir dort ankamen, fegten starke Sturmböen über das Meer und sorgten dafür, dass die Wellen mit großer Kraft an den Granitfelsen zerschellten. Die „Natural Bridge“ liegt direkt neben „The Gap“, hierbei handelt es sich um eine Granitformation, die wie eine riesige Felsbrücke aussieht. Diese "Brücke" ist das Ergebnis der allmählichen Abtragung des Granitgesteins durch das Meer. Nachdem wir einige Zeit dort verbrachten und den großen Wellen zuschauten, machten wir uns gegen Mittag auf, um noch einen Teil des Bald Head Walk Trails zu wandern. Diesen hatten wir über ein Video bei Instagram entdeckt. Der Track ist insgesamt 13 Kilometer lang und Highlight ist eine kleine Kammlinie, die einen atemberaubende Ausblicke auf den Südlichen Ozean auf der einen und die King George Bay auf der anderen Seite bietet. Und was soll ich sagen, das Instagram Video hat nicht zu viel versprochen, der Ausblick war wirklich überragend. Am späten Nachmittag setzten wir dann unsere Fahrt in Richtung Esperance vor. Weil es mittlerweile schon relativ spät geworden war, übernachteten wir auf einem Rastplatz auf halber Strecke und fuhren erst am nächsten Tag weiter. Am frühen Morgen erreichten wir dann endlich Esperance. Im angrenzenden Cape Le Grande Nationalpark hatten wir für drei Tage einen Campingspot direkt in der Lucky Bay gebucht. Vor zwei Jahren wurde der angrenzende Strand auf Platz sieben der besten Strände von ganz Australien gewählt. Entsprechend groß war die Vorfreude. Doch wie das manchmal so ist, am Ende kommt es anders als geplant. Bevor wir in den Nationalpark fahren wollten, legten wir noch einen kurzen Stopp am Nine Mile Beach ein. Und hier nahm das Unheil dann seinen Lauf. Beim Aussteigen aus dem Auto bemerkten wir einen Geruch nach etwas Verbranntem. Als wir dann auch noch Qualm im Bereich der Hinterreifen sahen, war uns klar, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Dieser Eindruck wurde dann auch von einem Australier bestätigt, der zufällig pensionierter Automechaniker war und neben uns geparkt hatte. Uns blieb also nichts anderes übrig, als einen Abschlepper zu rufen. Nach ganzen fünf Stunden kam dieser auch und schleppte unser Auto in die Stadt. Parallel hatten wir schon bei ein paar Werkstätten angerufen, die sich unserem Problem annehmen sollten. Bei allen bekamen wir allerdings die gleiche Rückmeldung: „Termine gibt es erst frühstens in zwei Wochen“. Puh, das mussten wir erst einmal verarbeiten. Glücklicherweise hatten wir eine Autoversicherung, die auch die Hotelkosten übernahm, sodass wir uns immerhin darum erst einmal keine Gedanken machen mussten. Nach einer Nacht drüber schlafen, ging am nächsten Tag die Suche nach einem Mechaniker weiter. Parallel schauten wir auch schon nach einer anderen Unterkunft, denn das Hotelzimmer war auf Dauer zu klein und wir benötigten mit Herd und Kühlschrank, um unsere ganzen Lebensmittel zu verarbeiten. Und hier hatten wir Glück im Unglück. Zum einen fanden wir in Jarod einen Mechaniker, der sich das Auto zumindest ein paar Tage später anschauen und das Problem identifizieren konnte, zum anderen war in einem Ferienpark noch ein Bungalow frei, der noch in das von der Versicherung zur Verfügung gestellte Budget passte. Trotzdem mussten wir uns auf mindestens eine Woche einstellen. Und die wurde es am Ende auch. Gerne hätten wir die Zeit genutzt, um uns mit einem Mietwagen die schönen Strände von Esperance anzuschauen, doch alle Mietwagen waren in diesem Zeitraum ausgebucht. Uns blieb also nichts anderes übrig, als die Zeit in unserer Unterkunft abzusitzen und ein paar Pläne für die kommenden Wochen zu schmieden. Dabei kamen wir auch zu dem Entschluss, dass wir die noch geplanten Stopps an der Südküste weglassen und direkt nach Sydney durchfahren. Irgendwie war das Vertrauen in unser Auto etwas geschwunden und wir wollten es so schnell wie möglich verkaufen. Gesagt getan, nachdem wir den Pajero repariert zurückhatten, machten wir uns auf den Weg. 3.500 Kilometer in vier Tagen, drei Zeitzonen, die längste Gerade-Aus-Straße Australiens (146,6 Kilometer komplett gerade aus, ohne eine einzige Kurve) und die Durchquerung von drei Bundesstaaten lagen vor uns. Die Tage verbrachten wir von morgens bis abends mit Auto fahren, die Nächte schliefen wir auf Rastplätzen neben dem Highway. Den letzten Abend haben wir dann noch einmal auf einem schönen Campingplatz mit einer tollen Aussicht auf ein großes Tal verbracht. Und dann waren wir in Sydney, dem Ort, wo vor knapp fünf Monaten alles begonnen hatte. Irgendwie ein sehr komisches Gefühl, dass dieser Abschnitt der Reise jetzt so plötzlich zu Ende gegangen ist. Ob wir traurig waren, dass wir die Stopps an der Südküste nicht mehr eingelegt haben? Auf keinen Fall! Wir haben so viele unglaublich schöne Orte in Australien gesehen und sind so dankbar, dass wir das alles in dieser Form erleben durften. Auch wenn das Auto hin und wieder mal etwas gezickt hat, gehören diese kleinen Herausforderungen einfach zum Reisen dazu. Und immerhin hat der Pajero schon 20 Jahre auf dem Buckel, dass da manche Bestandteile aufgrund des Verschleißes kaputtgehen können, ist ganz normal. Fast 20.000 Kilometer hat er uns sicher durch Australien gefahren, egal ob Highway, Gewässer, Strand oder Offroad-Piste. Und nun war es eben an der Zeit, dass wer anders diese Erfahrung machen darf.

Nach unserer Ankunft in Sydney haben wir noch ein paar Werkstätten-Besuchen erledigt. Neue Reifen, eine neue Windschutzscheibe (die Roadtrains haben sich mit mehreren Steinschlägen auf der Scheibe verewigt) und eine Art TÜV-Zertifikat standen auf dem Programm. Bereits in Esperance hatten wir das Auto bei Facebook zum Verkauf angeboten und sehr viele Anfragen erhalten. Schlussendlich hat sich ein junges deutsches Pärchen die Dienste unseres Gefährts gesichert. Nachdem wir das Auto verkauft hatten, haben wir noch zwei Tage in Sydney genossen. Unter anderem konnten wir uns noch den Wunsch erfüllen, eine Veranstaltung im Sydney Opera House zu sehen. Im Rahmen des Cantabile-Musikfestivals traten insgesamt 600 Grundschulkindern aus New South Wales mit teils eigens komponierten Stücken auf der Bühne auf.

Für die letzten Tage in Australien ging es noch einmal nach Melbourne, bevor es dann hieß „Goodbye Australia“. Acht Monate war ich insgesamt in Down Under unterwegs, zusammen mit Helene habe ich den Kontinent einmal umrundet. Wir haben unglaublich tolle Menschen kennengelernt, wurden von Dingos angegriffen, sind mit Walen geschwommen, durften die Kultur kennenlernen und haben eine unfassbar faszinierende sowie abwechslungsreiche Natur sehen dürfen. Am Ende bleibt nur unglaubliche Dankbarkeit, dass wir diese Möglichkeit bekommen haben. Jetzt ist es Zeit, in neue Kulturen und Länder einzutauchen. Deshalb ging es mal wieder in ein Flugzeug und wir flogen nach…

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