querfeldein
querfeldein
vakantio.de/querfeldein

#65 Das Schlumpf-Dorf und ein Schwefelbad

Veröffentlicht: 10.02.2022

02.-04. Februar 2022: Olvera, Setenil de las Bodegas, Júzcar, Casares


J. Die Region um Ronda ist wunderschön; so schön, dass wir statt der geplanten zwei Tage gleich eine Woche blieben. Nachdem wir Ronda selbst und die Höhle Hundidero bewundert (#63) und das Gebirge Sierra de Grazalema bewandert haben (#64), sind wir in mehrere umliegende Städte und Dörfer gefahren.

Nach Olvera sind wir eigentlich nur gefahren, weil unser Navi zu unpräzise Angaben gemacht hat und wir uns verfahren haben. Es hat sich aber gelohnt. Olvera sieht man schon von Weitem sehr gut. Es liegt nämlich auf einem Berg. Ganz oben steht neben einer Kirche, eine Burg, die den Namen Wachturm verdient hat. Denn von hier kann man wirklich das ganze Umland sehen. Auch die Stadt selbst ist sehr hübsch und hat eine gemütliche aber lebhafte und sehr untouristische Atmosphäre.

Blick vom Trum der Burg auf Olvera
in der Burg von Olvera
Blick von der Burg auf Olvera
steile Straßen in Olvera
die Kirche auf dem Berg von Olvera

Der nächste Stopp war Setenil de las Bodegas. Diese Stadt besticht mit seiner Lage entlang zweier Schluchten. Die überhängenden Felsen in diesen Schluchten wurden von den Bewohnern zum Häuserbau genutzt. So sieht man ganze Straßen, die von bedrohlich wirkenden Felsen überragt werden. Die Häuser schmiegen sich in den Felsen. Als Rückwand und gelegentlich als Dach dient der Felsen und die Form der Häuser entspricht der natürlichen Aushöhlung. Nur die Fassade wurde davorgesetzt. Ein alter Herr hat sein Haus für Touristen geöffnet und mit vielen sehr deutlichen Schildern auf sich aufmerksam gemacht. Trotzdem waren wir erst nicht sicher, ob wir wirklich in das kleine Zimmer treten sollten, in dem der alte Mann gerade im Sessel saß, etwas aß und Fernsehen sah. Als er mich, nach mehrmaligen Fragen hörte, sprang er jedoch sofort auf, bat mich hinein und forderte mich auf nach oben zu gehen und viele Fotos zu machen. Das Haus hatte vier halbe Etagen, wovon der Mann nur die unteren beiden bewohnte. Jede dieser halben Etagen bestand aus einem Zimmer, die mit einer steilen, schmalen Treppe miteinander verbunden waren. Nur das Schlafzimmer des Mannes hatte eine Tür, die allerdings weit offenstand. In den oberen beiden Etagen waren jeweils zwei Betten und ein paar alte Werkzeuge ausgestellt. Am beeindruckendsten fand ich aber das Erdgeschoss, das bei weitem größte Zimmer. Hier waren auf etwa 15qm sowohl Küche als auch Ess- und Wohnzimmer. Das Haus war hier etwa 3m tief, bis der Felsen die Rückwand formte. Da der Felsen sich nach oben hin weiter in die Straße schob, wurden die Zimmer nach oben hin immer kleiner. Damit der recht große und vermutlich neue Kühlschrank im Haus Platz hatte, war extra ein Stück Felsen aus der Rückwand des Wohnzimmers geschlagen worden, exakt in der Form des Kühlschranks.

überhängende Felsen, in die sogar die Häuser der gegenüberliegenden Seite gebaut wurden und die aus der Straße einen Tunnel machen, in Setenil de las Bodegas
Häuser, die in den Felsen gebaut wurden in Setenil de las Bodegas
Felsen, die bedrohlich über eine Schmalen Gasse hängen. In dieser Straße liegt das Haus des alten Herren, dass ich besichtigen durfte. 
die oberen beiden Etagen des Hauses des älteren Herren
das Erdgeschoss mit Wohn-Esszimmer und Kühlschrank (die Küche und die Treppe ist links außerhalb des Bildes)

Auch der Rest der Stadt war sehr hübsch und belebt. Einige Restaurants nutzten den hervortretenden Felsen als natürliche Überdachung ihrer Terrassen, andere die Rankpflanzen, die vom Felsen hingen als natürlichen Schattenspender. Die Stadt hatte ihre ganz eigene Atmosphäre.

Straße mit Restaurants in Setenil de las Bodegas
Häuser unter einem Berg in Setenil de las Bodegas

Am nächsten Tag ging es in den Süden von Ronda nach Júczar, dem Schlumpfdorf. Dieses Dorf gehörte früher zu den klassischen weißen Dörfern Andalusiens, die man hier überall sieht. Bis ein Filmteam vorbeikam und mit 9000 Litern Farbe das gesamte Dorf blau strich. Wir dachten erst, dass hier der Schlumpf-Film von 2011 gedreht wurde, doch der spielt in New York. Júczar, das Schlumpfdorf wurde lediglich zur Weltpremiere des Films genutzt, indem sämtliche Schauspieler, Regisseure und Journalisten hierher gekarrt wurden. Als das Filmteam einige Monate später dem Dorf anbot alles wieder weiß zu streichen, lehnte es dieses ab, denn sie waren zu einer Touristenattraktion geworden. Das blaue Dorf ist tatsächlich ganz hübsch anzusehen und hat viele Schlumpffiguren in der Straße herumstehen.

Júzcar das blaue Dorf
Willkommen in Júzcar
Wer ist hier der Schlaubi?
Júzcar

Die Straße, die durch Júzcar nach Westen führt, verläuft durch wunderschöne Berge mit atemberaubenden Aussichten. Hier und da hängen weiße Dörfer an den Bergen und die Natur ist einfach beeindruckend.

Der Frühling ist da!
weiße Dörfer in den Bergen

Zum Schluss hielten wir noch in Casares. Dieses etwas größere weiße Dorf lag praktisch auf dem Weg und hat einen öffentlichen Stellplatz mit guter Aussicht. Der Ort ist aber auch sehr hübsch, da die Häuser durch die extreme Hanglage wie aufgestaffelt vor einem liegen.

Casares
Casares
Casares

Kurz vor unserer Weiterfahrt schwärmte uns ein Österreicher von ganz in der Nähe liegenden, heißen Schwefelquellen vor. Natürlich machten wir dahin einen kleinen Abstecher. Der kleine Fluss begegnete uns schon auf dem Weg zu den römischen Bädern. Er ist milchig-hell blau und sieht sehr einladend aus. Als wir dann aber die Bäder erreichten, schlug uns ein intensiv-stinkender Schwefelgeruch in die Nase. Trotzdem sah es wunderschön aus, wie das Wasser über die vielen kleinen Mauern in kleinen Wasserfällen von einem flachen Becken ins nächste fiel. Wir setzten uns auf einer der Mauern und ließen die Beine im weichen Wasser hängen. Nach einer Weile hatte sich meine Nase an den Geruch gewohnt und wir entdeckten das Badehaus. Eine von den Römern errichtete Kuppel überspannte ein recht tiefes Becken, aus dem gerade ein Mann stieg. Er erzählte mir, dass es wundervoll war darin zu schwimmen und roch für mich extra noch mal an seiner Haut, um mir zu versichern, dass er nicht nach Schwefel stinke. Ich holte also meine Badesachen und lies mich in das 20°C warme Becken hinab. Es war tatsächlich herrlich hier drin zu schwimmen. Von den Wänden mit ihren vielen Ausbuchtungen hallte das sanfte Plätschern der Wellen in vielen verschiedenen Stimmen, fast wie ein Musikstück zurück und über mir spannte sich die hübsche Kuppel. Das Wasser fühlte sich sanft und weich an. Später lief ich noch etwas durch die flachen Becken draußen und genoss die Schönheit. Den Gestank nahm ich gar nicht mehr wahr.

auf dem Weg zu den Bädern
auf dem Weg zu den Bädern
Badehaus erbaut von den Römern
warmes Schwefelbad, leider sieht man den Geruch auf den Fotos nicht

Abends, als wir nach dem Einkaufen beim Essen saßen, nahm ich den Geruch dann aber doch wahr. Mich juckte es überall und meine Haut stank nach Schwefel. Klar, hätte man sich denken können und Florian hatte mich auch gewarnt. Aber ich dachte, dass es so schlimm schon nicht sein könnte. Ich hätte jetzt gerne geduscht, auch wenn es nur eiskaltes Wasser gab, allerdings standen wir mitten in einem Wohngebiet, wo es sicherlich nicht gern gesehen wird, wenn man auf der hellbeleuchteten Straße neben seinem Auto duscht. Also blieb mir nichts anderes übrig als mich mit Waschlappen und Seife abzuschrubben. Der Geruch ging weg. Das Jucken kam eventuell nicht von dem Schwefelbad, sondern von den vielen Mückenstichen aus der vorherigen Nacht, die durch mein intensives Schrubben erst so richtig aktiviert wurden. Vielleicht hätte ich die Äußerung des Österreichers, der uns das Bad empfohlen hat, wörtlicher neben sollen, als er uns empfahl unbedingt dort baden zu gehen, wenn wir uns mal wieder waschen wollen.

Das Bad war trotzdem sehr erfrischend und bereichernd. Trotzdem empfehle ich jedem möglichst nur dann ein Schwefelbad zu nehmen, wenn man sich anschließend duschen kann.


Tag 112 – Gesamttour 7.151 km


---- Abonnieren ----

Falls du unseren Blog abonnieren möchtest, kannst du dich entweder bei Vakantio anmelden und auf abonnieren klicken oder uns eine Nachricht zukommen lassen und wir setzen dich in unseren eigenen Verteiler. Über Feedback freuen wir uns natürlich auch!

Mail: querfeld2@gmail.com

Antworten (2)

Fischers
Von dem 1.Turm könnte Rapunzel oder Jenny ihr Haar bzw. Zopf herunterlassen. Die Felsenhäuser sehen teilweise etwas bedrohlich aus bzw. die Felsen über den Häusern... Und wieviele Schlümpfe habt ihr da gekauft bzw. mitgenommen? Ach ja. Und das Foto von Casaceres solltet ihr mal bei Ravensburger einreichen, das eignet sich für ein Puzzle...

Querfeldein
Die Felsen fanden wir auch sehr bedrohlich und die Idee mit dem Puzzle von Casares ist hervorragend. Aus dem Schlumpfdorf haben wir außer Fotos nichts mitgenommen.

Spanien
Reiseberichte Spanien