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#42 Türme aus Menschen und Steinen

Veröffentlicht: 24.12.2021

17.-20. Dezember 2021: Tarragona


F. Bevor wir nach Tarragona gefahren sind gab es noch einen kurzen Auftankzwischenstopp auf dem Campingplatz. Das Auffüllen verlief dieses Mal wieder ohne Überflutung, jedoch nicht ganz normal. Auf dem Campingplatz standen zu 90% Dauercamper, die zu dieser Jahreszeit größtenteils nicht anwesend waren und so versammelten sich mindestens 10 der vielen Campingplatzkatzen in dem Bereich, in dem die 6 Nicht-Dauercamper standen. Die Katzen waren ziemlich anhänglich und erhofften offensichtlich etwas zu Naschen zu erbeuten. Passte man nicht auf, versuchten einige Katzen auch in unseren Van zu springen oder auf den Laptop, den man gerade in der Sonne sitzend auf dem Schoß hatte. Lediglich der Hund vom Nachbarn vermochte den Katzen etwas Respekt einzuflößen. Nachdem dieser aber zum Gassigehen weg war, herrschte wieder die Katzenarmee und um einem herum saßen 10 Katzen und verfolgten jede Handbewegung von uns.

Tarragona erreichten wir in der Dämmerung und stellten uns auf dem letzten freien Parkplatz an der Straße am Strand. Komischer Weise waren viele Parkplätze im Hafen, wo wir eigentlich übernachten wollten, für das Wochenende gesperrt. Die Nacht war nicht eine der ruhigsten auf unserer Reise, da auf der einen Seite die Autos so dicht am Van vorbeifuhren, dass je nach Geschwindigkeit der Van mal mehr oder weniger vom Luftzug wackelte. Auf der anderen Seite rollte nachts zudem der ein oder andere Güterzug in den Hafen. Naja, der Ausblick auf den Strand beim Frühstück machte all das ganz schnell wieder vergessen. Zudem bemerkten wir, dass wir direkt unterhalb des Amphitheaters geparkt hatten. Dieses wurde an diesem Wochenende als Filmkulisse genutzt. Wir vermuten eine Art Imagefilm für Tarragona, da neben waschechten Römern auch vier Vereine gefilmt wurden, die im Sommer die für Katalonien berühmten Menschenpyramiden bauen.

Amphitheater als Filmkulisse
Castells im Aufbau bei den Dreharbeiten
Castells bei den Dreharbeiten
Statue eines menschlichen Castells

Tarragona war zur Römerzeit eine der ersten großen Städte in Spanien und von hier wurde von den Römern die Eroberung Spaniens koordiniert. So gab es neben einem großen Amphitheater und einem klassischen Theater auch einen großen Circus. Dieser war über 300 Meter lang und 150 Meter breit und stellte einen der größten Circuse außerhalb Roms dar. Das meiste des Circus wurde schon im Mittelalter wieder abgerissen und/oder überbaut. Einige große und kleine Gänge unterhalb der ehemaligen Tribüne sind jedoch noch erhalten und bieten einen atemberaubenden Einblick in die Vergangenheit.

Tunnelsytem unterm Circus
Blick auf die Reste des Circus
Circus
ehemalige Tribüne des Circus

Über die Jahrhunderte hatten diese Gänge eine Vielzahl verschiedenster Verwendungen gefunden. Neben Lagerkammern, Latrine und Schutzbunker gab es so einige spannende Geschichten. In einigen Restaurants sind noch einige Gewölbebögen zu erkennen und man kann die Stadtgeschichte hautnah erleben. Auch die Schutztürme, die später an den zur Stadtmauer umfunktionierten Circus gebaut wurden, gaben einen herrlichen Blick über Tarragona und ihren Mix der Bauten aus den unterschiedlichen Epochen.

Kathedrale
Mandarinenbaum
Aussicht vom Torre del Pretori

Neben den Römern sind auch das Mittelalter oder die Zeit des spanischen Bürgerkriegs sehr prägend gewesen. Neben allerhand viel verstrickter Geschichte hat Tarragona einen großen Hafen, in dem viele Waren umgeschlagen werden und auch diverse Luxusyachten lagen. So lag unteranderem die 92 Meter lange Megayacht Tatoosh des verstorbenen Paul Allen (Mitbegründer von Microsoft) im Hafen. Diese ist derzeit für 90 Mio Euro zu haben. Also wer das nötige Kleingeld hat und eine Yacht mit einem Segelboot, 3 Motorboten, einem Jetski, Pool, Hubschrauberlandeplatz und einem Musikstudio braucht, der sollte jetzt zuschlagen. 😉 Das interessante ist, wenn etwas Großes neben etwas noch Größerem platziert ist, wirkt ersteres sehr klein. So ist auf dem folgenden Bild die erste große Yacht alleinstehend sicherlich sehr überwältigend, aber wenn man so ihre Nachbarn betrachtet, wirken die 20 Meter schon wieder mickrig.

Yachten zwischen 20 und 90 Meter
Yachthafen

Außerhalb Tarragonas ist noch eins der zwei Aquädukte aus der Römerzeit erhalten. Dieses wurde von uns am Ende unseres Aufenthalts besucht. Ich werde jedes Mal wieder überwältigt von der Ingenieurkunst der damaligen Zeit, wenn man bedenkt, dass dieses 217m lange und 27m hohe Gebilde ohne Strom, Hydraulik, moderne Vermessungstechnik und auch ohne Mörtel/Beton errichtet wurde und dann nach 2000 Jahren immer noch steht.

Aquädukt: Wer findet Jenny?
Oben auf dem Aquädukt
Aquädukt


Tag 66 – Gesamttour 4.367 km


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