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#124 Wir brauchen den Abschleppdienst in Albanien

Veröffentlicht: 18.05.2022

10.-11. Mai 2022: Zvërnec, Vlora, Apollonia


F. Die Region bei Zvërnec wurde uns von zwei Franzosen empfohlen. Es sei ihr Lieblingsstellplatz in ganz Albanien gewesen. Die absolut grausame Straße, die die letzten 2km zu dem wunderschönen Stellplatz führt, hatten die zwei in ihrer Erzählung sicherlich ausgeblendet. Naja, wo ein Weg ist, ist auch ein Ziel. Wir erreichten eine wunderschöne große Wiese nach anstrengenden 15-20 Minuten Fahrt und gesellten uns zu den anderen Campern. Die Hälfte war mit 4x4-Antrieb ausgestattet. Der Sonnenuntergang entschädigte dann aber die letzten 2km Buckelpiste.

Ein wunderschöner Stellplatz in der Natur und direkt am Meer.
Ziegen im Strandurlaub...
...Ziegen im Bergurlaub - gut dass das hier alles so eng beieinanderliegt.
Für kurze Zeit gehörte die Wiese allein den Ziegen und wir Camper haben da nix mehr zu melden.
Neben Schafe und Ziegen weiden hier auch diverse Kuhherden mit Kälbern.
Am Morgen kam ein Filmteam von ABC Albania und Report TV vorbei und hat alle Camper interviewt. Falls ihr den Beitrag mit uns findet, sagt uns gerne Bescheid. Gefilmt wurde mit dem iPhone, mit dem die offiziellen Mikrofone verkabelt waren.
Auf der Straße sind die Schafe natürlich auch anzutreffen.

Am nächsten Tag erkundeten wir die Gegend, relaxten ein wenig, genossen die Sonne und den Blick auf das Meer. Der Strand war zur Abwechslung mal ein Sandstrand, auf dem jedoch das eine oder andere Auto anzutreffen war. Der Besuch beim Leuchtturm entpuppte sich als sehr gefährlich, da dieser von zwei Hunden bewacht wird, die sobald wir die letzte Kurve vor dem Leuchtturm erreicht hatten, wild und aggressiv auf uns zu gerannt kamen. Durch lautes Gebrüll und Vergrößerung der Körperfläche durch Armehochreißen konnten wir sie noch stoppen und sie hielten 3-4 Meter vor uns an. Sie ließen uns aber zu keiner Zeit aus den Augen – auch nicht als wir langsam unseren Rückweg antraten. Der Besuch bei dem Kloster St. Maria auf der kleinen Insel im See war hier schon deutlich entspannter. Es führte ein wunderschöner geschwungener Holzsteg vom Ufer zur Insel.

Ein geschwungener Steg verbindet Festland und Insel.
Wunderschöne Klosteranlage
Es gab auch echte Flamingos auf dem See, aber die waren zu weit Weg für ein gutes Foto.

Unser Plan für den nächsten Tag war einfach. Es sollte über Apollonia nach Berat gehen. Also wieder 15 Minuten zurück über die Holperpiste auf die geteerte Straße zum Kloster. Kurz den Müll am Straßenrand in den Mülleimer werfen und dann… dann springt das Auto nicht wieder an. Verdammt. Schlüsselumdrehen, alle Kontrollleuchten bis auf das Symbol mit der Heizspirale gehen an und es kommt kein Zündgeräusch. Verdammt. Die Diagnose war schnell und einfach. Entweder ist das Kabel zum Anlasser auf der Buckelpiste abgerissen oder der Anlasser ist defekt. Weiter geht es aus eigener Kraft auf jeden Fall nicht mehr. Zum Glück hatten wir auf unserer albanischen Sim-Karte 100 Freiminuten nach Europa und so riefen wir kurzerhand den ADAC an. Nach einem 20-minütigen Telefonat mit vielen zum Teil überflüssigen Fragen (meiner Meinung), war alles geklärt und ein Abschleppdienst sollte in 60-90 Minuten vor Ort sein. Allein die Ortsbeschreibung von unserem Standort hat 10 Minuten gedauert, da die Person auf der anderen Seite der Leitung sich nicht mit folgender Beschreibung zufriedengeben wollte: Wir stehen auf der Straße zwischen Zvërnec und dem Kloster St Mary’s. Es gibt hier nur eine Straße!

Naja, der albanische Abschleppdienst war da wesentlich schneller. Nach 20 Minuten kam ein kurzer Anruf mit der Bitte den Standort per WhatsApp an seine Nummer zu schicken. Weitere 20 Minuten später kam ein alter Abschleppwagen von Iveco auf uns zu. Unser Fiat war in Kürze aufgeladen, wobei der Abschleppwagen auch keine 5 cm kürzer oder schmaler hätte sein dürfen.

So etwas sieht man auch nicht alle Tage...
Mit unserem Van auf der Ladefläche ging es zu dritt zum Mechaniker.

90 Minuten nach unserem Anruf beim ADAC standen wir bei einer Werkstatt auf dem Hof. Unser Auto war zwar noch auf dem Abschleppwagen, aber der Mechaniker war vorgewarnt worden, machte sich gleich an die Diagnose des Problems und überlegte, ob das Problem hier vor Ort zu lösen ist. Letzteres schien er mit „ja“ beantworten zu können. Unser Auto wurde somit in der schmalen Einfahrt vor der Werkstatt vom Abschleppwagen gelassen. Der Abschleppwagenfahrer war somit theoretisch von seinen Pflichten befreit, aber nicht so in Albanien. Er blieb weiterhin vor Ort, erklärte uns in halb Englisch, halb Deutsch was der Mechaniker gerade machte. Dieser baute gerade unseren Anlasser aus und verschwand in seiner Werkstatt. Wir gesellten uns zu Koli (Abschleppwagenfahrer) in das benachbarte Café.

Zum Glück gibt es nebenan gleich etwas zu trinken - das macht die Wartezeit erträglicher.

Nach kurzer Zeit hatte der Mechaniker unseren Anlasser zerlegt und das defekte Bauteil ausgemacht. Er würde jetzt losfahren und in Vlora das Ersatzteil besorgen. Er stieg auf sein Fahrrad und fuhr links die große Straße runter. Nach 10 Minuten kam er wieder, aber anscheinend hatte er das falsche Teil besorgt, denn flux war er schon wieder mit seinem Fahrrad in dieselbe Richtung unterwegs. Weitere 20 Minuten später rief er unseren albanischen Gelben Engel Koli an, um uns mitzuteilen, dass es kein passendes Ersatzteil in Vlora gibt. Er würde jetzt in dem 50km entfernten Tirana anrufen und ein passendes Teil bestellen. Die Lieferung würde ca. 3-4 Stunden dauern. Wow, dachte ich, das geht ja schnell hier. Unser Mechaniker kam auf seinem Fahrrad zurück zur Werkstatt, hielt jedoch nicht an und fuhr weiter in die entgegengesetzte Richtung. Koli übersetzte uns seine Worte, die er beim Vorbeifahren zu uns hinüberrief. Er wolle noch kurz eine weitere Möglichkeit ausprobieren. Es vergingen wieder ein paar Minuten. Die Herren im Café inklusive Koli waren mittlerweile bei 4cl Raki (ca. 40%) angekommen und konnten es nicht verstehen, warum ich dankend abgelehnt hatte. Zudem wurde der Abschleppwagen, der immer noch leer neben der Straße parkte, von einem Kollegen von Koli abgeholt. Dann klingelte das Handy von Koli und unser Mechaniker ließ mitteilen, dass er doch ein passendes Teil in Vlora gefunden hatte und jetzt auf dem Rückweg sei.

Nach einer Stunde Fahrradtour durch Vlora begann der Mechaniker mit dem Einbau des Ersatzteils und den Rückbau des Anlassers. Kurz noch eine alte verrostete Schraube unter unserem Auto mit der Flex entfernt – natürlich ohne Vorwarnung – und weitere 30 Minuten später sprang unser Auto wieder an und wir hatten die Rechnung beglichen. Die Rechnung wurde übrigens von Koli geschrieben und der Stundenlohn auf der Rechnung war auch sehr hoch für albanische Verhältnisse, aber egal, wir konnten weiterfahren.

Mit vier Stunden Verspätung erreichten wir unser Ziel Apollonia. Eine wunderschön aufbereitet Ausgrabungsstätte aus der Zeit der Griechen. Die alten Gebäude, von denen teilweise nur noch die Grundmauern da waren, wurden als 3D-Model auf der nebenstehenden Infotafel abgebildet. Auf Grund unserer Verspätung hatte die Ausgrabungsstätte nur noch eine Stunde geöffnet und das Museum sogar schon geschlossen. Egal, dachten wir, besser als nichts. Als wir nach etwas mehr als eine Stunde zurück zum Eingang kamen, waren hier alle Drehkreuze offen und das Kassenhäuschen verweist. Hier gilt anscheinend: Der Eintritt ist nur zwischen 9 Uhr und 18 Uhr kostenpflichtig, der Rest der Zeit kann man kostenlos eintreten. Diese neue Erkenntnis teilten wir einer niederländischen Familie auf dem Parkplatz der Ausgrabungsstätte mit, da diese erst am nächsten Tag dort hineinwollten. Mit diesen neuen Informationen, beschlossen sie noch abends vor Sonnenuntergang hochzulaufen. Hatte funktioniert und sie zeigten uns ihre spektakulären Bilder vom Sonnenuntergang vor den griechischen Ruinen.

Griechische Ruinen, leider ohne Sonnenuntergang, dafür waren wir zu früh.
Mittelalterliches Kloster auf dem Ausgrabungsgelände, wie so oft, gebaut mit den Steinen der antiken Stadt.


Tag 208 – Gesamttour 15.741 km


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