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#101 Als wir im Paradies eingeschlossen wurden

Veröffentlicht: 05.04.2022

28.-30. März 2022: Lefkada: Paralia Kathisma, Egremni Strand, Porto Katsiki, Marantochori, Dimosari Wasserfall


J. Unser erster Stopp in Griechenland entpuppte sich als vermutlich der schönste. Wir waren zwar noch nicht an vielen Orten in Griechenland, ich würde aber behaupten, dass Lefkada die schönste Insel Griechenlands ist. (Eine ziemlich gewagte These, da ich noch keine andere griechische Insel gesehen habe.)

Lefkada ist allerdings nicht nur eine wunderschöne Insel, hier haben wir auch den bisher aufregendsten Tag unserer Reise verbracht und jede Menge nette Leute kennengelernt.

Aber nun noch mal der Reihe nach: Ohne jegliche Erwartungen oder Informationen über die Insel sind wir nach Lefkada gefahren, eine Insel, die über einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Als wir abends bei recht trübem Wetter kurz vor Sonnenuntergang am ersten Strand (Strand Kathisma) ankamen, war das Wasser erstaunlich hellblau-türkis. Am nächsten Tag bei Sonne und Tageslicht sah die Farbe des Meers noch beeindruckender aus. Rund um den Strand sah das Wasser aus wie das Badewannenwasser für Kleinkinder, voller Badezusätze: milchig-hellblau. Die Farbe sah so unwirklich aus, fast so, als hätte jemand Milch oder irgendwas anderes ins Wasser gekippt.

Strand Kathisma
Kunst am Strand
Strand Kathisma
Strand Kathisma
Strand Kathisma

Wir verbrachten den ganzen Tag am Strand, bewunderten die Farbe des Meers und spazierten in die nächste Bucht wo wir ein altes Schiffswrack bzw. die verrosteten Überreste davon am Strand fanden. Die Taue und Fischernetzt, der Motor, der Anker und viele andere Teile des Bootes waren noch gut zu erkennen, obwohl sie hier sicherlich schon jahrzehntelang liegen. Ich finde es erstaunlich, dass das Wrack noch nicht geborgen bzw. weggeschafft wurde, denn am Ende landet davon sicher vieles im Meer, was auf gar keinen Fall gut sein kann.

Schiffswrack

Am nächsten Tag machten wir uns auf, ein wenig die Insel zu erkunden. Wir fuhren durch die bewaldeten Berge der Insel, von wo aus man immer wieder atemberaubende Blicke auf die wunderschönen Farben des Meeres hatte. Hinter dem milchig-hellblauem Wasser vor den Stränden, leuchtete das Dunkelblau des Mittelmeers im starken Kontrast und die beiden Farben malten wunderschöne Muster ins Meer. Das Ganze sah so unwirklich aber auch wunderschön aus, als hätte jemand aus dem Meer ein Kunstwerk gemacht. Einfach unbeschreiblich.

Beim Strand Egremni, etwas weiter im Süden der Insel, waren die Farben des Wassers besonders schön. Es gab eine steile aber recht neue Serpentinenstraße vom Berg hinunter zum Strand. Die neue Straße endete allerdings vor der letzten Kurve, wo wir auf dem alten Straßenbelag weiterfuhren. Dass diese letzte Kurve besonders eng war, merkten wir erst als wir in der Kurve stecken blieben und nicht richtig rumkamen. Wir hätten doch besser auf dem Parkstreifen vor der Kurve parken sollen, aber nun waren wir schon halb rum, da fahren wir doch bis ganz unten, da standen nämlich schon zwei Autos. Wir rumsten noch eine ziemliche Kante runter, aber es ist alles gut gegangen und wir waren angekommen. Die beiden Autos, die hier schon geparkt waren, kamen uns bekannt vor. Es waren Marieke und Janneke aus den Niederlanden und Denise und Philipp aus Deutschland, die wir schon am letzten Strand kurz getroffen hatten. Sie saßen gerade noch beim Frühstück und so unterhielten wir uns und bewunderten die Bilder, die Denise mit ihrer Drohne von der atemberaubenden Aussicht auf das Meer machte, solange die anderen den Abwasch machten.

Strand Egremni (Bild by @Denise - Drohne)
Strand Egremni (Bild by @Denise - Drohne)
Strand Egremni (Bild by @Denise - Drohne)
Strand Egremni (Bild by @Denise - Drohne)

(Bei diesen Farben und dieser Aussicht lohnt es sich wirklich eine Drohne zu haben!)

Kurz nach uns waren zwei Franzosen mit ihrem Van (ähnlich groß wie unserer) angekommen und zum Strand runter gelaufen. Sie waren aber nicht sehr lang geblieben und so waren wir immer noch beim Abwaschen, als sie sich schon wieder auf den Rückweg machten. Wir beobachteten, wie sie um die erste, extrem enge Kurve kommen würden, denn wir mussten da schließlich auch später noch wieder hoch. Aber leider kamen die Franzosen nicht um die Kurve. Einer fuhr, die andere wies ein, doch sie steckten in der Kurve fest und die Räder drehten durch. Ich sah sie schon rückwärts die Klippen runterstürzen und so entschlossen wir uns, zu sehen, ob wir helfen können.

Wir schaufelten den Schuttberg, der in der Kurve lag etwas zur Seite, rangierten viel hin und her, und schoben am Ende den großen Van zu siebt den Berg hinauf. Zum Dank schenkten uns die beiden Franzosen eine Flasche bestem Bordeaux-Wein. So verbrachten wir sechs noch den Rest des Tages zusammen, damit wir abends den Wein zusammen trinken können.

Schmale Kurve und steile Abbruckkante machen alles etwas schwieriger. (Bild by @Denise)

Zuerst gingen wir zum Strand herunter. Eine lange Treppe führte entlang der Steiltreppe zum Strand. Die Aussicht auf die Felsen, den langen weißen Strand und besonders auf das Farbenspiel des Wassers wurden bei jeder Kurve besser und ich konnte nicht aufhören Fotos zu schießen. Unten genossen wir die Sonne am Strand und badeten im recht kalten, türkisenen Meer.

Strand Egremni
Strand Egremni
Strand Egremni
Strand Egremni
Denise und Jenny (Bild by @Philipp)
Strand Egremni
Die Treppe zum Strand. Findet ihr uns? (Bild by @Denise - Drohne)

Gegen Nachmittag machten wir uns auf den Rückweg und stellten uns der Herausforderung drei Autos um die enge Kurve den Berg rauf zu bekommen. Da wir gesehen hatten, mit welchen Schwierigkeiten die Franzosen (auch mit einem Fiat Ducato) um die Kurve gekommen waren, fuhren wir, als größtes Fahrzeug zuerst und zwar rückwärts bis zur ersten Kurve. Dort gab es eine kleine ebene Fläche, sodass wir von dort recht einfach vorwärts die Straße hochfahren konnten und so die Haarnadelkurve geschickt „umfahren“ haben. Wir parkten kurz hinter der Kurve, um den anderen zu helfen. Als zweites kam nämlich der kleinste, ein Fiat Dublo. Da das eigentlich nur ein normales Auto ist, wollten Denise und Philipp einfach den Berg hochfahren. Doch auch mit diesem Auto war es nicht einfach um die enge Kurve zu kommen. Die Kurve war so steil, dass das Gewicht des Autos auf dem hinteren rechten Rad lag und das vordere linke durchdrehte. Mit etwas dirigieren von Florian und Anschub von hinten kam aber auch der Dublo um die Kurve.

Da es bei uns so gut geklappt hatte, wollten Marieke und Janneke ihren VW T5 auch rückwärts bis zur Kurve fahren, doch ihr Motor war leider nicht stark genug und schaffte die starke Steigung im Rückwärtsgang nicht. So mussten sie doch vorwärtsfahren. Nun hatten wir aber ja schon einiges an Erfahrung und sie kamen fast auf Anhieb mit nur ein wenig Geschiebe rum. Wir freuten uns sehr, dass wir es alle hoch geschafft hatten und setzten unsere Fahrt zum nächsten Strand fort.

Die Straße zum Egremni Strand. (Bild by @Denise - Drohne)

Wir kamen allerdings nicht weit. Nach etwa einem km, am Ende der neuen Serpentinenstraße war ein Tor quer über der Straße. Und es war abgeschlossen. Es war mit einer dicken Kette und mehreren Vorhängeschlössern gesichert. Wir waren eingesperrt.

Wir sind eingeschlossen.

Auf der anderen Seite des Tors kam nach kurzer Zeit zwei Franzosen mit einem Wohnmobil, die genauso verdutzt über das Tor waren wie wir. Sie sprachen zwar kaum Englisch, wollten uns aber helfen und kamen direkt mit einer Säge und einem Hammer an. Wir wollten aber natürlich nichts kaputt machen. Und obwohl die Scharniere ziemlich verrostet waren, fiel nichts ab, wenn man mit dem Hammer dagegen schlug. Da war es vielversprechender das Schloss zu knacken. Ich hatte als Jugendliche mal gelernt, mit einem Teil einer Getränkedose ein Schloss zu knacken und tatsächlich lag auch eine leere Coladose, wie vorbereitet direkt neben dem Tor. Leider war das Metall zu dünn und das Schloss ging nicht auf.

Alle packen mit an. (Bild by @Denise)

Doch Philipp hatte in letzter Zeit viele YouTube Videos zum Schlösserknacken geguckt und testete wie gut er sein theoretisches Wissen in die Praxis umsetzten konnte. Mit einer Haarnadel, einer Sicherheitsnadel und einem Stück Draht stocherte er also etwas im Schloss herum. Florian half in dem er auch Videos zum Schlösserknacken schaute.

Philipp beim Schlossknacken

Währenddessen kamen zwei Griechen auf der anderen Seite mit einem Moped an. Auch sie waren überrascht, versicherten, dass sie nicht wussten wer den Schlüssel hat und fuhren wieder weg. Kurz darauf fuhr eine Polin mit ihrem Auto vor, die noch vor zwei Stunden ihre Kinder zum Strand gefahren hatte und sie jetzt wieder abholen wollte. Sie kannte einen Parkranger, der möglicherweise jemanden kennen würde, der den Schlüssel für das Tor hätte. Sie telefonierte und berichtete von unserem Dilemma. Dann sagte sie, dass wir nun warten müssten und sie nichts versprechen könne und stieg über die Kette, um zu Fuß zum Strand zu gehen. Auch die Franzosen sahen ein, dass sie nicht mehr helfen konnten und machten sich zu Fuß auf zum Strand. Wir schmierten Brote und setzten uns in die Sonne.

Eingesperrt im Paradies. (Bild by @Denise - Drohne)

Doch Philipp wollte nicht aufgeben und gucken, ob er nicht doch das Schloss knacken könnte. Kurz darauf hielt er jubelnd das Schloss in der Hand. Wir fädelten die Kette durch das Tor und waren endlich in Freiheit. Als wir gerade losgefahren waren, kamen uns die beiden Griechen auf dem Moped mit einem riesigen Bolzenschneider entgegen. Sie waren sichtlich sehr überrascht, dass wir schon befreit waren.

Das Schloss ist offen! (Bild by @Denise)

Nach all der Aufregung fuhren wir zum Strand Porto Katsiki, um dort zu kochen und Rotwein zu trinken. Oberhalb des Strandes gab es einen größeren Parkplatz mit wunderschöner Aussicht auf eine Steilwand, den Strand und natürlich das wundervoll-blaue Wasser. Zufällig parkten wir dort direkt neben Vincent und Lauren, den beiden Franzosen, die wir heute Morgen den Berg hochgeschoben hatten und die uns den Wein geschenkt hatten. Natürlich luden wir sie zu ihrem eigenen Wein ein, ein wirklich guter, roter Bordeaux-Wein. Wir kochten alle gemeinsam und es wurde ein sehr schöner Abend.

Porto Katsiki
Porto Katsiki (Bild by @Denise - Drohne)
Port Katsiki (Bild by @Denise - Drohne)

Wir haben uns schon sehr lange nicht mehr mit so vielen Leuten getroffen.

Porto Katsiki (Bild by @Denise - Drohne)
Porto Katsiki (Bild by @Denise - Drohne)
An so einer großen Tafel saßen wir schon lange nicht mehr. (Bild by @Denise - Drohne)

Den nächsten Tag verbrachten wir mit Marieke und Janika. Wir wanderten im Landesinneren zu einem Wasserfall und besichtigten zwei Fischerdörfer an der Ost- und der Südküste. Abends besuchten wir Denise und Philipp, die zum Arbeiten in einem Airbnb waren, kochten gemeinsam und nutzten die Vorzüge einer kostenlosen Dusche.

Dimosari Wasserfall
(Bild by @Janika)
Dimosari Wasserfall
Guten Appetit.


Dieselbe Geschichte aus einer anderen Perspektive könnte ihr auf Denise und Philipps Blog hier lesen: https://travel-with-dobby.com/language/de/lefkada-philipp-der-schlosser/

Fotos von Lefkada und vielen anderen Orten findet ihr hier bei Instagram:

Janneke und Marieke: @titsonwheels_

Denise und Philipp: @travel.with.dobbby

Lauren und Vincent: @idylle_sauvage


Tag 166 – Gesamttour 12.436 km


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