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#99 Fazit Italien

Veröffentlicht: 02.04.2022

26. März 2022: Italien


Bevor wir mal wieder eine Landesgrenze überqueren, wollen wir hier jede/r ein Fazit über Italien schreiben. Wir haben es unabhängig voneinander geschrieben, ohne den Inhalt des anderen zu wissen. Hier also unsere Fazits zu Italien:

F. Ich mag Italien sehr. Die Menschen, wie sie beim Sprechen teilweise wild mit ihren Händen rumwedeln, das Essen oder auch die ganze Geschichte zum Anfassen aus der Römerzeit. Dieses Mal waren wir in Italien nur auf Durchreise, da viele Orte in Italien gut mit dem Zug aus Deutschland zu erreichen sind und man so hier später nochmal hinkommen kann. Die Küste Italiens und die Städte – zumindest da wo wir waren – eignen sich auch nicht allzu sehr zum Freistehen und die Campingplätze sind auch in der Nebensaison sehr teuer. In den 11 Tagen in Italien sind wir ein wenig schneller als üblich durchs Land gefahren, sofern die Straßenverhältnisse es zuließen. In Portugal hatten wir vereinzelt schon schlechte Straßen mit tiefen Löchern im Asphalt, aber hier in Italien war es schon sehr rumpelig überall. Ich vergleiche es mal so: Wenn du in deiner Hose ein Loch hast, dann gibt es da diese schönen Flicken in Tierformen. So nun hat der Flicken an deiner Hose aber nach einiger Zeit auch ein Loch und so setzt du halb auf den kaputten alten Flicken halb auf die Hose noch einen weiteren Flicken. So in etwa ist der Straßenbelag in Italien. Und da wo noch keine doppelten oder dreifachen Flicken sind, ist natürlich noch immer ein Loch…

Flickenteppich auf der Autobahn

Die Schilder für die Geschwindigkeitsbegrenzung sind für die meisten Italiener auch nur schöne Farbtupfer in der Natur. Es kam häufig vor, dass ich 70-80 km/h in einer 60er-Zone gefahren bin, dann der langsamste von allen war und sowohl von Autos als auch LKWs überholt wurde. An engen Stellen wird der Überholvorgang häufig mit einem Hupen eingeleitet. Das Hupen spielt im italienischen Verkehr eine wichtige Rolle und wird immer dann eingesetzt, wenn man auf sich aufmerksam machen möchte, weil man etwas theoretisch Unerlaubtes vorhat. Die Fahrbahnmarkierungen hingegen sind in den meisten Fällen nicht mehr erkennbar, da sie so oft überfahren wurden, dass keine Farbe mehr zu sehen ist. Und wo keine Markierung ist, kann man natürlich selbst entscheiden wie viele Spuren die Straße hat. Die langsamen Fahrzeuge sind dann eher rechts gefahren, mit dem rechten Rädern rechts vom Seitenstreifen und die schnellen Fahrzeuge dann links. Hierbei muss man jedoch erwähnen, dass die Straßen an sich etwas breiter sind als in Deutschland – sofern es die Landschaft natürlich baulich zulässt.

Da wird die einspurige Straße schnell zweispurig.

Italien ist leider auch besonders in den Städten häufig sehr dreckig und vermüllt. Manchmal findet man auch hinter der Leitplanke an der Straße riesige Berge von Müll. Ich kann mich noch gut an die Fernsehbilder von vor ein paar Jahren aus Neapel oder Sizilien erinnern, wo sich in den Straßen der Müll türmte, weil die Müllabfuhr streikte oder weil die öffentlichen Müllsammelstellen abgeschafft wurden, um das Trennen von Müll zu erzwingen. In Rom gab es zum Beispiel noch große öffentliche Mülltonnen für jede Sorte von Müll, aber dort fand trotzdem keine Mülltrennung statt. Im Süden verschwanden dann sehr häufig die öffentlichen Mülltonnen komplett und es wurden große Müllcontainer von der Stadt aufgestellt, die sich aber nur mit einem italienischen Ausweis öffnen ließen. Wahrscheinlich konnten sogar nur die Anwohner der Stadt diese Mülltonnen öffnen. Für uns war es auf jeden Fall nicht so einfach unseren Müll loszuwerden.

Erst nach Scannen des Ausweises öffnet sicher der Mülleimer.

J. Die Italiener, die wir getroffen haben, sind freundlich, offen, aufgeschlossen, meist recht witzig und sehr entspannt. Vor Allem im Straßenverkehr merkt man, wie entspannt die Italiener sind. Es wurde viel weniger gehupt, als ich erwartet hatte. (Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, wie wir ohne funktionierende Hupe in Italien am Straßenverkehr teilnehmen können.) In Italien wird mit Verstand Auto gefahren und es wird sich nicht an jede sinnlose Regel gehalten. So werden rote Ampeln gerne mal überfahren, wenn offensichtlich ist, dass keiner fährt. Wenn die Straßenmarkierung anzeigt, dass es eine Spur in jede Richtung gibt. Die Straße aber breit genug für drei Autos nebeneinander ist, kann man auch zu zweit nebeneinander in dieselbe Richtung fahren und dabei auf der Mittelspur und halb „im“ Gegenverkehr fahren. Der Gegenverkehr ist aber ja nicht blind und fährt einfach weiter außen. Dabei hat keiner gehupt. Auch der Standstreifen wird oft zum Fahren genutzt, die Nothaltebuchten an der Autobahn, dagegen oft zum Parken oder Pause machen. Geparkt wird auch gerne auf Sperrflächen und besonders gerne in zweiter Reihe. Auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden meist höchstens als Empfehlung gesehen. Den Unterschied zwischen einer 90- und einer 50-Zone auf der Landstraße haben wir nicht erkannt, ich bin meistens einfach 70 gefahren, aber auch als ich in der 50-Zone 90 gefahren bin, wurde ich von LKWs überholt. Aber auch dabei blieben alle entspannt. Es schien sich wirklich nie jemand über irgendetwas aufzuregen. Gehupt wird nur beispielsweise vor engen Kurven, um zu sagen: „Ich komme!“

Lediglich das linke Auto fährt - der Rest parkt!

In den Fazits aller anderen Länder habe ich ja über die Taktik der Geschwindigkeitsregulierung geschrieben. Hier haben wir keine entdeckt und ich glaube auch, dass keiner der Taktiken der anderen Länder hier funktionieren würden: Die Straßen sind sowieso schon so hubbelig, dass ein zusätzlicher Hubbel auch nichts mehr ändern würde, selbst auf verengte Fahrbahnen passen zwei der schmalen Italienischen Autos (meist Fiats und z.T. echt alt; wir fühlten uns sehr heimisch mit unserem Fiat) und auch die roten Ampeln aus Portugal, würden hier einfach überfahren werden.

Flickenteppich auf der Landstraße

Dass es sehr locker gesehen wird, wo man auf der Straße fährt, ist bei den sehr unebenen Straßen z.T. hilfreich. Hier sind die Löcher meist nicht so tief, wie in Portugal, dafür gibt es großflächige Unebenheiten und riesige Hubbel und Risse, sodass ständig alles wackelt und bei uns alles aus den Regalen fällt. So kaputte Straßen haben wir bisher noch nicht gesehen, mal sehn wie das in den nächsten Ländern wird. 

Kopfsteinpflaster ist in den kleineren Orten sehr häufig vorzufinden - natürlich als Flickenteppich und mit Löchern.

In den Straßen der Dörfer und Städte ist mir noch etwas kulturell Interessantes aufgefallen: In fast jedem Ort gab es eine Mauer an die Todesanzeigen in DinA3 Format geklebt waren. Statt (oder zusätzlich zu) einer Anzeige in der Lokalzeitung werden hier wichtige Bekanntmachungen wie Todesanzeigen also einfach mit Kleister an eine zentrale Mauer geklebt. Auch an einer Hauswand haben wir mal eine solche Anzeige gesehen; vermutlich war der Bewohner gestorben.

Landschaftlich sind mir die vielen Berge aufgefallen. Das Land ist viel bergiger als ich dachte. Italien hat nicht nur die Alpen im Norden, sondern auch das riesige Gebirge Apennin, das sich wie das Rückgrat Italiens durch das ganze Land zieht. Aber auch an der Küste gibt es Berge und Vulkane. In Italien sind daher das Meer und die Berge nie weit voneinander entfernt.

Dass es in Italien schöne Landschaft, spannende, alte Kultur und eine leckere Küche gibt, ist ja bekannt. Viel davon haben wir in unseren 11 Tagen im Land aber nicht erlebt. Wir müssen also auf jeden Fall wiederkommen!


Tag 162 – Gesamttour 12.169 km


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