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Die Zeit fliegt...

Veröffentlicht: 02.07.2017

Hallo meine Lieben!

Ich habe mich jetzt etwas länger nicht gemeldet, was unter anderem daran lag, dass die letzten Wochen recht ruhig waren.

Als Francesca und ich zurück in Nairobi waren, haben wir tatsächlich direkt am Montag die zwei Löwen aus dem Orphanage gemacht. Wer glaubt es denn? Zwar nicht um 8 Uhr wie eigentlich geplant ( wenn hier jemand was um 8 Uhr plant kann man dem schon nicht trauen….) sondern um 12, aber immerhin am selben Tag. Das ist schonmal viel wert. Zumal Francescas Rückflug schon am nächsten Tag ging. Und sie hatte schon zwei Mal ihren Rückflug verschoben um länger bleiben zu können und ihre Recherche fortzuführen. Wir haben also dann das übliche mit den Löwen gemacht. Im Gegensatz zu der Arbeit im Feld ist das nicht ganz so spektakulär… Wenn dann allerdings die Löwin plötzlich den Kopf hebt während man grade das Herz abhört wird einem doch kurz anders. Ich hab das erst gar nicht richtig mitgekriegt, weil ich damit beschäftigt war die Herzfrequenz zu zählen. Ich war dann nur etwas verwundert, dass der Tierarzt mich plötzlich aus dem Käfig gezogen hat. Es ist aber zum Glück nichts passiert und die Löwin hat danach wieder tief und fest geschlafen.

Am nächsten Tag war dann also Francescas letzter Tag. Ich hab das erst geglaubt als sie auch wirklich weg war, denn ich hätte ihr zugetraut, dass sie nochmal ihren Flug verschiebt. Ich hatte die Befürchtung, dass es ohne Francesca recht langweilig werden würde, weil die Tierärzte in Nairobi kaum was zu tun haben. Dann habe ich aber Priscilla kennengelernt, eine Holländerin, die Genetik studiert hat und seit 3 Monaten ein Praktikum beim KWS im Labor macht. Wir haben es dann endlich hinbekommen, den Nairobi Nationalpark zu besuchen. Man glaubt es kaum wie schwierig es ist das erstmal zu organisieren. Obwohl der Parkeingang direkt beim KWS Headquarter ist. Nairobi Nationalpark ist nämlich der einzige Nationalpark weltweit, der mitten in einer Stadt gelegen ist. Und das ist sowohl komisch wenn man durch die Stadt läuft und plötzlich in eine Richtung nur noch grün und Natur sieht , als auch wenn man im Park ist und die Skyline der Stadt am Horizont sieht. Man denkt jetzt der Nationalpark ist relativ klein. Im Vergleich zu den anderen Parks stimmt das auch. Es gibt im Nairobi Nationalpark z.B keine Elefanten, weil er dafür zu klein ist. Aber wenn man in diesem Park steht stellt man fest, dass der „kleine“ Park doch ziemlich groß ist. Für uns stand also fest, dass wir Nairobi nicht verlassen können ohne mindestens einmal den Nationalpark besucht zu haben. Und obwohl wir quasi an der Quelle sitzen war das gar nicht so einfach. Man kann ja nicht einfach zu Fuß in den Park laufen. Dann könnte es passieren, dass man von den Löwen gefressen oder von Büffeln getötet wird. Sich ein Auto inklusive Fahrer zu mieten ist aber ziemlich teuer. Weil man das Auto, den Fahrer UND den Eintritt für das Auto zahlen muss. Dazu kommt noch dass man selbst auch Eintritt zahlen muss. 48 USD für Ausländer. Einheimische Zahlen nur 500KES das sind ungefähr 5USD. Stellt euch mal vor man würde das in Deutschland machen. Den 10fachen Eintrittspreis für Ausländer…. Naja aber ich kann es schon irgendwie verstehen. Tourismus ist hier eine der größten Einnahmequellen und Menschen aus aller Welt kommen, um die Nationalparks zu besuchen. Und es gibt viele Einheimische, die noch nie in einem der Nationalparks waren und selber noch nie Elefanten in der Wildnis gesehen haben. Die haben nun mal nicht so viel Geld, deswegen finde ich es okay die Eintrittspreise günstiger zu machen. Aber der Unterschied ist schon krass… Aber wir sind ja VIP und so konnten wir über einen der Tierärzte einen Fahrer für uns organisieren. Und eine der Rangerinnen (keine Ahnung ob es das Wort gibt) ist mit uns gekommen und hat uns quasi eine Privatführung durch den Park gegeben. Und das für 0,00€! Zuerst sind wir zu einem Platz gefahren, an dem Elfenbein verbrannt wird um ein Zeichen zu setzten. Sobald irgendwo auf der Welt ein Wilderer mit Elfenbein aufgegriffen wird, wird das Elfenbein nach Nairobi gebracht und verbrannt, um ein Zeichen zu setzen. Danach ging es weiter durch den Park. Wir haben unzählige Büffel gesehen, Giraffen, verschiedene Vogelarten (unter anderem Strauße), mehrere Antilopenarten und mein persönliches Highlight: Ein Krokodil und Hippos! Die beiden fehlten mir bis Dato noch..

Und dann stand auch schon wieder das Wochenende vor der Tür. Da wir in Nairobi langsam alle Sehenswürdigkeiten und Touristen“attraktionen“ durch hatten, haben wir überlegt was wir denn am Wochenende machen könnten… Wir planten dann ziemlich spontan zum Lake Nakuru zu fahren. Ein Nationalpark, wo man unter anderem Flamingos und Pelikane beobachten kann. Also standen wir wieder vor der Frage: Wie ein Auto organisieren? Und der Parkeintritt ist dort ziemlich teuer (62USD). Nach einem Gespräch mit einem der Tierärzte stand dann ziemlich schnell fest, dass wir den Parkeintritt mit unserem KWS Brief nicht zahlen müssen, weil wir ja schließlich beim KWS Praktikum machen. Und auch einen Fahrer mit Auto konnte der Tierarzt uns organisieren. Wir haben also für umgerechnet 50€ (25€ pro Person)eine 5 stündige Safari bekommen. Wir sind einmal um den ganzen See gefahren und der ist wirklich riesig. Wir haben die Flamingos und Pelikane zu gesicht bekommen. Leider sind nicht mehr so viele Flamingos da, da in dem See das Futter knapp wird und einige Flamingos deshalb zu einem anderen See ausweichen. Aber wir haben einige gesehen! Außerdem zigtausende Büffel, einige Giraffen, Zebras, Paviane, Nashörner, Hyrexes (sehen etwas aus wie Murmeltiere), Wasserböcke,ein Hippo und was mein absolutes Highlight an dem Tag war: 7 Hyänen, die einen Büffel fressen. Direkt neben dem Weg. Super zum Beobachten und Fotos machen. Wirklich beeindruckend.

Zurück in Nairobi stellte ich dann fest, dass dies schon meine letzte Praktikumswoche ist. Die Zeit vergeht echt schnell. In der ersten Woche, als ich mich noch eingewöhnen musste, kamen mir 8 Wochen unendlich lang vor und jetzt kann ich kaum glauben dass die Zeit schon vorbei ist. Am Donnerstag ging es dann nochmal auf Reisen. Patrick, Priscillas Supervisor, hat einen Studenten im Tsavo East Nationalpark, der uns gerne seine Forschung näher bringen wollte. Also haben wir nicht lange überlegt und sind mit dem Bus nach Tsavo gereist. Dumm nur wenn man statt 10am aus Versehen den Bus 10pm bucht…. Das ist aber auch echt confusing mit diesem am und pm.. Wir konnten dann aber zum Glück wenigstens das Ticket umbuchen auf den Bus mittags um 13Uhr ( Also 1 pm?!?!?Ich kann es mir einfach nicht merken…) , sodass wir abends in Voi ( die nächste Stadt zum Tsavo Nationalpark) ankamen. David hat uns dann von der Bushaltestelle abgeholt und uns zu unserem Hotel gebracht. Das war sogar echt ein relativ gutes Hotel. Das hätte ich für 15€ pro Nacht im Einzelzimmer gar nicht erwartet. Nur das Essen hätte besser sein können. Aber man kann ja nicht alles haben. David ist jedenfalls einer der nettesten Leute, die ich hier kennengelernt habe. Er wollte uns alles recht machen und hat alles für uns organisiert. Am nächsten Tag hat er uns vom Hotel abgeholt, uns in den Park gefahren und uns seinem Team vorgestellt. Mit denen sind wir dann im Park rumgefahren. Die fahren jeden Tag durch den Park um die Tiere zu suchen. Sobald man ein Tier sieht wird dieses ins Tablett eingetragen. Dazu gibt es scheinbar eine App. Dort trägt man dann ein welches Tier, was es grade macht und wie viele andere Tiere in der Nähe sind. Das Tablet speichert dann den genauen Standort ab, wo man das Tier gesehen hat. Wir haben Löwen und Geparden gesehen und natürlich Elefanten. Tsavo ist bekannt für seine große Elefantenpopulation. Der Nationalpark ist unglaublich groß, größer als Holland. Genug Platz für große Elefanten Herden. Wir haben einige Familien zu Gesicht bekommen. Als wir allerdings einer Elefantenkuh mit Kalb zu nah kamen, fand diese das gar nicht witzig und kam auf uns zu gerannt… Da musste der Fahrer dann aber Gas geben. Mir gefällt der Tsavo Nationalpark unglaublich gut. Grüne Büsche, rote Erde, blauer Himmel. Einfach Traumhaft. Dann kann man stundenlang durch die Gegend fahren ohne andere Menschen zu treffen. Einfach nur die Natur. Und wenn man dann noch die Elefantenherden an den Wasserlöchern beobachtet.. Ich kann wirklich nicht sagen welches der Tiere mein Lieblingstier ist. Ich finde Giraffen unglaublich toll, ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind wenn ich ein Hippo sehe… und fast noch mehr wenn ich ein Warzenschwein sehe. Ich liiiiiieebe Warzenschweine. Alle fragen mich immer „ warum denn Warzenschweine die sind doch unspektakulär und die laufen sogar in Nairobi durch die Stadt“ aber die sind einfach so unglaublich süß und witzig wenn die so durch die Gegend rennen. Und die sind einfach genau wie Pumba aus König der Löwen. Ich hätte wirklich gerne eins als Haustier. Aber Elefanten…. Elefanten sind dann doch noch was anderes. Die Lösen bei mir richtig was aus. Man sieht die nicht nur vorbei laufen sondern man fühlt eine Art Bewunderung für diese Tiere. Ich weiß nicht ob ihr versteht was ich euch damit sagen will. Aber ich finde es einfach beeindruckend wie diese riesigen schweren Tiere sich so elegant und lautlos fortbewegen können. Und es ist wirklich eine unglaublich tolle Erfahrung diese Tiere in der Wildnis zu beobachten.

An dem Tag hatten wir auch noch das Glück ein seltenes Grevy Zebra zu sehen. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht mal, dass es unterschiedliche Zebras gibt. Die Grevy Zebras haben viel schmalere streifen. Es gibt davon wohl nur 60 Stück in ganz Kenia.

Am nächsten Tag wurde unser Glück aber noch übertroffen. Denn wir haben 3 Löwinnen mit 2 Babys direkt neben dem Weg gesehen. Die Babys waren circa 1,5 Monate alt… Die waren vielleicht süß. Ich konnte mich nur schwer zusammenreißen nicht hinzulaufen und die zu knuddeln. Aber hätte ich das getan, könnte ich jetzt nicht mehr diesen Text schreiben. Wir haben auch noch ein Gruppe Geier gesehen. Beeindruckend und gruselig zu gleich. Wie die meisten sicher wissen, gehören Vögel nicht grade zu meinen Lieblingstieren (Außer Eulen, die haben wir sogar auch gesehen!!!) Aber Geier sind einfach nur gruselig. Zum Glück fressen die ja nur Kadaver. Was sie trotzdem nicht weniger gruselig macht. Und ein weiteres Highlight war dann: Der Leopard!!! Das einzige Tier der „Big Five“( Elefant, Nashorn, Löwe, Büffel, Leopard), das mir noch fehlte. Leoparden sind sehr scheu und sehr schwer zu sehen. Wir hatten also unglaubliches Glück überhaupt einen gesehen zu haben. Er lag auf einem Baum, sobald er uns aber gesehen hat ist er runtergeklettert und im nächsten Busch verschwunden. Wir haben ihn also nur ganz kurz gesehen und für ein Foto hat es leider nicht gereicht. Aber ich bin unglaublich froh. Ich glaube jetzt hab ich ungefähr alles an Wildlife gesehen, was Kenia so zu bieten hat. Und das ist wirklich viel. Wer gerne mal eine Safari machen möchte, dem kann ich Kenia nur empfehlen!

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt nach Tsavo zu fahren, auch wenn es nur zwei Tage waren. Ich hatte insgeheim auf einen Elefantencase gehofft, da mir das als einziges noch gefehlt hat. Aber ich will ja nicht unverschämt werden, ich bin auch so schon der glücklichste Mensch der Welt. Wer hat schon die Chance mit einem Wildtierarzt in Afrika zu arbeiten?! Und ich habe in den 8 Wochen so unglaublich viele tolle Sachen erlebt. Am Anfang meines Aufenthaltes war ich ein wenig geschockt von der Kultur hier. Alles ist so langsam. Aber man gewöhnt sich dran. Während ich am Anfang noch gedacht hab „So jetzt warst du mal in Kenia, nächstes Mal reicht dann auch Urlaub in Europa“ ist jetzt nicht mehr die Frage ob ich zurück komme, sondern wann ich zurück komme. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja dann noch einen Elefantencase für mich.

Jetzt freue ich mich erstmal unglaublich auf Marius, der Übermorgen endlich kommt und auf unseren gemeinsamen Urlaub am Diani Beach. Nächstes Wochenende geht es dann nochmal nach Tsavo für eine Zwei-Tages-Safari. Mal sehen wie sich der Park als Tourist anfühlt. Und dann freue ich mich darauf euch alle wiederzusehen! Bis dahin: Fühlt euch ganz doll gedrückt!

Eure Pia 

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