Veröffentlicht: 29.09.2019
Armenien ist, wie Georgien auch, voll von Kirchen und Klöstern, doch sie unterscheiden sich erheblich voneinander. In Georgien sind sie sehr ähnlich wie die russisch-orthodoxen Kirchen. Meist von oben bis unten mit bunten Fresken bemalt, viel Gold und Glanz zur Verehrung Gottes.
In Armenien das pure Gegenteil. Gross und mächtig, meist recht dunkel und vollkommen nüchtern. Bis auf ein Muttergottes-Bild und eventuell noch eines von einem Heiligen, gibt es nichts.
Erst war ich ziemlich betroffen über so viel Nüchternheit. Eine Führerin hat mich dann aber aufgeklärt: die Kirchen sind im frühen Christentum absichtlich so vollkommen schmucklos gebaut worden, damit nichts ablenken sollte von der Verehrung Gottes. Die Kirche war als der Ort gedacht, an dem nichts anderes Platz hatte als Gott selbst, und der Raum war geschaffen für die Begegnung zwischen Mensch und Gott. Lebendig, tief und pur. Nur Gott und Mensch, sonst nichts.
Vor diesem Hintergrund habe ich die Kirchen anders gesehen und ich empfand diese Schlichtheit zwar gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr wohltuend. Wenn man sich längere Zeit in so einem Raum aufhält, wird man schnell auf sich selbst zurückgeworfen und es stellen sich ganz automatisch existenzielle Fragen.