Veröffentlicht: 27.05.2017
Nun ist es wirklich eine halbe Ewigkeit her, dass ich mich hier auf diesem Blog zu Wort gemeldet habe. Doch wer denkt, dass ich mich noch immer in Kolumbien herumtreibe, den muss ich leider enttäuschen, denn inzwischen bin ich bereits seit zwei Monaten wieder zurück in Deutschland. Zeit zum Schreiben hatte ich allerdings auch zuhause kaum. Das Wiedersehen mit meiner Familie und meinen Freunden, die Vorbereitungen auf den Medizinertest und einige anstehende Bewerbungen haben meine Zeit vollends beansprucht und so hat es jetzt eben doch ein paar Wochen gedauert bis ich hier mal wieder zum Schreiben gekommen bin ;)
Nach dem eher mäßig bis schlechten Wetter in Medellín bin ich endlich in der wirklich traumhaften Temperaturzone angekommen. Wobei man dazu sagen muss, dass es ja schon fast wieder ein bisschen zu warm und zu feucht war – man kann es uns Menschen eben nie recht machen^^
Doch an der Nordküste von Kolumbien habe ich nach der peruanischen Stadt Arequipa eine weitere Lieblingsstadt entdeckt: Cartagena. 1533 von den Spaniern gegründet ist es eigentlich nur die Altstadt, die fasziniert. Während um die 13 Kilometer lange Stadtmauer herum nur Chaos herrscht oder einem riesige Wolkenkratzer („Cartagena’s Miami Beach“) die Sicht versperren, trifft man in Cartagenas Altstadt eine andere Welt an. Wunderschöne Kirchen und Gebäude im kolonialistischen Stil, enge Gässchen, kleine mit Blumen geschmückte Balkone und Cafés und Restaurants auf den unzähligen Plätzen, die die Stadt zu bieten hat. Selbst die Straßenverkäufer (die ja doch manchmal etwas nerven können^^) tragen zu einer Atmosphäre bei, bei der man den Sightseeing-Tourismus ruhen lassen will und einfach zu jeder möglichen Tageszeit durch die Stadt schlendern möchte.
Und so habe ich mich auch bei dem Besuch des zwei Stunden entfernten Schlammvulkans „El Totumo“ gegen eine kommerzielle Tour entschieden und mich auf eigene Faust auf den Weg gemacht. Was im Reiseführer allerdings ziemlich einfach klang, war dann nicht nur doch etwas komplizierter, sondern auch durchaus mit kleineren Angstattacken verbunden, denn in manchen Gegenden sollte man sich einfach nicht alleine als weißes Mädchen herumtreiben^^ Doch auch wenn ich letztendlich ohne die Tour nicht viel billiger weggekommen bin, so hatte ich doch auf jeden Fall Erlebnisse, die ich sonst nie gehabt hätte. Denn wenn man „endlich“ in einem der Public Busse sitzt (als einzige weiße Reisende wohlgemerkt und nachdem man extra eine Dreiviertelstunde mit dem Taxi zum Busterminal gefahren ist, um dort zu erfahren, dass dort kein Bus dorthin fährt, wo man eigentlich hin möchte^^), eigentlich keine Ahnung hat, wo es hingehen soll, geschweige denn, ob der Busfahrer einem wirklich Bescheid gibt, wo man raus muss (was letztendlich dann zwar passiert ist, aber an einem anderen Ort als ich eigentlich wollte^^) und total verrückte Einheimische ein- und aussteigen, die wahlweise zwei Meter langes Baumaterial, ein Blumengesteck für eine Beerdigung oder ein hüfthohes Spielzeugpferd bei sich tragen und man durch sämtliche sehr ärmliche Käffer auf dem Land fährt und einen alle anstarren als wäre man von Mond, dann sind das schon interessante Erlebnisse. :D
Der Besuch des kleinen Vulkans hat sich jedenfalls gelohnt, denn jeder, der mir erzählt, dass er nicht mal selbst gerne im Schlamm baden würde, muss eigentlich lügen – Anders kann ich mir das auf jeden Fall nicht erklären :D Und so lag ich dann in einem Pool aus Schlamm, in dem ich den Boden zwar nicht berühren konnte, doch auch nicht gesunken bin und mich vor allem eigentlich nicht bewegen konnte. Aber man sagt schließlich, Schlamm sei gut für die Haut und Spaß gemacht hat es sowieso. Und wenn dann direkt daneben ein See vorhanden ist, in dem man sich zumindest wieder ein bisschen reinigen kann, kann man sich auch nicht beschweren ;) Und ich bin sogar wohlbehalten nach Cartagena zurückgekommen – und auch nicht zum letzten Mal, denn Cartagena war noch zwei weitere Mal mein Ziel ;) Doch so sehr ich die Stadt liebe: Es lag hauptsächlich an meinen Flugverbindungen. Beschwert habe ich mich aber auch nicht :P
Doch so habe ich mich auf den Weg nach Santa Marta gemacht, um von dort aus zum einen in den Tayrona Nationalpark aufzubrechen, aber mich auch zum anderen auf die 4-tägige Trekkingtour zur „Cuidad Perdida“ (Verlorene Stadt) zu machen. Doch dort hat meine Gesundheit dann plötzlich völlig verrückt gespielt. Denn nach einigen Magen-Darmproblemen bereits in Bogotá haben diese mich wieder in Santa Marta eingeholt. Und wenn man sich dann zusätzlich noch eine Lebensmittelvergiftung auf einem Trek einholt, macht es das ganze wenig besser. Also wenn ich eines gelernt habe, dann ist es das: Zuhause krank sein ist schrecklich, in einem Hostel ist es noch schlimmer, aber auf einer Trekkingtour ist es das Allerschlimmste. Denn irgendwo mitten im kolumbianischen Dschungel bei hohen Temperaturen und einer noch viel höheren Luftfeuchtigkeit zu wandern ist auch gesund schon eine toughe Prüfung ;) Doch abgesehen von all diesen Strapazen war es eine wunderschöne Tour!
Die „Cuidad Perdida“ ist quasi das Machu Picchu von Peru, doch während dieser völlig überlaufen ist, kann man die sogenannte Verlorene Stadt nur zu Fuß erreichen und glaubt mir: Das schreckt zum Glück genügende schon ab ;) Und so haben wir uns auf den Weg mitten durch den Regenwald gemacht (überwiegend auf- und absteigend, entspannte und flache Abschnitte habe ich mehr oder weniger vergeblich gesucht^^), um in die Welt der Geschichte und der Natur einzutauchen.
Da ich jedoch durch meine Magen-Darm-Beschwerden eher halbtot als lebendig wieder nach Santa Marta zurückkam, habe ich mich letztendlich dazu durchgerungen, zum Arzt zu gehen, der mich gleich mal an den Tropf gehängt hat. An diesem Abend und auch am nächsten Tag ging es mir dann zwar gut, aber bereits in der zweiten Nacht hat es mich wieder eingeholt, sodass mein Plan, in den Tayrona Nationalpark zu fahren, verschoben werden musste. Nach einem zweiten Arztbesuch und verschriebenem Antibiotikum (habe ich übrigens auch nur zufällig herausgefunden, dass das Antibiotikum war^^) konnte ich mich dann aber letztendlich doch auf den Weg machen – ziemlich geschwächt und bei weitem noch nicht völlig fit, aber ich wollte endlich weiterziehen.
Der Tayrona Nationalpark ist der bekannteste Nationalpark Kolumbiens und leider dementsprechend auch ziemlich von Touristen überlaufen. Ziel dieser sind hauptsächlich die traumhaften Karibikstrände, die direkt in den Regenwald übergehen. Leider kann man nur in den wenigsten Zonen aufgrund der starken Strömung im Meer tatsächlich schwimmen, aber dafür sind die Strände, an denen man nicht schwimmen kann fast menschenleer. Die Wanderung zu den wenigen Camps war hingegen quasi eine Menschenwanderung – absolut nicht das, was ich mir gewünscht hätte, aber man trifft ja auch hin und wieder mal ganz coole Leute ;) Der heftige tropische Regen, der uns abends im Camp überrascht hat und unser Zelt noch weiter eingeweicht hat als es sowieso schon war, hat uns auf jeden Fall zusammengeschweißt. Denn über ein völlig überschwemmtes Camp war nicht wirklich jemand begeistert - das verbindet :D
Auf dem Rückweg nach Cartagena habe ich mich noch dazu entschlossen, einen kurzen Stop in Barranquilla einzulegen. Beschrieben wurde mir die Stadt hauptsächlich als ein Industriezentrum mit wenigen Touristen, doch weil ich sowieso daran vorbeigefahren wäre, dachte ich, ich schaue mir das doch einfach mal an. Letztendlich bin ich gefühlt mehr in einer Geisterstadt gelandet, die nicht viel zu bieten hatte (ja ich weiß, ich wurde vorgewarnt :D), außer einem: dem wirklich tollen und interessanten Karibik-Museum. Auch wenn ich eigentlich absolut gar kein Museumsfan bin, so hat mich dieses irgendwie doch in seinen Bann gezogen und mit hineingenommen, in alles, was Kolumbien so zu bieten hat – seine Geschichte, seine Menschen und deren Mentalität und seine Natur. Und so hat sich der kurze Halt in Barranquilla dann zwar doch noch gelohnt, über die Rückkehr nach Cartagena war ich dann aber doch froh, auch wenn ich eigentlich nur eine Nacht dort verbracht habe, um am nächsten Tag von dort aus auf die Karibikinsel San Andrés zu fliegen, die zwar eigentlich näher an Nicaragua liegt, aber dennoch zu Kolumbien gehört. Auch wenn ich lange überlegt hatte, meine letzten Tage in Südamerika dort zu verbringen und dann doch von den Preisen abgeschreckt wurde, so habe ich mich letztendlich doch dafür entschieden und war fest davon überzeugt, dass ich mir das zum Schluss noch gönnen darf ;) Und diese Entscheidung habe ich definitiv nicht bereut! Denn auch wenn, was viele nicht wissen, mich ein riesiges Müllproblem und einige weniger sichere Gegenden erwartet haben, so haben mich die typischen Strände der Karibik absolut überzeugt. Die weißen Strände, die Kokospalmen, aber ganz besonders das glasklare, blaue Wasser haben mich zum Staunen gebracht. Und wer kann den schon was gegen Strandurlaub in der Karibik einzuwenden haben? ;) Auf jeden Fall war San Andrés ein wunderschöner Abschluss für mich, denn ich konnte mir sogar noch einen absoluten Traum erfüllen: tauchen zu gehen! Und das hat mir so gut gefallen, dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass ich irgendwann einen Tauchschein machen werde! Die Unterwasserwelt hat eben schon seine Reize ;)
Und so habe ich mich ein letztes Mal auf den Weg nach Cartagena gemacht – um einen letzten Abend und eine letzte Nacht in Kolumbien zu verbringen bevor es wieder hieß, zurück nach Hause zu fliegen. Und wenn einem dann ein Kettenverkäufer eigenhändig eine individuelle Kette gestaltet mit einem Stein, der die kolumbianische Flagge trägt, um einem zu zeigen, dass „Kolumbien einen lieb hat“, dann kann man beruhigt gehen - in dem Wissen, dass man jederzeit willkommen ist ;)
Doch mit meiner letzten Rückkehr nach Cartagena ist auch etwas noch viel größeres zuende gegangen: meine siebenmonatige Auszeit von meinem deutschen Alltag und meinem deutschen Leben. Und so schön es auch gerade wieder ist, zuhause zu sein, so fehlt mir Südamerika. Doch ich bin unendlich dankbar für all die Menschen, die ich kennenlernen und all die Erfahrungen, die ich machen durfte. Diese Zeit war erlebnis- und lehrreich zugleich für mich und das nehme ich mit in den Alltag – mit allen Erinnerungen, die diese Zeit mir mitgegeben hat. Ich möchte keinen einzigen Tag missen!