Peloponnes 2019
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Pylos oder die Bucht von Navarino

Veröffentlicht: 19.07.2019

#ReisenwieimHimmel Teil 3

Pylos ist das Ziel der heutigen Reise. Ein hübsches Hafenstädtchen mit entspanntem Flair und doch geschäftigem Treiben.

Auch ein geschichtsträchtiger Ort. Hier begann die Unabhängigkeit Griechenlands. Die Zeugen dieses Kampfes liegen seit 1827 am Grunde des Meeres vor Pylos. Tauchen ist hier deswegen strengstens verboten.

Ich sitze unter dem Schirm der riesigen Plantane am Platz der drei Admirale im Cafe. Der Schlachtenlärm ist lang verklungen, die Gerippe der Toten im Meer zerfallen.

Hier verlor die türkische Flotte unterstützt von den Ägyptern ihre Vormachtstellung in Griechenland. Die Engländer, Russen und Franzosen gewannen die Seeschlacht von Navarino und läuteten damit das Ende der osmanischen Herrschaft in Griechenland ein.

Was meine türkisch- und ägyptischstämmigen Schüler zu Pylos' Geschichte sagen würden? Im Schulalltag streiten sie, welches Land besser sei, welche Religion die richtige. Und welche Gefühle von wem heute tiefer beleidigt wurden. Und deswegen zu rächen seien. Sie wissen wenig über die Geschichte ihrer Herkunftsländer, sind in Österreich geboren. Doch sie tragen die Kämpfe, die Siege und Niederlagen ihrer Vorfahren im kollektiven Gedächtnis. Wie wir alle.

In Pylos strahlt die Sonne vom Himmel, der Besuch des Kastells wird verwehrt, Dienstags geschlossen. Eine riesige Glocke hängt am Baum. Sie kann niemanden mehr die letzte Stunde schlagen, der Klöppel fehlt. Die Aussicht auf die Bucht ist ein Traum.

Ein Spaziergang am Hafen. Der Blick fällt auf die vorgelagerten Inseln, auf denen sich die Denkmäler der gefallenen Russen, Engländer und Franzosen befinden sollen. 600 Tote auf Seiten der Sieger. An die 4000 toten Türken und Ägypter erinnert nichts. The winner takes it all.

Zu einer Besichtigung der Inseln kann ich mich nicht entschließen, das Meer lockt mit anderen Freuden. Die Geschichte hat Pause.

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