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Bye bye Nordzypern

Veröffentlicht: 04.11.2023

Wir haben Nordzypern verlassen und immer noch ganz viele Fragezeichen zu diesem Land, das eigentlich kein Land ist. Wikipedia bezeichnet die türkische Republik Nordzypern als ein de facto Regime. Der Staat ist von keinem anderen Land außer der Türkei anerkannt, auch wenn dort mittlerweile 50.000 Russen leben und es eine russische Botschaft gibt (Der enorme Boom der Immobilientransaktionen macht es immer illusorischer, dass die griechischen Zyprioten irgendwann ihre früheren Häuser zurück erhalten.). Teil der Republik Zypern ist der Norden auch nicht, obwohl seine Bewohner neben dem Pass der Republik Nordzypern auch den des Südens haben. Ebenso wenig aber ist Nordzypern Teil der Türkei, trotz der 42.000 türkischen Soldaten (bei 300-400.000 Einwohnern).

Reiseführer, Internet und unsere Reiseleiter (einer aus dem griechischen, eine aus dem türkischen Teil) erzählen abweichende Geschichten über den Hintergrund der Teilung. So viel scheint klar zu sein:

  • Die Wurzeln der Teilung liegen im Unabhängigkeitskampf gegen Großbritannien. Nach 800 Jahren Fremdherrschaft wurde im August 1960 durch einen Vertrag zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei diese Unabhängigkeit auf dem Papier erreicht. Faktisch ist der Einfluss der drei Mächte auf Schritt und Tritt nach wie vor spürbar.
  • Eine wesentliche Rolle spielten und spielen die drei Schutzmächte Türkei, Griechenland und Großbritannien. Auffällig ist beispielsweise, dass ich im südlichen Teil bereits enorm viele griechische Flaggen gesehen, aber noch nicht ein einziges Mal bewusst die zyprische Flagge wahrgenommen habe.
  • Die Teilung hat keine religiösen oder kulturellen Gründe, sondern politische.
  • Die Teilung wird von den Schutzmächten bewusst zementiert, beispielsweise, indem man den zypriotischen Dialekt unterdrückt, und stattdessen Griechisch beziehungsweise Türkisch als Sprache durchsetzt.
  • Zyprioten sprechen ungern über diesen Teil ihrer Geschichte. Es scheint Zensur und Kontrolle zu geben.

Was passiert ist: nach der Unabhängigkeit 1960 gab es Spannungen, Unruhen und Anschläge zwischen türkischen und griechischen Zyprioten. Berüchtigt ist das blutige Weihnachten 1963, als zyperngriechische Polizisten ein Massaker an zyperntürkischen Zivilisten verübten. Danach kam es zur weitgehenden Trennung der beiden Volksgruppen und zur Teilung der Hauptstadt. Die so genannte Green Line stellt bis heute die Grenze dar. Verfallene Sackgassen führen in Nicosia zu einer teilweise durch Soldaten bewachten Pufferzone, dahinter 10 Meter Niemandsland. Die Green Line hat ihren Namen von dem grünen Stift, mit dem der Kommandeur der britischen Truppen auf einer Landkarte eine Linie zwischen den Wohnvierteln der türkischen und griechischen Zyprioten zog und so die Pufferzone definierte, die die beiden Volksgruppen auseinanderhalten sollte.

Der zyprische Präsident Makarios vertrat damals noch das Ziel der Enosis, der Einheit mit Griechenland. Dies änderte sich, als es 1967 in Griechenland zu einem Militärputsch kam. 1974 putschten Offiziere der zyprischen Nationalgarde, unterstützt von der griechischen Militärjunts, gegen die Regierung Makarios. Das wiederum provozierte die Türkei, die - unter Berufung auf ihr Interventionsrecht als Garantiemacht - mit 45.000 Soldaten einmarschierte und 37% der Insel besetzte. 

Apropos türkische Zyprioten: unserem Reiseführer aus der Republik Zypern zufolge kam es, meist aus steuerlichen Gründen, zu Konversionen vom Christentum zum Islam. Die zum Islam konvertierten Zyprioten wurden zuerst als Ottomanen und seit den 1960er Jahren dann als Türken bezeichnet.

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