On The Road To Thailandonesien
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vakantio.de/ontheroadtothailandonesien

Ich geh' mit meiner Laterne

Veröffentlicht: 12.04.2019

... und meine Laterne mit mir.


Wow, wie lange ist es her, dass ich meine eigene Laterne gebastelt habe und dann gemeinsam singend mit leuchtender (nicht brennender) Laterne der Polizei hinterher gelaufen bin? (Also ich rede von einem Laternenumzug und keiner eskalierenden Demonstration). Wahrscheinlich war das in der Grundschule und ich muss ehrlich zugeben, dass ich niemals gedacht hätte jemals wieder eine selbstgebastelte Laterne in der Hand zu halten und dabei vor Stolz fast zu platzen.Trotzdem erstmal Stück für Stückchen.Zuletzt habe ich euch direkt aus dem Nachtbus nach Phong Nha geschrieben und lustigerweise sitze ich auch jetzt wieder in einem Nachtbus und schreibe euch. In der letzten Zeit habe ich immer relativ fix die Orte gewechselt, deswegen werde ich mich jetzt nur auf die coolen/interessanten Ereignisse beschränken. Sonst sitzt ihr noch bis zum nächsten Laternenumzug vor dem Computer und lest meinen Blog; und ihr wisst ja alle, dass man davon viereckige Augen bekommt.Phong Nha selbst war echt ziemlich klein, ehrlich gesagt gab es nur eine große „wichtige“ Straße. Der Nachtbus hat uns morgens um 4 Uhr genau an dieser Straße rausgeschmissen, aber ich kleiner Künstler habe es doch tatsächlich geschafft ein Hostel außerhalb dieser Straße zu buchen. Eigentlich gab es sogar einen Abholdienst, der rechnete aber mit mir erst ab 6 Uhr, deswegen wollte ich niemanden aus dem Schlaf klingeln und bin mitten in der Nacht mit schwerstem Gepäck ganze 2 km im Dunkeln gelaufen. Das war schon ziemlich gruselig, so habe ich mir auch echt beinahe in die Hose gemacht, als da ein Einheimischer mit dem Fahrrad aus dem Nichts geradelt kam. Völlig verschwitzt stand ich dann 45 Minuten später vor der verschlossenen Tür und musste den Hostelbesitzer leider doch aus dem Schlaf klingeln. Der war aber echt fix fit, denn er wollte mir direkt schon eine Tour-Beratung um 5 Uhr morgens geben. Meinen allergrößten Respekt, ich hätte an seiner Stelle wahrscheinlich nicht mal die Augen aufmachen können. Ein paar Minuten später lag auch ich dann im Bettchen und habe noch 3 Stunden Schlaf abbekommen. Da ich echt super müde war, wollte ich es einigermaßen ruhig angehen lassen und wollte zur „Duck Farm“ fahren. Mein Hostel hatte sogar kostenlose Fahrräder, also schwang ich mich auf den Sattel und stellte später fest, dass man das definitiv nicht „ruhig angehen“ bezeichnen könnte. Denn den Weg habe ich völlig unterschätzt, sodass ich eine ganze Stunde in der prallen Mittagshitze über den Acker geradelt bin und mich am liebsten einfach in dem Graben zum Sterben legen wollte. Mit hochrotem Tomatengesicht kam ich dann an der Entenfarm an, wo ich gleich für ein bisschen Unterhaltung sorgte. Denn erst wollte mir keiner so richtig glauben, dass ich wirklich freiwillig mit dem Fahrrad gekommen bin. Der Weg war nämlich selbst mit dem Scooter nicht so der Hammer. Ihr fragt euch jetzt sicherlich, warum ich ausgerechnet zu einer Entenfarm fahre, wenn ich doch Laufenten zu Hause habe, oder? Jaja, das ist einfach super cool da. Man macht dort nämlich so eine Art ein kleines Programm, wo man erst die Enten füttert (die fressen direkt aus der Hand, was so kitzelt), danach der Entenanführer ist und man sich leicht zum Affen (bzw. Ente) macht, indem man laut quakend durch die Gegend watschelt und hofft, dass einem die Enten folgen; außerdem folgt eine kleine Fußmassage, in der die Enten von deinen Füßen fressen (was so so kitzelt - ich habe so vor mich hin gekichert) und das große Finale war das Entenwerfen. Tatsächlich klingt das sehr brutal, aber keine Sorge die Ente knallt nicht auf den Boden oder gegen eine Wand, sondern sie hebt ganz elegant ab und landet episch im kleinen Teich (ein bisschen wie im Bilderbuch - abgesehen vom Werfen). Das war mein großes Entenerlebnis! Doch das sollte nicht mein einziges geflügeltes Erlebnis für diesen Tag sein. Dort habe ich nämlich zwei Engländer getroffen, mit denen ich dann ein bisschen erzählt habe, die mich dann noch zur „Chicken Farm“ eingeladen haben. Die Beiden haben mir sogar (großzügig wie sie sind) angeboten, dass sie mich das Stückchen auch mit dem Scooter mitnehmen können und ich mich nicht mit dem Rad abstrampeln muss. Das Angebot wollte ich mir nicht entgehen lassen, also stimmt ich zu. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass sie zwei Scooter hatten, aber sie hatten nur einen, also sind wir ganz entspannt zu dritt durch die Felder gefahren. An der Hühnerfarm angekommen haben sie mir dann auch erst erzählt, was sie dort machen wollen. Denn das war eine Farm, wo man sich sein Mittagessen selbst schlachtet. Ok, damit habe ich wirklich nicht gerechnet und stand dann dort leicht überfordert, weil ich definitiv nichts Schlachten wollte. Da hat mich das Entenschlachten von früher schon genug geprägt. Super überfordert war ich dann vor allem, als das Mädchen aus dem Haus kam und vollkommen trocken gefragt hat „Do you wanna kill Chicken?!“. Sie war vielleicht 13 Jahre alt und hatte damit überhaupt keine Probleme und so auch die nächsten paar Minuten gefragt, wer genau das Huhn töten möchte, wie wir das Essen wollen und wer das Huhn fängt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich dann aus dieser Sache etwas ausgeklinkt habe, aber auf eine gewisse Weise war es auch schon wieder lustig (die Engländer haben durch ihren Humor die Situation super aufgelockert). Einfach weil es so absurd klang, dass doch tatsächlich jeden Tag Touris kommen um ein Huhn zu töten. Und diese abgestumpfte Art hat mich einfach vollkommen verwirrt. Letzten Endes hat sich der Engländer doch irgendwie nicht überwinden können, sodass das Mädchen ihm einfach das Messer aus der Hand genommen hat und ja: einfach das Huhn ohne Zucken getötet hat. Klar, ich verstehe schon, dass zum Fleischessen auch das Töten dazugehört, aber da ich überhaupt nicht mit dieser Aktion gerechnet habe war ich leicht verwirrt. Ich glaube, dass ich diesen Satz von ihr nie vergessen werde. Einfach weil wir alle drei super perplex wie angewurzelt da standen, als sie uns trocken gefragt hat ob wir das Huhn töten wollen. Das war alles so absurd, sodass wir irgendwie einfach nur so richtig verlegen vor uns hin gelacht haben. Jaja, irgendwie komisch, dass ich es „ruhig“ angehen wollte und dann am Ende des Tages auf einem Schlachthof stand. Ich muss aber ehrlich sein, dass ich das Huhn nicht probiert habe, weil mir der Appetit da ein bisschen vergangen ist. Das war irgendwie so eine Situation, da weiß man nicht ob das gut oder schlecht ist. Durch die beiden Engländer hatte ich aber echt Spaß und ja, das war einfach ein Erlebnis. So saß ich auf dem Rückweg auf dem Fahrrad und fragte mich echt, ob das gerade passiert ist. Ansonsten habe ich noch in Phong Nha eine der größten Höhlen Asiens besucht, was wirklich sehr beeindruckend war. Auf dem Weg dorthin habe ich mich beinahe (die Betonung liegt auf beinahe) in eine Matsch-Pfütze geschmissen. Den Tag davor hatte es ziemlich geregnet und ich bin mit dem Scooter etwas ins Schlingern gekommen und habe das aber im letzten Moment glücklicherweise noch unter Kontrolle bekommen. Ich weiß, jetzt seid ihr ein bisschen enttäuscht und seid euch sicher, ich hätte euch nur zu gerne erzählt, wie ich in eine Schlammpfütze gefallen bin, aber keine Sorge: falls mir sowas noch passieren sollte, mache ich Bilder und dann ist es sehr viel lustiger. Trotzdem war ich irgendwie sehr froh, dass mir diese Schlammaktion erspart geblieben ist, denn das wäre dann doch sehr peinlich gewesen eine Höhle schlammbedeckt zu besichtigen. Teilweise habe ich in der Höhle selbst dann nur meine eigenen Schritte gehört, was schon echt traumhaft war. Denn irgendwie gibt es immer einen konstanten Geräuschpegel gerade hier in Vietnam, der einem manchmal etwas auf den Kopf fällt. Und so war diese Stille in der Höhle einfach unbezahlbar.Von Phong Nah aus ging es dann für mich nach Hue, aber nur als kurzen Zwischenstopp. Denn von dort aus wollte ich mir einen Scooter ausleihen um nach Da Nang zu fahren. Die Strecke soll nämlich fantastisch sein. Und ja, das war sie auch echt. Ich saß dort wie ein staunendes Kleinkind auf dem Scooter und drehte mein Kopf wie eine Eule um auch ja keinen Winkel dieser wunderschönen Natur zu verpassen. Die Fahrt durch die Berge war definitiv meiner Meinung nach viel zu schnell vorbei und so befand ich mich plötzlich mitten im Großstadtverkehr Da Nangs. Ich habe die Größe Da Nangs deutlich unterschätzt und dachte, dass das eine Kleinstadt ist. Aber Nope, Da Nang ist eine extrem moderne Großstadt entlang der Küste. Eigentlich hatte ich mir selbst geschworen, dass ich niemals in Vietnam in einer Großstadt fahre, aber tja: da war ich. Mitten auf einer dreispurigen Fahrbahn umgeben von tausenden Scootern, die allesamt Kreuz und quer fahren. Und ich mitten drin! Zwischendurch konnte ich es einfach überhaupt nicht glauben und habe mich einfach nur gefragt, ob ich verrückt bin. Aber nein, ich bin mit dem vietnamesischen Verkehr eins geworden und habe wild hupend einfach die Kreuzung überquert oder mich entspannt durch die Autos geschlängelt. Wenn ich jetzt darüber nachdenken bekomme ich ein bisschen Gänsehaut, da ich echt eine Menge Glück hatte, dass ich mir da rein gar nichts im Verkehrschaos getan habe. Das ist so eine Situation, die ich mir in ein paar Monaten wahrscheinlich selbst nicht mehr glauben kann. Da Nang hat mich auch zutiefst beeindruckt, weil es irgendwie nicht wie Vietnam aussah. Es sah aus, wie eine amerikanische Stadt an der Küste (keine Ahnung welche aber amerikanisch). Alles war so unfassbar modern und schick. Irgendwie hatte man das Gefühl in eine andere Welt einzutauchen, weil ich so Vietnam bis dahin noch nie gesehen habe. Dort gibt es zum Bespiel die Dragon Bridge, die abends sogar beleuchtet wird (das sieht schon sehr schön aus) und einfach generell mochte ich dieses Großstadtfeeling sehr. Von Da Nang aus ging es dann nach 3 Tagen 30 km weiter in dem Süden nach Hoi An, die Stadt die am meisten von den Touristen in ganz Südostasiens besucht wird (hat man mir jedenfalls erzählt). Oder auch die Stadt der Laternen! In Hoi An ist einfach alles schön. Egal wohin man schaut, es wirkt total künstlerisch und wunderschön. Überall hängen bunte Laternen und es gibt kleine Gassen, wo man immer wieder irgendetwas Neues finden kann. Gerade am Abend wird es bezaubernd, da dann natürlich alles bunt leuchtet. Natürlich ist es dann leider auch ziemlich touristisch und sehr voll, da muss man hier und da schon mal mit ausgestreckten Ellbogen durch die Menge laufen, aber trotzdem hat es seinen Charme. So habe ich die nächsten Tage vor allem viel am Strand gelegen, der ist nämlich auch echt ziemlich schön dort und ansonsten großes Souvenir-Shopping betrieben. Alle Backpacker meinten zu mir, dass ich mir das Souvenir-Shopping für Hoi An aufheben soll und anfangs habe ich das überhaupt nicht begriffen, denn ich wollte definitiv nicht irgendwelche Reishüte oder anderen typischen Schnick-Schnack kaufen. Aber jetzt verstehe ich, was sie meinten. Denn es gibt einfach so viele schöne, alternative Sachen, die man gefühlt wirklich nur dort bekommt. Meine Hostelbesitzerin Lily war einfach nur total bezaubernd und hat mir super viele schöne Sachen empfohlen. Lily ist echt ein Schatz, die ist richtig mit dem Herzen dabei. So hat sie mich sogar extra mit dem Scooter zu einem ganz bestimmten Kaffee-Laden gefahren, als ich sie gefragt habe, wo ich guten Kaffee herbekomme. Und auch sonst läuft das dort alles sehr familiär ab. So gibt es abends immer das Family-Dinner, wo man einfach mit allen zusammen sitzt und gemeinsam isst. Lily hat für uns alle vietnamesisch gekocht und so haben wir wenig später mit dem Reispapier unsere eigenen Frühlingsrollen mit Grünzeug, Reis-Pancakes mit Shrimps und Papayasalat gefüllt. Und das war so lecker. Die frischen Frühlingsrollen sind hier wirklich sehr sehr gut. Auf ihre Empfehlung hin habe ich dann auch einen Laternen-Workshop gemacht, was wirklich super interessant ist. Tatsächlich saß ich dort ganze 2 Stunden für meine ganz eigene Laterne und wurde des Laternen-Machens gelehrt. Ich habe mich am Ende echt in die Grundschulzeit versetzt gefühlt, weil ich auf diese Laterne so stolz war und am liebsten gleich bei einem Laternenumzug von der Grundschule mitgelaufen wäre (größentechnisch wäre das wahrscheinlich nicht mal aufgefallen). Jetzt habe ich meine ganz eigene selbstgebastelte Laterne, die ich mir später in mein Zimmerchen hängen und immer voller Stolz betrachten kann. Da merkt man, dass man durch die kleinsten Dinge doch wieder zum Kind wird. Das habe ich tatsächlich vor allem beim Kleben mit dem Flüssigkleber gemerkt - da war ich noch nie sonderlich gut drin, sodass am Ende deutlich mehr als nur der abgesprochene Part geklebt hat.Nun ist es wirklich bald schon so weit, in einem Monat bin ich zu Hause. Und mir ist aufgefallen, dass ich das Rückflugdatum ja noch gar nicht richtig hier geschrieben habe. Nächste Woche Freitag fliege ich für meine letzten drei Wochen auf die Philippinen und lasse dort ein wenig die Beine baumeln, bevor ich wieder zurück in eure Arme geflogen komme. Mein Rückflug geht am 9. Mai morgens um 9:50 Uhr von Manila aus. Ich habe dann einen Zwischenstopp in Singapur für 10 Stunden, was aber nicht so dramatisch ist, da ich dort sogar raus kann. Landen werde ich dann am 10. Mai um 7:20 Uhr in Berlin. Das erscheint mir noch völlig fern und unreal, aber bald ist es real!Ach ja, meine Lieben. Die Botschaft dieses Textes ist, dass man sich definitiv auch an super kleinen Dingen erfreuen kann, wie zum Beispiel am Basteln einer Laterne. Vielleicht habt ihr jetzt ja auch ein wenig Lust bekommen etwas zu basteln und dazu sage ich nur: „Lasst euch nicht aufhalten!!“.Fühlt euch gedrückt und geht ein Stückchen mit eurer Laterne, denn sie geht auch ein Stückchen mit euch.

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