Veröffentlicht: 10.03.2018
Unsere erste Mountainbike-Tour ging bereits um 7:15h morgens los, ganz schön früh! Schnelles Frühstück, schnell zur Leihradvermietung (Marlborough Sounds Adventures, empfehlenswert), Bikes bekommen, und dann rein ins Wassertaxi (Cougar Line, gut). Vom Pictoner Hafen ging es zur Resolution Bay. Dort angekommen, trennten uns knapp 65 km bis zum offiziellen Ziel Anakiwa. Zunächst mussten wir unsere "Push-Bikes", so die neuseeländische Bezeichnung für Mountainbikes, 30 oder 40 Treppen hochschleppen :-D Zumindest brauchten wir so den steilen Berg zwischen dem eigentlichen Startpunkt des Tracks, Ship Cove, und der Resolution Bay nicht überwinden! Auf dem Queen Charlotte Pfad angekommen, platzierten wir mit Elan unsere Allerwertesten auf die äußerst gut gepolsterten Sättel. Diese hätten Metall verarbeitende Unternehmen nicht besser konstruieren können! Der Sattel war bequem wie ein Stein. Es war stark bewölkt und gefühlt um die 17 Grad Celsius; ziemlich gutes Wetter zum Radeln!
Nach ein paar Kilometern und einigen relativ gut zu bewältigenden Anstiegen, wurden wir mit sehr schönen Aussichten über den Queen Charlotte Sound (Totaranui) belohnt. Am Wegrand waren hauptsächlich Farne und Bäume, der Weg selbst matschig-steinig. Die ersten 10 km bis zur Endeavour inlet meisterten wir ganz gut und tapfer, auch wenn wir ein-, zweimal die Räder schieben mussten. Dort merkten wir dann auch, dass unsere Sättel ganze Arbeit geleistet hatten: Janina konnte sich so gut wie gar nicht mehr hinsetzen, trotz extra angeschafften Gel-Radler-Shorts, und Jörg biss sich durch, Männerspaß halt! Zum Glück war der Weg bis zum Camp Bay Campsite überaus flach, wir konnten sogar das eine oder andere Mal direkt am Wasser pausieren. Das war schon eine feine Sache! Außerdem hatten wir bei unserer ersten Pause zum ersten Mal ein Weka gesehen. Ein Weka, oder auch Wekaralle genannt, ist ein neugieriger (zumindest auf der Südinsel), flugunfähiger Vogel, der praktisch alles futtert, was er findet. Entsprechend schlich er um uns herum und suchte nach einer Leckerei. Nach weiteren 11 km erreichten wir die besagte Campsite, wo es auch zum Punga Cove Resort eine Abzweigung gab. Ein Resort mit Restaurant, d.h. ein idealer Platz um uns zu stärken und etwas zu erholen bzw. unsere 4-Buchstaben zu regenerieren. Bei dem Restaurant handelte es sich um eine überaus feine Kombüse am Anlegesteg der Punga Cove, die auch einen leckeren veganen Burger im Angebot hatte! Respekt! Zusammen mit einem herrlichen Ausblick über eine kleine schnieke Bucht.
Danach war der nächste Punkt der Kenepuru Saddle, zu erreichen über einen 1,2 km kurzen Anstieg. Läuft bzw. korrekter: Schieb(!), hatten wir uns gedacht und in die Tat umgesetzt. Als wir oben ankamen, hatten wir zwar noch nicht den höchsten Punkt des Tracks erreicht, waren aber schon ein gutes Stück unserem zeltigen Herbergenplatz näher gekommen; es trennten uns nur noch etwa 8 km von diesem. Wir machten die meiste Strecke vom Schieben Gebrauch, nur Downhill ging es auf die Bikes :) Einen sehr zu empfehlenden Aussichtspunkt und zugleich höchster Punkt der Strecke mit 467 Höhenmetern war der Eatwell lookout. Richtig cool, dieses 360-Grad Panorama!
Unseren Zeltplatz hatten wir schließlich um kurz vor 19h erreicht. Knapp 35 km zurückgelegt, sitzen konnten wir nicht mehr wirklich auf unsere Sättel, und Kraft in den Beinen für Aufstiege hatten wir auch nicht mehr. Ein Weka besuchte uns am Zelt, wollte wieder was schnorren. Wir waren dort ganz für uns alleine, schon etwas unheimlich, aber auch luxuriös.
Am nächsten Tag rollten wir um knapp 10h los. Wir hatten am Abend zuvor noch das Wassertaxi für 16h an der Torea Bay, etwa 20 km vor Anakiwa geordert... Oh ja, wir waren schlicht zu schlapp bis zum ursprünglich angedachten Zielort zu fahren... So lagen von der Bay of many Coves Campsite bis zum Anlegesteg an der Torea Bay nur 15 km vor uns, sehr gut machbar, auch mit angeschlagenen Kraftreserven! Unterwegs wurden wir erneut mit tollen Aussichten belohnt, einen Weka haben wir mit den Resten einer Avocado gefüttert :-D. Hervorzuheben waren die letzten Kilometer, die gingen gut steil bergab, richtig cooles downhill feeling! Das hatte viel Spaß gemacht!
Schließlich kamen wir um 14h am ruhigen Anlegesteg an, die Sonne kam noch raus, wir wollten uns schön ausruhen. Doch dann kam erst eine Schulklasse mit ordentlichem Wanderequipment, die hatten ganz schön viel zu schleppen, und ein Boot voller Hochzeitsgäste an. In dem nahe gelegenen Portage Resort wurde geheiratet. Die Gäste waren sehr vergnügt, so hatten wir statt Ruhe viel Unterhaltung! Einem wurde die Mütze vom Wind ins Meer geweht, er sprang kurzerhand mit Kleidung ins Wasser. So werden Legenden geboren, so oder so ähnlich! Da die Fortbewegungsmöglichkeiten nicht ausreichten, fuhren auch 2 hinten auf einem voll mit Koffern beladenden Pritschenwagen mit. Ob die beiden die Serpentinen überlebt haben... wir wissen es nicht. Aber Hochzeitskleidung kann man ja auch ziemlich problemlos auch bei Beerdigungen tragen... Vielleicht sollten wir diese nächstes Mal auch anziehen, statt Gel-Radler-Shorts, oder bis zur nächsten Tour ordentlich was essen, damit mehr verformbares Volumen den Sattel umschmeicheln kann!!