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Pilgern in Norwegen-Gudbrandsdalsleden

Veröffentlicht: 23.08.2021

Das große Packen

Ich mache mich zum ersten Mal auf, zu einem Abenteuer mit Rucksack und Wanderschuhen. Geplant sind 30 Tage, von Oslo nach Trondheim über den Pilgerweg (Gudbrandsdalsleden). Laut Pilgerinfo sind das 643 km in nördliche Richtung. Das alles möchte ich alleine laufen. Dazu muss ich erst einmal meinen Rucksack packen.

Packen

Es werden Zelt, Schlafmatte und Schlafsack eingepackt, dann kommt der Campingkocher und das Gas. Der Rucksack ist jetzt schon gefühlt voll und ich habe noch keine Klamotten, kein Wasser und kein Trinken dabei. Aber es passt alles rein und so viel braucht man ja eigentlich auch nicht.

Das Abenteuer beginnt

Am 27. Juni startet meine Wanderung zunächst mit einer Bahn- und Busfahrt zum Startpunkt, der St. Hallvardskatedralen in Oslo.

Erster Meilenstein

Die erste Etappe geht komplett durch Oslo und schnell merke ich wie anstrengend es ist den ganzen Tag auf Asphalt zu laufen. Der Pilgerweg teilt sich nur 800 Meter nach dem Startpunkt in einen Ost- und Westweg. Ich nehme den Westweg, weil der schöner sein soll.

Nach 24 km komme ich bei einem Unterstand an und übernachte dort mit Blick auf die Skisprungschanze Holmenkollen.

Es folgen Tage über und durch Felder, mit vielen Blasen und heftigen Schmerzen in meiner Achillessehne. Doch ich gebe nicht auf und erreiche schließlich den Mjøsa See.

Tag 9

An der Westseite des Sees gehe ich bis Lillehammer, wo ich zum ersten und einzigen Mal in einer Herberge übernachte.

Das Gudbrandsdal

Weiter führt der Weg durch das Gudbrandsdal, einem sehr schönen Tal, durch das der Lågen fließt. Der türkisblaue Fluss bietet malerische Fotos und begleitet mich bis kurz vor dem Aufstieg ins Fjell.

Tag 18

Ich begegne einer Frau aus Deutschland, die aber in Norwegen arbeitet. Wir gehen zusammen bis Otta. Sie ist den Weg schon einmal gelaufen und kann mir viele Tipps geben, wo man gut übernachten kann. Eigentlich läuft sie deutlich schneller als ich, doch sie beschließt mit mir zusammen übers Fjell zu gehen.

Das Dovrefjell

Fjell bedeutet Gebirge, welches der schönste Teil des Pilgerweges ist. An einem Tag sind wir hinauf auf gute 700 Meter und haben drei Tage gebraucht um über das Fjell zu laufen. Dann geht es an einem Tag wieder runter. Das Fjell ist landschaftlich definitiv das Highlight und ich genieße es sehr mal nicht auf Asphalt unterwegs zu sein.

Tag 20

Auf dem Weg nach Oppdal habe ich einen Pilgerpfarrer getroffen, der in Trondheim arbeitet. Ich bin ihm noch einige Male begegnet. Er geht in die entgegengesetzte Richtung, um möglichst viele Pilger*innen zu treffen, was ich eine sehr schöne Idee finde.

Nach dem Fjell haben sich die Wege von meiner Begleitung und mir, getrennt. Allerdings ist nach dem Fjell ein bisschen die Luft raus, denn der schönste Teil liegt hinter mir. Doch ich laufe jeden Tag zwischen 25 und 30 Kilometer und komme schließlich in die Nähe von Trondheim.

Tag 29

Ich merke wie ich einfach nur noch ankommen möchte. Am letzten Abend meiner Wanderung treffe ich dann wieder auf Luca und eine Freundin von ihr, sie sind auf dem Weg vom Nordkap ans Südkap mit dem Fahrrad. Ich bin unfassbar froh sie noch einmal treffen zu dürfen. Und auf gewisse Art und Weise erleben wir ja auch ein ähnliches Abenteuer.

Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben und war der Meinung, dass ich einen Grund brauche um wieder zurück nach Norwegen zu kommen. Denn bisher habe ich noch keinen Elch gesehen. Ich gehe also davon aus, dass es auch nicht am letzten Tag passieren wird, denn ich bin jetzt nur noch 25 km von Trondheim entfernt.

Doch wie es das Schicksal will sehe ich tatsächlich am letzten Tag noch einen jungen Elch, der überhaupt nicht schüchtern ist. Er steht neben dem Weg und ist gemütlich am Fressen. Er lässt sich von mir nicht stören und ich kann sogar noch Fotos machen.

Tag 29

Angekommen

Nach 29 Tagen in Norwegens wilder Natur komme ich schließlich in Trondheim am Nidarosdom an. Der Dom ist wirklich sehr schön und nachdem ich mein Zielfoto gemacht habe, gehe ich zur Pilgerinfo, um mir meinen Olavsbrev abzuholen. Die Leute im Pilgerzentrum sind total nett und ich fühle mich sofort willkommen. Dort treffe ich auch wieder auf Einar, den Pilgerpfarrer.


Tag 29
Tag 29

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mir in Norwegen begegnet sind und die sich mit mir unterhalten haben, außerdem möchte ich ein großes Dankeschön nach Hause schicken, denn dort saßen die Leute, die mir Hilfestellung gegeben haben und immer ans Telefon gegangen sind, auch wenn es gerade eigentlich nicht gepasst hat. Vielen Dank, ich habe euch ganz doll lieb.

Das St. Olavs Fest

Ich habe beschlossen noch eine Woche in Trondheim zu bleiben, um mir die Stadt anzuschauen und Teil des St. Olavs festes zu sein. Das St. Olavs Fest findet immer zum Todestag des St. Olav statt und ist eine Feier, die über mehrere Tage andauert.

Dabei gibt es Veranstaltungen wie ein Pilgerfrühstück mit einer anschließenden Pilgerwanderung zum Dom, Konzerte, Reden, Diskussionen und viele Gottesdienste. Ich bin Teil einer Gottesdienstpilgerwanderung von einer Kirche zur nächsten, wo wir unterwegs singen oder schweigend laufen. Dabei habe ich zwei sehr nette Frauen kennengelernt. Es laufen wwei Gruppen, die sich in der Stadt treffen. In dem ersten gemeinsamen Gottesdienst lese ich ein englisches Gebet vor. Der letzte Gottesdienst findet im Nidarosdom statt und Einar hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte dort kurz über meine Wanderung zu sprechen. Ich freue mich sehr, dass er mich gefragt hat und sage zu. Es sprechen zudem eine blinde Frau, die in einer Gruppe gepilgert ist und ein Geschwisterpaar, die mit der Familie gewandert sind. Einar ist froh, dass ich zu sage, da er noch jemanden gesucht hat, der nicht aus Norwegen kommt und alleine gelaufen ist.

Im Nidarosdom

Also darf ich sogar bei der Prozession mitgehen und in den Dom einziehen, zudem sitze ich vorne im Altarraum mit allen Pastoren, Priestern, Pfarrer*innen und Bischöfen. Das ist wirklich eine große Ehre für mich.

Da am Abend kein Bus mehr zum Campingplatz fährt, darf ich in der Pilgerherberge übernachten. Die Angestellten dort sind sehr bemüht, dass ich mein Geld wieder zurückbekomme, denn sie wollen nicht, dass ich für meine Unterkunft dort bezahle, schließlich habe ich ja auch im Gottesdienst einen Dienst übernommen.

Die Zeit in Trondheim hat mir geholfen mich daran zu gewöhnen nicht mehr zu wandern und ich freue mich jetzt schon auf Zuhause.

Wie ich nach Hause gekommen bin, lest ihr im nächsten und vorerst auch letzten Beitrag von mir.

Bis dahin, bleibt gesund

Eure Maike :D

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