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Tag 28: Von Jungfrauen und Meerjungfrauen (und auch von Nichtmehr – Jungfrauen )

Veröffentlicht: 02.08.2016

27.07.2016


Eigentlich sind wir der Meinung, dass wir heute schon recht bald nach Medan fliegen, doch ein kurzer check stellt unsere ganze Tagesplanung mal wieder auf den Kopf. Zeigt es sich doch tatsächlich, dass wir uns erst um 16h auf den Weg zum Flughafen begeben müssen. Die ganze Fliegerei, insgesamt werden es auf dieser Reise vermutlich vierzehn Flüge sein – lässt einen ganz schön schleißig werden.

Macht jedenfalls nichts, so können wir wenigstens noch auf den Markt und Gudi kann sich das 5€ Shirt, für welches sie gestern kein Geld ausgeben wollte, doch noch kaufen. Einfallsreich wie sie ist bedient sie sich erneut ihres Netzwerks und kontaktiert eine einheimische Freundin, welche sie ebenfalls aus ihrer Zeit in Wales kennt. Diese Wales – Studenten vermehren sich wirklich wie die Hasen. Jedenfalls scheint es, als würde der Gudrunsche` Geiz wirklich einen neuen Grad der Skrupellosigkeit erreichen, da sie sich tatsächlich lokaler Hilfe beim Feilschen um ein 5€ Shirt holen will. Letztendlich kommt alles ganz anders.

Aainaa, eine muslimische Kuala Lumpianerin hat Zeit und freut sich riesig, uns mit dem Auto herumkutschieren zu dürfen. Sie hat sogar eine Freundin mitgebracht und zusammen entdecken die Beiden die Rolle der Reiseguides für sich. So zeigen sie uns an diesem Tag alles – nur nicht den Markt, weshalb Gudi auf ihr Shirt verzichten muss und den Verkäufer nicht in die Verarmung stürzen kann. Stattdessen fahren wir im klimatisierten Vehikel in ein billiges Lokal, in dem nur einheimische sind und auch Gudi die geschmackliche Würze der eigenen Finger im Essen kennen und lieben lernen darf. Auch sie stellt sich dabei motorisch gar nicht so ungeschickt an, wobei sich die beiden malaysischen Girls auch wirklich als hervorragende Lehrende auszeichnen, wenn sie sich nicht gerade vor Lachen fast am Boden wälzen. Für mich heißt es auch an diesem Tag die überwältigende Geschmacksexplosion von Mie blanco zu genießen (Mie blanco gibt es nicht wirklich, ich habe um das Gericht weißer Reis ein wenig aufzupeppen ein spanisches und ein indonesisches Wort zusammengemixt, da mir beide zufällig bekannt sind).

Später bringen uns die Grazien, falls man das sagen darf (eigentlich darf ich kaum etwas sagen oder tun, aber dazu später), zu den Batu Caves, die wir am Tag zuvor so sträflich verschmäht haben. Tatsächlich ist es eigentlich eine ganz nette Anlage. Die Höhlen sind zwar im Vergleich zu dem, was man so als Österreicher kennt, überlaufen, dreckig und wenig aufregend, aber erstere Adjektive gelten wohl für viel asiatische Sehenswürdigkeiten. Die riesige, goldene Hindustatue und die etlichen Stufen zum Tempel sind allerdings relativ unterhaltsam und vor allem durch die ständige Anspannung, Opfer eines Affenanschlags zu werden, eher adrenalinerzeugend. Unten angekommen beschließt Gudi, die Tatsache, nicht bestohlen worden zu sein, mit einem Henna Tattoo zu feiern. Dies ist in 10 Minuten auf ihre Hand gekritzelt und sieht bewundernswerter Weise – jedenfalls anfangs – richtig gut aus.

Weiter geht es an diesem Tag, wir wollen die Gelegenheit nutzen und trauen uns in eine Moschee. Mit einer Einheimischen ist dies deutlich leichter, wenngleich die Gebetshäuser prinzipiell allgemein zugänglich sind, fühlen wir uns natürlich wohler, wenn wir jemand haben, der auf uns aufpasst. Die Moschee ist dann auch recht interessant, die Girls müssen, so sie es nicht sowieso schon sind, verschleiert und ziemlich eingepackt herumgehen. Von mir verlangt man eigentlich nur bedeckte Schultern, da ich aber nichts dabei habe bekomme ich von der Moschee eine Kutte geliehen, in der ich aussehe, als würde ich gerade meinen Schulabschluss feiern. Während die Mädels in die weiblichen Gebetsräume gehen, muss ich draußen warten, was mir Zeit gibt, den Koran in deutscher Übersetzung zu studieren. Vielleicht sind wir ja doch in einer touristischeren Moschee gelandet als gedacht. Vergeblich suche ich die Stelle mit den Jungfrauen. Stattdessen entdecke ich, dass die ganze Moschee mit FreeWIFI ausgestattet ist. Dies empfinde ich als ziemlich amüsant, da dies wohl nicht mal in Kirchen möglich wäre und auch so gar nicht zum strengen Verhalten, Kleidungsstil sowie Gebetsritus der Moslems passt. Irgendwie schafft es mein Handy aber nicht sich einzuloggen, weshalb ich einen Christenfilter vermute.

Am späten Nachmittag beugen wir uns noch der Selfiesucht der asiatischen Girls bevor wir deren gratis Flughafenshuttle genießen dürfen. Nach einer langen Verabschiedungszeremonie gehen wir getrennter Wege und treten unseren Flug nach Medan an. Dieser ist wohl der kürzeste, den ich je absolviert habe und dauert wohl nicht einmal eine halbe Stunde.

In Medan angekommen, erwarten wir einen kleinen Provinzflughafen, werden aber von einem großen, sehr besucherfreundlichen Gelände überrascht. Da wir vorhaben, die Nacht am Flughafen zu verbringen, sehen wir uns zu allererst nach gewissen Eckpfeilern zur Garantie eines angenehmen Flughafenaufenthalts um. Die Angestellten des Infoschalters stellen sich in dieser Angelegenheit, wider Erwarten und auch eher gegen den Usus auf Flughäfen, als freundlich heraus und zeigen uns bereitwillig Schlafbänke und ähnliches. Auch gibt es einen sehr billigen Supermarkt, bei dem wir uns ordentlich eindecken können.

Erst jetzt entschließen wir uns, was wir eigentlich als nächstes tun wollen. Nach langer Abwägung von Alternativen und viel Gezögere, geht es morgen um 6h früh nach Nias, einer kleine Insel westlich von Sumatra – auf der ich Meerjungfrauen vermute und surfen will – am besten mit letzteren zusammen.

Nachdem dies beschlossene Sache ist, beginnt Gudi sich mit der Insel auch ein wenig auseinanderzusetzen, während ich in meinem Laybag (so etwas wie eine tragbarer, riesiger Luftsessel/ Luftmatratze) platznehme und ein bisschen an den dreijährigen Todestag meines Vaters denke.


Gudis glorreiche Gesetze

Matthias, berühre niemals eine Muslimin – und mach erst recht keine Scherze im Stil, so wie du es sonst zu tun pflegst.

Diese Regel geht auf die Tatsache zurück, dass Gudi mich vor dem Eintreffen der Musliminnen kurz brieft und mir erklärt, diese (und eigentlich auch sie selbst) ja nicht zu berühren. So darf ich nicht einmal die Hand schütteln, geschweige denn eine Abschiedsumarmung austeilen. Dies fällt mir speziell schwer, da ich von der lieben Aainaa sogar ein Abschiedgeschenk – ein chinesisches Verdauungspulver – geschenkt bekomme. Wer weiß – die Chinesen in Perhentian Island haben meinen Magen versaut, vielleicht bekommen sie ihn ja auch wieder hin.

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