Waterfront Trail Toronto: Wer den Weg findet...

Das war mal ein abenteuerlicher Nachmittagswanderweg! Nachdem ich alle Archive und Bibliotheken inklusive das lettische Zentrum regelrecht abgegrast habe, war es Zeit für eine Wanderung entlang der "Küste" Torontos.

Waterfront Trail, ein Uferwanderweg entlang des Ontariosees, klang vielversprechend. Ich setzte an einem Punkt  bei Scarborough ein, der gut zu erreichen war.

Der Anfang war auch gut, doch relativ schnell stand ich an ziemlich hohen Klippen und die Wege nach oben wie nach vorn kamen mir nicht mehr so ganz richtig vor. Als der Weg gerade aus am Wasser nicht mehr wirklich weiterging, folgte ich einen der sehr steilen Pfade und stand nach einiger Zeit im ziemlichen Dickicht. Ein ausgetretener Weg ging weiter, also hinterher. 

Ich war offensichtlich nicht die Erste. Irgendwann wurde der Weg auch mal wieder breiter, dann wieder schmaler; irgendwann stand ich vor Zäunen und einem Privatgelände. Es ging nichts mehr. Mh, was nun? Für ein Zurück bin ich nur im Notfall zu haben, daher schauen, wie es weitergeht.

Ich suchte nach einem Durchgang, denn laut Google, sollte der Weg hinter diesem Fabrikgelände weitergehen. Nach langem Suchen fand sich tatsächlich ein Tor, das nicht verschlossen war und schwupps stand ich auf einem Firmengelände. Viele Lkws, Gabelstapler. Runter von dem Gelände kam ich aber auch nicht. Ich tapperte da also so rum und fand irgendwann ein Häuschen des Sicherheitsdienstes. 

Dieser fiel fast vom Glauben ab. Wo ich denn herkomme, wenn ich doch nicht reingekommen bin? - so interpretierte ich seinen Gesichtsausdruck. 

Nein, ich dürfte das Gelände nun nicht verlassen, sondern müsste da bleiben. Er diskutierte mit einem Kollegen darüber, ob er nun die Polizei rufen müsse, da ich das Gelände unerlaubt betreten hätte und unklar sei, wo ich herkomme und was ich dort suche.

Nach geraumer Zeit waren drei Leute anwesend, darunter der Chef. Nachdem sie mir - einige mit mehr, einige weniger Skepsis - glaubten, dass ich mich verirrt hatte, ihnen zeigte, welche Tür im Tor offen steht, wurden sie lockerer. Mein Argument, dass ich ja nicht Betriebsgeheimnisse ausspähen möchte und dann umgehend zum Sicherheitsdienst gehe und frage, wo ich denn wieder "in Freiheit" komme, verklang zunächst ohne Reaktion.

Eine Passkopie musste ich da lassen und der Sicherheitswachmann erschien auch irgendwann angetan, da er noch nie einen deutschen Pass gesehen hatte. Ich zeigte ihm dann auch noch - quasi zur Entschuldigung - einen deutschen Perso sowie meinen Führerschein.

Nach dieser etwa 40 minütigen Pause und vermutlich mindestens 30 minütigen Umweg zuvor, ging es dann weiter.

Es dauerte erneut eine Weile bis ich den Waterfront Trail, den "Uferpromenandenweg", "wiedergefunden" hatte - zumindest erschien es mir so. Die Beschilderung ist mies bis nicht vorhanden und trotz meiner ansonsten guten Orientierung, waren einige Passagen für mich kaum zu finden - ganz offensichtlich, wie oben beschrieben. Der Weg scheint nicht besonders frequentiert.

Das wundert mich, denn mitten in einer Großstadt das Gefühl zu haben am Meer zu sein, warum wollen das nicht mehr? Vögelgezwitscher, Wellenrauschen und das bei herrlichem Sonnenschein. 

Es gibt sogar eine ganze Website, denn der Wanderweg ist Teil einer ganzen Weitwanderstrecke um die großen kanadischen Seen herum. Vielleicht gehen aber auch zu viele Leute auf dem Weg verloren... Einfach zu finden ist er - jedenfalls in der Metropolregion Toronto - nicht. Auch die Arbeiter des Betriebs versicherten mir, dass sie von so einem Wanderweg noch nie etwas gehört hätten.

Zumindest wenn man weiter in Richtung Innenstadt kommt, findet sich wieder mehr Leben.