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Wieder unterwegs Teil 2

Veröffentlicht: 02.09.2018

Wir nehmen Richtung Süden mal eine völlig neue Route. Weder über die teure Autobahn, noch durch das Rhonetal und auch nicht durch die Seealpen führt unser Weg. Über Landstraßen durchqueren wir ganz langsam das schöne Burgund. Sanfte Hügel, Weinreben soweit das Auge reicht und gemütliche Dörfer ziehen an uns vorbei. Schade, dass wir keine Fahrräder dabei haben, es wäre bestimmt schön, hier mal einen Fahrradurlaub zu machen. Weiter geht es durch die Auvernge. Die Vulkanlandschaft erinnert uns an die Eifel und wir finden es eher langweilig, aber auch hier sind die Dörfer pittoresk und gemütlich. Auf unserem Weg liegt das hübsche Städtchen Figeac im Département Lot, Geburtsort des Ägyptologen Jean-François Champollion, der durch die Entdeckung und Übersetzung des Steins von Rosette die ersten Hieroglyphen entziffert hat. Hier liegt auf einem kleinen Platz eine überdimensionale Kopie dieses Steins, die wir uns anschauen wollen. Nachdem wir geduldig und amüsiert gewartet haben, bis eine Gruppe junger Mädchen ihre "Walk like an Egyptian" Tanzeinlage auf dem Stein endlich zu ihrer Zufriedenheit gefilmt hatten (da sag noch mal jemand die Jugendlichen heutzutage hätten keine Ausdauer), können wir den Stein dann auch besichtigen und bekommen eine Idee von der unglaublichen Leistung des Mr. Champollion.

Unsere nächstes Ziel ist Albi, Hauptstadt es Département Tarn. Die Stadt selbst ist gar nicht so schön, hat aber zwei herausragende Sehenswürdigkeiten - und einen kostenfreien Stellplatz mitten in  der Stadt. Schon bei den Anfahrt auf die Stadt über eine der vielen Brücken haben wir einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und die auf den höchsten Punkt thronende Kirche Saints-Cécile, eine der größten Backsteinkirchen der Welt. Von unserem Stellplatz aus gelangen wir über ein paar Treppen direkt vor die Kathedrale und stehen staunend vor dieser monumentalen, einschiffigen Kirche aus Backstein, die mit ihren bis zu 6 Metern dicken Mauern abweisend und trutzige aussieht wie eine Festung. Nicht sehr einladend, aber wir gehen trotzdem durch das reichverzierte Eingangstor und kommen wieder aus dem Staunen nicht heraus. So schlicht, schmucklos und festungsartig die Kirche von außen ist, so künstlerisch reich ausgemalt und ausgestattet ist sie von innen. Ein Wandgemälde von unbekannten flämischen Künstlern gilt als eines der bedeutendsten Werken des späten Mittelalters und stellt das jüngste Gericht inklusive der zu erwartenden grausamen Strafen für jede der sieben Totsünden darf- von Höllenfeuer über Vierteilen und der Wasserfolter ist für jeden was dabei. Und die Gläubigen können sich so schon zu Lebzeiten ein Bild davon machen, welche Strafen sie für Völlerei, Wolllust oder Habgier erwarten wird, was sich bestimmt positiv auf ihre Spendenbereitschaft ausgewirkt hat. Das Gewölbe der Kirche ist mit Fresken italienischer Künstler aufwendig ausgemalt, ein riesiger Lettner im Flaboyantstil trennt den Chor vom Langhaus und wir könnten noch viel mehr mit unserem fundierten Halbwissen prahlen weil wir uns tatsächlich eine Führung gegönnt haben. Aber wir empfehlen euch lieber mal selbst reinzuschauen, wenn ihr in der Gegend seit, es lohnt sich wirklich.

Nach so viel erhabener Schönheit ist uns jetzt aber nach etwas Profanem, Heiterem, Leichtem und vielleicht sogar ein bisschen Frivolem und da bietet sich die zweite Sehenswürdigkeit der Stadt gradezu an - das Museum zu Ehren des "größten" Sohnes der Stadt - Henri de Toulouse-Lautrec. Wir sind überrascht, wie vielfältig die Werke des nur 1,50 Meter großen Künstlers sind, gekannt haben wir ja vor Allem seine Werbeplakate und die Bilder aus dem Pariser Milieu. Aber auch seine anderen Werke gefallen uns und das Museum bringt uns  Mensch und Maler näher. Und dass seine vielen Bilder aus den Vergnügungsvierteln  in Paris im ehemaligen Bischofspalst eine Heimat gefunden haben, gefällt uns auch. 

Wo wir jetzt doch schon so kulturell unterwegs sind, darf natürlich Carcassonne nicht fehlen. Wir haben es bisher nur als Brettspiel gekannt und wollen uns nun das historische Vorbild für den Spieleklassiker ansehen. Nach drei Nächten auf Stellplätzen wird es auch mal wieder Zeit für einen richtigen Campingplatz mit Duschen und einer Wohnmobilversorgungsstation. Also buchen wir uns auf einem Platz ein, von dem aus man die Festungsstad La Cité zu Fuß erreichen kann. Den heißen Nachmittag vertrödeln wir auf dem Campingplatz und machen uns erst am nächsten Morgen auf zur Festung, die auf einem felsigen Hügel über der Stadt und  der weiten Ebene thront. Ihren Ursprung hat die Festung in gallo-römischer Zeit und durch die Beharlichkeit des Architekten und Denkmalpfleger E.E. Viollet-le-Duc wurde sie im 19. Jahrhundert aufwendig restauriert und es entstand ein gut erhaltenes historisches Monument, das heute zu den Top-Sehenswürdigkeiten in Frankreich zählt. Zum 20. Geburtstag als Weltkulturerbe wurde die Cité vom schweizer Künstler Felice Varini mit konzentrischen gelben Kreisen beklebt, die viel Raum für Interpretationen lassen.

Ja, natürlich haben wir wieder eine Führung gemacht, sonst könnten wir doch jetzt nicht so schlau daherschreiben. Wir umrunden fast den gesamten mehr als drei Kilometer langen Festungsring, wandern durch die von Touristen überlaufende Festungsstadt mit ihren Restaurants und Souveniergeschäften, besichtigen die Burg, ignorieren die Kirche (was soll denn nach Sainte-Cecile noch kommen). Wir streifen durch die Neustadt, die Ville Basse aus dem 13. Jahrhundert, auch nicht mehr ganz taufrisch, aber bedeutend lebendiger als die Cité, die nur für die Touristen lebt. Dann wandern wir an der Aude entlang zurück zu unserem Campingplatz, wo uns dann am Ende des Tages die Füße echt weh tun und es gerade noch für ein  Abendessen im  Campingplatzbistro reicht.


Antworten (2)

Barbara
Ilse: ich bin total überrascht, dass schon der erste Bericht zu lesen ist. Alles klingt gut und ist ein tolles Kontrastprogramm.

Kerstin
Sehr schöne Bilder, sieht entspannt aus!