Veröffentlicht: 25.08.2019
Am Morgen schmeisse ich mich optimistisch in die kurze Buchse, tausche diese jedoch nach kurzer Zeit in die Lange. Es ist frisch, aber ordentlich. Der Himmel ist grau und noch ist von der Sonne nichts zu sehen. Wir halten nochmal in der Innenstadt, da wir das Geburtstagspaket für mein Schwester Herz endlich auf den Weg bringen müssen. Es war das teuerste Paket, was ich je verschickt habe...! Nein, ich meine nicht den Wert des Inhalts...ich meine den Versand...!!! Wenn das nicht ankommt...is aber was los hier bei Posten.no, das sach ich Euch! Aber für meine liebe Schwester hätte ich auch das Doppelte bezahlt! Wenn man am Geburtstag schon nicht da ist, muss es zumindest ein Paketchen geben, koste es, was es wolle!
Anstatt auf dem direktesten Weg zu den Lofoten zu fahren, entscheiden wir uns für einen Umweg und machen uns auf den Ausläufer Richtung Andenes in die Region Vesterålen. Um etwas abzukürzen, nehmen wir die Fähre in Refsnes über den Gullesfjord nach Flesnes (geile Namenskombi...). Die Überfaht dauert ungefähr 20 min. und kostet ‘n Zehner, endlich mal was Günstiges hier.
Die Landschaften werden immer beeindruckender und die Straßen immer kleiner.
Die Berge erheben sich wie schlafende Riesen und beobachten uns, wie wir immer weiter ins Nichts fahren. Auf dem Weg ist kaum ein Mensch zu sehen, während wir über die Straßen hüpfen, welche oftmals an den Weg zum Bemberg erinnern. Wir fahren die Westküste nach Stave hoch und finden einen tollen Platz gleich am Meer. Um direkt am weißen Sandstrand zu stehen, verzichten wir gerne auf Strom und WLAN. Den Kühlschrank stellen wir einfach raus, da es auch hier kalt genug ist.
Und ob das nicht schon fantastisch ist, reißt der Himmel plötzlich auf und die Abendsonne zeigt sich von ihrer besten Seite. Wir sitzen in unseren Stühlen vor dem Bus, mit Bierchen natürlich, und können es kaum glauben, wie schön dat is. Wir könnten heulen vor Freude...! Türkisfarbendes Wasser und weißer Sandstrand in einer fantastischen Bucht umgeben von grünen Bergen. Und als ich da so sitze, habe ich mich gefragt, worauf man im Leben eigentlich immer so wartet...das hier ist doch schon der absolute Gral. Herrlich!
Gleich hier am kleinen Campingplatz kann man sich mehrere Hot Pot mit Blick auf‘s Meer mieten. Obwohl hier kaum was los ist genießen ein paar Camper im Hot Pot den Sonnenuntergang. Jörni chekt direkt das Wetter für Morgen, sonnig soll es den ganzen Tag werden, und macht gleich Nägel mit Köppen und reserviert so‘n Ding für den nächsten Abend. 500 NOK, das is ja gerade mal der Preis für‘n norwegischen Damenhaarschnitt...pah! Und wann macht man dat schonmal. Außerdem hattet ihr doch auch an genau so was gedacht, als ihr uns die Reisekasse so lieb aufgestockt habt, oder? Zwei fette Kartoffeln im Hot Pot in Norwegen am Arsch der Welt! Großartig!
Wir kochen uns noch was Leckeres und genießen den malerischen Sonnenuntergang! Leider kein Wal in der Ferne zu sehen! Aber wir wollen auch nicht übertreiben...
Gegen 23 Uhr machen wir uns, leicht untertemperiert, auf ins Bettchen und glotzen schön eingemuckelt aus den Heckfenstern auf die fast untergegangene Sonne tief am Horizont (...klingt ‘n bissken kitschig, wie aus‘m Schnulzenroman, aber so war et halt, wie Fototapete aus‘se 70er).
Als wir am nächsten Tag wach werden und aus dem Fenster schauen, ist der tolle Blick leider nicht mehr ganz so klar, denn es ist diesig und regnerisch. Zudem pfeffert der Wind einem ordentlich um die Ohren. Schnell einen Kaffee in der wirklich sehr schönen und gemütlichen Camping Küche gekocht und Joghurt mit Blaubeeren im Bus gefrühstückt. Danach Regen...dann leichtes Gefissel...dann Regen...! Nochmal Regen...und Regen....! Die Berge in der Ferne sind mal zu sehen, mal nicht...! Ich hatte mich am Tag zuvor schon gewundert, dass Jörns Wetter App Sonne voraus gesagt hatte, bei mir war den ganzen Tag Regen angegeben...aber die hatte bis jetzt auch nicht immer Recht! Aber der Fehler ist schnell gefunden, Jörni hatte sich beim Ort vertan...!
Es regnet immer noch, eigentlich wollten wir waschen, aber das verschieben wir dann mal. Ich nutze die Zeit den Blog mit neuen Infos zu füllen. Schade, dass das Wetter heute nicht mitspielt bei der schönen Kulisse. Aber es ist ja nur Wetter! Ich sitze in einer ganz kleinen gemütlichen Bude (würde gerade der Bus reinpassen) und nutze den Strom und das WLAN, während ich aus dem Fenster beobachte, wie sich unmittelbar genau neben unseren Bus ein riesiger weißer KackCamper (ich hasse sie...ich muss mich mehr entspannen...) in die Ecke drängelt, obwohl wir schon in dieser Ecke stehen. Die komplette Fläche hier ist ungefähr so groß wie ein Fußballfeld und wir sind das einzige Auto, was bis jetzt darauf gestanden hat, ich kann es gar nicht fassen...unglaublich! Auf so ‘ne Idee musse erstma kommen! Wir haben bis jetzt schon des öfteren Mal gelernt: mit nett komm‘se nich weit...!
Was soll ich mich aufregen, entweder geh ich jetzt dahin und tritt dem tschechischen Womo den Spiegel ab, oder ich freue mich einfach nur darüber kein unverschämter Mainstream Penner zu sein und in so ‘nem Scheiß-Womo wohnen zu müssen. Den Motor hat er im Übrigen auch die ganze Zeit laufen, unten auf den Plätzen gibt es ja bekanntlich keinen Strom und dann lässt man halt einfach mal die Karre laufen...tsss,tsss,tsss...!
So, ich rege mich jetzt nicht mehr auf, mir doch egal! Et is wie et sich.
Es fisselt weiter Bindfäden und die Berge verschwinden in grauem Dunst. Wir überlegen kurz, ob wir die Hot Pot Nummer bei dem Wetter durchziehen und entscheiden uns dafür, ist doch nur Wetter. Außerdem hat das Ding eine schöne Wassertemperatur von 38 Grad, da macht dat Gefissel von oben auf‘n Kopp auch nix mehr.
Sollte der Motor dann allerdings immer noch laufen, is der Spiegel ab...so!
Es war eine wahre Wonne im Hot Pool...jeglicher Ärger vergessen, obwohl ich mich zwischenzeitig dabei erwische, wie ich doch noch mal runter über den Strand schaue und den blöden Camper anglotze...!
Die Hot Pools sind auf verschiedenen Ebenen in einzelne kleine Grashügel eingelassen, wir bekommen gleich einen von den obersten und können entweder über das Meer gucken oder in die Berge...ein Traum der ganze 1,5 Stunden geht, zeitweise bei absolutem Platzregen im dampfenden Pool...cool! Danach schön warm duschen und lecker Abendessen gekocht...hervorragend! Entspannte Grüße in die Heimat!
Morgen geht‘s weiter!