Björkliden - 19. August

Am nächsten Tag beschließen wir weiter zu fahren. Das Wetter ist wieder regnerisch, zum ersten Mal gibt es keinen frischen Kaffe und kein leckeres Frühstück vor dem Bus. Wir fahren in die Stadt und schauen, ob wir irgendwo frühstücken können...negativ! So eine wirkliche Innenstadt ist gar nicht zu finden und wir fahren nochmal ins Einkaufsmekka und frühstücken bei Burger King...bähhh...aber der Hunger treibt‘s rein. Wir kaufen noch ein bisschen ein und fahren zu einem Museum in Kiruna, indem es wohl viel über die samische Urbevölkerung zu lernen gibt. Gut, dann halt ein bisschen Bildung bei dem schlechten Wetter, kann ja nicht schaden. Aber irgendwie verstehen die hier unter Museum scheinbar was anderes als wir! Es befand sich im Keller eines Hotels und umfasste einen ungefähr 20 qm großen Raum...ach so, ja dann mal los. Nach 5 min. waren wir dann auch nur geringer schlauer und haben beschlossen der Stadt Kiruna den Rücken zu kehren. Wir wollen weiter Richtung Abisko, einem großen Nationalpark.

Ich habe das Gefühl in Schottland zu sein, während ich aus dem Fenster schaue. Riesige Seen und bergige Landschaften erstrecken sich in einem feuchten Dunst...! Wir halten am Abisko Nationalpark, beschließen jedoch nur kurz zum Wasserfall zu laufen, mittlerweile hört es gar nicht mehr auf zu Regnen. Dann geht's zu dem einzigen Campingplatz hier in Björkliden nur schlappe 10 km weiter. Hier erinnert alles an den Wintersport, Skihotel, kleine Lifte und viel Holz.

Es ist ca. 16.30 Uhr und uns bleibt aufgrund der Wetterlage wieder nichts anderes übrig, außer Bier zu trinken und wie zwei schmörmelige Ermittlungsbeamte auf den Sitzen zu hocken und aus dem Fenster andere Camper zu observieren und die armen Menschen zu bedauern die gerade ihr Zelt im Regen aufbauen. Ein Hoch auf die alte Minna...! Das nenn‘ ich ma‘n prima Observationsfahrzeug.

Wobei auch das so gut wie überhaupt nicht mehr möglich ist, da sich soviel Wasser im Fahrzeug gebildet hat und das Kondenswasser seinen üblichen Weg geht. Jörni hat ganz stolz seinen Luftentfeuchter aus dem Supermarkt aufgebaut und war sich sicher, dass dieser eigentlich nach einer halben Stunde ausgeleert werden müsste...ist bis jetzt kein Tropfen drin...! Eignet sich aber auch prima als Blaulicht für die Minna, falls wir es mal eilig haben sollten...

Der nächste Tag begrüßt uns mit Sonnenschein und die triste Aussicht vom Vortag ist Geschichte. Wir sind früh wach und machen uns nach dem Frühstück auf in die Berge, trotz fehlendem Trekkingoutfit...das wird hier nämlich gerne getragen...Wir wandern rauf und runter und machen die erste Rast an einer verlassenen Liftstation (wir können unseren Durst leider nur mit Bier stillen, Jörni hat nämlich nicht einen Tropfen Wasser mitgenommen, pfiffig...)! Wir machen beschmierte Fotos mit dem Selbstauslöser, lachen uns darüber total kaputt und ziehen danach weiter.

Wir sehen Rentierherden in den Bergen, genießen einen großartigen Blick ins Tal und bewundern die vielen Bäche und den rieseigen Wasserfall. Zwischendurch ziehen große Wolken vorbei, aber es bleibt trocken auch wenn es etwas frisch ist. Kurze Hose geht, sehr gut! Nachmittags erreichen wir wieder unsere Basis, essen Fisch und Salat (hoffentlich wird das nicht irgendwann zu einseitig...aber wir versprechen uns davon dünner zu werden. Wobei unser Geist auch der Meinung ist, dass das funktioniert und wir mindestens 5 kg leichter sind, aber die Physis sieht das noch'n bissken anders. Daran müssen wir noch arbeiten...aber wir haben ja Zeit...)!

Ich gehe früh in die Pofe und lese noch ein wenig, Jörn wartet mal wieder bis Mitternacht auf Elche, Bären, Wölfe und heute besonders auf Aurora Borealis, so werden die Polarlichter hier genannt. Ihr dürft raten...richitg...nix ist passiert!

Vielleicht beim nächsten Mal!

Heute Morgen können wir wieder in der Sonne frühstücken, wobei der Wind heute einen zwischenzeitlich frösteln lässt...ich bleibe bei kurzer Hose.

Wir verlängern um eine Nacht und wollen bis Morgen hier bleiben. In der Rezeption haben wir uns ein Buch mit tollen Fotografien gekauft...so also könnte es hier aussehen, bei perfektem Wetter...es ist zwar nicht ganz so, aber trotzdem schön. Wir beschließen, dass man hier unbedingt mal im Winter hin muss...wird notiert!

Ich nutze den Vormittag, mein Buch auszulesen und die Sonne zu genießen. Jörni macht nochmal eine Wanderung mit dem Hund und ich setze mich an meinen „Schreibtisch“ (im gewöhnlichen Alltag würde man das Ding einfach als popeliges Brett bezeichnen, aber hier leistet es als Schreibunterlage gute Dienste) und schreibe den ganzen Kram hier auf. Die Sonne steht so gut auf dem Bus, dass er schnell wieder trocken ist und unsere Winkekatze mal richtig Gummi geben kann und sich hoffentlich nicht das Schultergelenk überbelastet. Wir haben sie im Übrigen Jaya Hawk genannt...nicht unbegründet!

Örni lässt sich von der Sonne braten, der Hund schläft und ich werde jetzt noch ein paar passende Fotos raussuchen.

Da hier nix mit Internet ist, müssen wir uns später mal auf den Weg nach oben ins Hotel machen, den fantastischen Ausblick mit einem Bier genießen und das WiFi nutzen, damit Euch das Alles hier auch erreicht.

Wir sitzen nun oben in der Lobby des Hotels, genießen den fantastischen Blick über das Tal und die Berge und trinken einheimisches, 5,9 % (!!!!!!!!) starkes Bier für schlappe 85 Kronen die 0,3 l Flasche...ups...und das Beste: es schmeckt nicht! Überlegen uns gerade einen Mochito zu bestellen...gibt's nicht. Aber Caipirinha..na gut, dann hauen wir heute mal richtig auf die Kacke...ähhh...auf die Losung...meinte ich natürlich! 150 Kronen pro 0,2 l Glas...das is mal 'ne Ansage...aber so jung kommen wir hier ja n nicht mehr zusammen, Prost!

Morgen geht‘s weiter rüber nach Norwegen!

Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass das Bier hier nur schlappen Radler Chrakter hat (quasi wie Wasser, eignet sich demnach auch gut als Durstlöscher auf Wandertouren)...nicht das es den Eindruck erwecken könnte, unser Trip hier wird ‘ne Sauftour......was‘n Quatsch hier oben im Norden. Heute machen wir vielleicht mal 'ne Ausnahme, falls wir uns es leisten können...