Veröffentlicht: 09.12.2018
Wie geplant wollen wir am Dienstag in El Maitén den Bus nach Esquel nehmen und nach ein paar Anläufen finden wir auch tatsächlich den einzigen Kiosk, der die Bustickets verkauft. Allerdings werden wir auch hier zweimal wieder weggeschickt, denn einmal hat der nette Herr die Tickets wohl nicht und das andere Mal (am Morgen des Tages der Abfahrt) gibt er uns deutlich zu verstehen, dass er JETZT gerade nicht für das Bus-Unternehmen arbeitet und wir doch bitte um 14.30Uhr wieder kommen sollen, weil DANN arbeitet er für sie. Aaaaaha. Interessant.
Letztendlich klappt aber dann noch alles und wir kommen abends in Esquel an, der Ausgangspunkt für Ausflüge zu unserem nächsten Ziel: Der Nationalpark Los Alerces. Zumindest dachten wir das. Die Plakate einer über 2600 Jahre alten Alerce (ein zypressenartiger Baum), die es unter anderem zu besichtigen gibt, versprechen viel. Und so gehen wir auch direkt mal zur Touri-Info um uns ausgiebig zu informieren. Zumindest dachten wir das. Viele Infos zum Park bekommen wir nicht, da sollen wir dann in der Touri-Info des Parks mal nachfragen. Was wir aber herausfinden ist, dass es genau 3 Busse pro Woche in das (nur) 42km entfernte, über 2600 km2 große Reservat gibt. Glücklicherweise fährt der nächste aber bereits am kommenden Tag um 8Uhr und nach 3 bzw. 4 Tagen auch wieder einer zurück. Alles klar, also schauen wir am besten direkt nach einer Unterkunft. Doch auch das ist nicht so einfach, es scheint zwar viele Campingplätze und ein paar Cabañas (Hütten) zu geben, aber wir finden keine Möglichkeit online zu buchen. Der Hostelmitarbeiter kennt sich im Park auch nicht aus, ruft aber bei seinem Freund (der dort am Campingplatz arbeitet) an und überlässt uns netterweise das Telefon. Doch trotzdem kommen wir nicht an alle Infos ran, die wir gerne hätten. Zumindest bekommen wir Auskunft, dass es im einzigen halbwegs bewohnten Teil vom Park wohl möglich ist, sich mit Essen zu versorgen. Nun gut, nach einem netten Gespräch mit deutschen Fahrradtouristen aus Dresden beschließen wir, dann am nächsten Tag einfach mal den Bus zu nehmen und vor Ort weiterzusehen. Glücklicherweise denken wir noch daran, den Benzinkocher aufzufüllen…
Am nächsten Morgen kommen wir wie geplant in Villa Futalaufquen (dem winzig-kleinem Örtchen im Nationalpark) an, in dem sich auch besagte Touri-Info befindet. Dort bekommen wir sicher alle Informationen. Zumindest dachten wir das. Cabañas? Da gibt es nicht so viele, die nächsten 7km entfernt. Aber wir sollen doch mal bei einem bestimmten Campingplatz nachfragen, da gibt es vielleicht doch welche. Wanderkarte? Nein, das gibt es gerade nicht, außerdem sind auch die meisten Wege noch geschlossen weil wir ja in der Vorsaison sind (ab Weihnachten beginnt die Hauptsaison) und die Wege deshalb noch nicht in Stand gebracht wurden. Boote? Also es gibt nur noch eins, mit dem man zur alten Alerce kommt, aber das fährt auch nur wenn mindestens 15 Personen zusammen kommen, wir sollen doch mal in unserer (nicht vorhandenen) Unterkunft nachfragen. Essen kaufen? Ja, also es gibt ein paar Mini-Läden in den Campingplätzen und im "Ort", aber die haben vermutlich zu dieser Zeit nicht viel Auswahl. Alles klar, vielen Dank für die ausführlichen Informationen! Wir marschieren also erst mal zu einem Campingplatz, der auch Zelte vermietet und bleiben die erste Nacht hier. Hier gibt es auch einen Fahrradverleih und ein Restaurant, super! Zumindest dachten wir das… Die Fahrräder sind wohl noch nicht hergerichtet und das Restaurant hat in dieser Zeit noch geschlossen. Wir bauen unser Leih-Zelt auf und erkunden den "Ort", bevor wir unsere erste kleine Wanderung (mit kurzem Seegang für Jan) entlang des Ufers des Lago Futalaufquen beginnen. Zu unserer großen Freude finden wir tatsächlich einen kleinen Laden mit Obst & Gemüse!! Unsere Rettung. Wir decken uns mit jeder Menge Essen für die kommenden 4 Tage ein, denn wer weiß ob wir nochmals auf Essen treffen werden. Wobei, Kekse gibt es hier ja wirklich ÜBERALL zu kaufen.. Zumindest dachten wir das.
Doch auch wenn die Ankunft und der Informationsfluss etwas zäh ist, gleicht die Landschaft das sofort wieder aus! Der See ist wunderschön und idyllisch gelegen, mit quasi keiner Uferbebauung. Die reine Natur. Der Sternenhimmel ist dank der nicht vorhandenen Lichtverschmutzung so gigantisch, wie er nicht mal im Observatorium war. Und dank eines kleinen Wifi-Signals am Campingplatz können wir sogar noch per WhatsApp die Cabañas für die kommenden 3 Nächte buchen, da es im Zelt nachts doch ziemlich kalt wird.
Doch wie kommt man ohne Auto und kaum Touristen in einem Nationalpark zur 7km entfernten Cabaña? Der nächste Bus fährt am Samstag, das ist also keine Option. Und auch laufen ist mit unserem ohnehin schon viel zu schwerem Gepäck, das heute aber Dank der gefühlt 10kg Essensvorräte kaum zu tragen ist, ebenfalls raus. Also machen wir mal wieder von unserem Daumen Gebrauch und treffen auf ein überaus herzliches Ehepaar aus Buenos Aires, die uns bis vor die Tür unserer Unterkunft fahren, während wir uns blendend unterhalten.
Ab diesem Moment beginnt wieder der entspannte Teil der Reise. Die Hütte mit eigener Küche ist top, mit Panoramablick auf den See und weit und breit keiner Menschenseele (bis auf die Inhaber). Wir machen einen gemütlichen Spaziergang zu einem nahegelegenen Wasserfall und gehen zum einzigen "richtigen" Hotel in der Umgebung. Dort kann man laut Aussage der Unterkunft auch die Tickets für die Bootsfahrt kaufen und wer weiß, vielleicht gibt es ja noch einen kleinen Kiosk mit den nötigsten Lebensmitteln (Bier und Kekse). Zumindest dachten wir das.
Laden ist keiner vorhanden, allerdings ein Restaurant was tatsächlich jeden Tag von 21-23Uhr Abendessen serviert. Und schön aussehen tut es auch! Sehr gut, wir müssen also mit unseren Vorräten nicht ganz so sparsam sein. Allerdings werden wir über die Bootssituation aufgeklärt. Das große Boot fährt (noch?) nicht, es gibt nur ein kleines für 12 Personen und die Tickets muss man online kaufen. Allerdings kostet das sage und schreibe 65€ pro Person!! Unfassbar, d.h. wir werden die alte Alerce nicht besichtigen, so viel ist es uns dann auch nicht wert. Zu den anderen - zum Teil 4000 Jahre alten Alercen - gibt es ohnehin keinen Zugang.
Trotz alldem haben wir wunderschöne Tage im Nationalpark, finden noch ein paar kleine Wanderwege und einen Nachmittag ist es so heiß, dass wir uns ans Ufer legen und sogar zweimal (ganz kurz) schwimmen! Super kalt aber auch super erfrischend!
Beim Abendessen im Restaurant treffen wir dann wieder auf unser liebes Ehepaar aus BAires, die in diesem Hotel untergebracht sind. Auf dem Heimweg wollen wir die Taschenlampen am liebsten auslassen und nur nach oben schauen, so schön ist der Sternenhimmel!
Den folgenden Tag wollen wir zu weiteren Seen im Park und stellen uns morgens an die Straße. Heute gibt es sogar einen Bus, auf den wir warten. Doch keine 5Minuten gewartet, kommt schon der vertraute rote SUV unseres Ehepaares angefahren! Sie sind auf dem Rückweg und nehmen uns selbstverständlich wieder mit! Wir können es alle 4 kaum glauben, dass sich unsere Wege jetzt nochmals kreuzen! Nach einer erneut sehr unterhaltsamen Fahrt bringen sie uns mal wieder genau zu unserem Ziel und wir wandern über eine Hängebrücke, entlang des Ufers der benachbarten Seen und durch die Heimat von Pumas. Ein bisschen mulmiges Gefühl hat man dabei ja schon, doch da sie auch beim Reis kochen am See nicht auftauchen, scheinen sie wohl keinen Hunger zu haben. Zurück geht es ebenfalls wieder mit netten Anhaltern, einer davon ein Angler mit seinem Sohn auf der Suche nach Handysignal, um seine Frau anzurufen. Doch glücklicherweise gibt es hier am Straßenrand hin und wieder ein Schild, das besagt: HIER gibt es Handysignal! Am Abend geht es dann noch mal in das gute Restaurant in der Nähe und am Sonntag dann wieder zurück nach Esquel, um von dort aus am Montag (ja auch dieser Bus fährt nur alle paar Tage) direkt weiter nach Chile zu reisen. Zumindest denken wir das :)