Veröffentlicht: 21.11.2018
Wir haben das große Glück, dass wir aufgrund von überaus liebenswerten Menschen im Haus der verreisten Mutter von Jan's Freund wohnen dürfen. Das heißt, wir haben Haus und Garten für die kommenden Tage ganz für uns alleine! Die Tante empfängt uns ein paar Straßen weiter mit vegetarischem Essen und auch die Nachbarn bieten uns ihre Hilfe mehrfach an. Das Haus liegt in einer ruhigen Gegend, etwas nördlich vom Zentrum und wir fühlen uns sofort wohl! Das trifft sich gut, denn so können wir den ersten Tag nutzen, um Lisa's Erkältung den Kampf an zu sagen. Nur einen "kleinen" Ausflug mit dem Rad machen wir ins 4km entfernte Einkaufszentrum, um unsere Tickets für das Hosen Konzert am kommenden Tag abzuholen. Doch Fahrradfahren ist hier, trotz eigentlich ruhiger Gegend, gar nicht so einfach. Radwege? Fehlanzeige! Auf der Straße nehmen die Autos nicht wirklich Rücksicht, aber der Gehweg ist so zerlöchert und holprig, dass man hier auch kaum vorwärts kommt. Und dann gibt es auch ausschließlich Einbahnstraßen, so dass man teilweise größere Umwege zurücklegen muss. Aber genug gejammert, denn die Belohnung erwartet uns im Einkaufskomplex: Eine Bäckerei namens "Hausbrot" mit RICHTIGEM Vollkornbrot!! Schnell die Tickets geholt und noch im Riesen Supermarkt einen einigermaßen guten Käse geshoppt, dann geht es wieder zurück mit dem Radl. Die Vorfreude aufs morgige Konzert wächst stündlich :)
Und dann ist es soweit! Das "Hosen-Fest" steht vor der Tür! Es gestaltet sich erst mal gar nicht so leicht, die richtige Schlange zu finden, denn nebenan findet noch ein weiteres Konzert statt. Doch dann stehen wir endlich richtig: Umgeben von fast ausschließlich Deutschen mit Hosen-Shirts! Der Ablauf kommt uns zwar im wahrsten Sinne des Wortes etwas spanisch vor, denn angeblich wurde der Beginn des Festivals von 14 auf 15 Uhr verschoben und es sieht so gar nicht nach Haupteingang aus, aber wir warten brav. Um ca. 15.30 wird dann die ganze deutsche Schlange einige hundert Meter weiter nach vorne verfrachtet und tatsächlich! Wir haben den Eingang erreicht! Während die ersten argentinischen - mal schlechten, mal besseren - Vorbands viel zu laut das Hosenfest (und das ist kein Witz, das Festival heißt wirklich so!) eröffnen, machen wir es uns gemütlich und warten auf unser persönliches Vorband - Highlight: KRAFTKLUB (mit K!). Zusammen mit anderen Deutschen rocken wir bei strahlendem Sonnenschein mitten in Buenos Aires! Irgendwie ein bisschen unwirklich. Danach dauert es noch ein paar Stunden bis gegen 21.30Uhr dann - nach der ebenfalls sehr guten & bekannten argentinischen Band Ataque 77 - die Toten Hosen auftreten! Inzwischen hat sich das Gelände auch gut gefüllt und so stehen wir inmitten von deutschen und jeder Menge argentinischen Hosenfans und genießen eine fantastische Show. Aber wie kommt es eigentlich dazu, dass sich hier so viele Menschen ein Tote Hosen Konzert anschauen? Nun gut, die deutschen Fans sind wohl zum Großteil extra angereist oder haben das Konzert dann noch mit einer kleinen Rundreise verbunden. Bestimmt gibt es auch einige deutsche Studenten oder Leute wie uns, die ohnehin gerade in der Nähe sind und deshalb hier sind. Aber der Großteil der Fans sind Argentinier und bei denen sind die Hosen wohl schon viele Jahre bekannt und man hörte die Lieder in der Jugendzeit. Und tatsächlich bringt sogar Campino ein paar Worte Spanisch über die Lippen, meistens übersetzt jedoch Gitarrist Michael. Ansonsten unterscheidet sich das Konzert aber nicht von einem in Deutschland. Die ganzen Klassiker kommen auf den Tisch, alles auf deutsch, sogar der Eisgekühlte Bommerlunder! :) Aber zumindest gibt es ja in jedem Lied ein paar Zeilen, bei denen man auch ohne Deutschkenntnisse mitsingen kann: WOOOHOOOO …. HEEEEY HEEEEY HEEEEY… AAAAAHAAAAA… OOOOHHHOOOOHOO. Und so grölen wir alle gemeinsam :) Selbst pogen können die Argentinier wie die Deutschen ;) Doch es gibt einen bedeutenden Unterschied: Man kann zwar Bier kaufen, allerdings nur in einem abgesperrtem Bereich am anderen Ende von der Bühne und man darf es nicht mit nach vorn nehmen. Das heißt - bis auf die von Campino selbst verursachten - gibt es auch keine unerwarteten Bierduschen und wenige Betrunkene - eigentlich ganz angenehm!
Am nächsten Tag geht es dann zum - Sonntags offensichtlich komplett überfüllten - Tigre Delta. Ausgangspunkt für alle Bootsfahrten ist der absolut touristische Ort Tigre, dem es vom Freizeitpark über Casinos bis hin zu einem China Market (noch mehr Plastik mit Plastik mit Plastik) an nichts fehlt. Hier fahren zig Boote ab und schippern die Touristen (inklusive uns) in einer Stunde durch einen kleinen Teil des bewohnten Deltas. Die Aussicht ist wirklich schön, vorbei an schicken Ferienhäusern, Kiosken auf Stelzen und alten, verrosteten Schiffen. Hier gibt es keine Straßen mehr, alles wird per Boot erledigt! Um die ruhigen Gegenden des Deltas mit viel Natur zu sehen, müsste man allerdings eine komplette private Tagestour machen, da es riesig ist! Auch wenn uns das sicherlich gefallen würde, entscheiden wir uns dagegen, waren wir doch zumindest schon mal im Okavango Delta mit dem Boot unterwegs. Nach der Schifffahrt machen uns auf den Rückweg, eine ebenfalls sehr schöne Zugfahrt entlang der Küste!
Am 5. Tag wird es dann auch mal Zeit sich das Zentrum der 13 Mio. Stadt anzuschauen. Und so schlendern wir über die Plaza, zum Obelisken und der breitesten Avenida der Welt. Man muss sagen, die Straßen, Parks und Häuser sind wirklich sehr schön, erinnert teilweise leicht an New York. Trotzdem sind wir in der letzten Zeit irgendwie etwas "Stadt-müde" geworden und so machen wir uns - nach einem fetten MILKA-Mc Flurry (leider geil!) auf den Heimweg. Da wir noch immer keine Weiterreise Pläne haben und uns das so langsam auch nervös macht, beschließen wir noch am selben Tag unseren Uruguay Abstecher sein zu lassen (zu teure Schifffahrt für überfüllte Strände) und buchen den Flug nach Bariloche, das nördliche Patagonien oder auch "Argentinische Schweiz" genannt. Wir brauchen wieder Natur und Bewegung!
Der letzte Tag wird für's Packen und Sauber machen genutzt und natürlich um den Garten noch mal zu genießen! :) Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung von Nachbarn und Tante verlassen wir die Stadt nach 7 Tagen um ins Wanderparadies Patagonien aufzubrechen, wo wir den Rest unserer Reise verbringen werden! Zumindest ist das bis jetzt der Plan… :)