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#5 Zärtliche Berührungen

Veröffentlicht: 17.09.2022

Seit nun mehr drei Wochen bin ich hier auf der Amazia Farm und ja, es fühlt sich alles so vertraut an. Man hat nach so einer kurzen Zeit schon so eine Routine entwickelt und dennoch lernt man immer wieder etwas Neues.

Mittlerweile ist es hier ziemlich abgekühlt. Ist schon komisch, vor zwei Wochen bin ich noch in der Hitze Kanadas gestorben und heute Nacht (Freitag – Samstag) werden es einfach nur 8 °C. Letztens gab es hier auch ein Gewitter. Sehr spektakulär anzusehen, die Kombination mit Blitzen und Bergen. Gewitter sind hier allerdings nicht so gern gesehen, da sie leicht zu Waldbränden führen können. Noch dazu ist ist das Gewitter leider auf eine Abschiedsfeier gefallen, aber das hat die Feierlaune nicht vermiest. Nachdem wir Unterschlupf im Gewächshaus gesucht haben, ging es aufgrund des starken Windens in den nächstgelegenen Trailer....das war leider meiner. Na ja...einmal durchwischen und dann war der ganze Dreck auch schon wieder weg...vlt. auch zweimal wischen.

Sonst war ich mal wieder wandern. Diesmal gab es leider keine Bären zu sehen, gefährlich war der Weg trotzdem, denn gefühlt ist man oftmals mehrere Male an Klippen langgelaufen. So nah an einem Abgrund langlaufen ist schon ein mulmiges Gefühl, aber die Aussicht war wieder Belohnung genug. Zusätzlich verläuft man sich auch oft, denn die Wanderwege sind meistens kaum zu erkennen, da sie wie Trampelpfade aussehen. Beim Wandern muss man auf rote Markierungen achten, diese zeigen den offiziellen Weg an.

Mit dem Englisch läuft es auch besser. Mittlerweile haben mich seit gestern der Farmer und zwei andere Kollegen gelobt, dass sich mein Englisch schon deutlich gebessert hat. Ein schönes Gefühl und zeigt ja auch, dass es nie zu spät ist, seine Defizite zu akzeptieren und nach Lösungen zu suchen (muss ja nicht gleich Kanada sein). Und immer, nach dem ich einen Beitrag verfasst habe, fällt mir immer noch was ein, was ich vergessen habe zu erzählen. KOJOTEN! Leute, ich sage euch, das ist der Wahnsinn. Da liege ich in meinem Trailer und möchte schlafen und dann höre ich sie zum ersten Mal....Kojoten. Und das ist jetzt nicht so, dass das kilometerweit weg klang, das war so laut. Als ob sie sich gefühlt schon vor meinem Trailer versammelt haben und ihre Zähne lecken. In der Nacht habe ich auch noch die Hunde in Aktion gehört....denn Body (der hellere Hund) sprintete an meinem Trailer vorbei zum Ende der Farm und bellte die ganze Zeit. Ich sag mal so.... habe etwas länger gebraucht zum einschlafen :D

Sonst sitzen wir oft im Bugnet (engl. Für bug = Insekt, net = Netz), da es mit einem Fliegengitter umrundet ist, sodass wir dort größtenteils sicher vor Krabbeltieren sind. Und manchmal sitzt man dann dort und spürt eine zarte Berührung an seinem Bein und dann guckt man runter und .... eine schöne große Spinne krabbelt über deinen Fuß und Bein entlang. Stepptanz inklusive. 

Apropos Spinnen. Vorgestern bei der Arbeit mussten wir Sandsäcke transportieren und nachdem mein Kollege einen Sack abgelegt hat, sagte er so:“ Oh, eine Black Widow (Schwarze Witwe) im Griff“. Da hatte er den Weg vom Beet zur Palette einfach die ganze Zeit eine giftige Spinne fest in seiner Hand und sie hat nicht zugebissen. Noch mal Glück im Unglück. 

Sonst gibt es noch zu sagen, dass ich meine Zeit hier um eine Woche verlängern werde. Was ja dann schon für die Farm hier spricht.

Und gerade als ich den Blog beenden wollte und mir dachte, wow, der ist ja kurz, sehe ich doch zwei Sachen und eine andere ist mir auch noch eingefallen. Sorry für die Länge wieder :D

Als ich gerade zum Trailer gehen wollte, sah ich den Farmer, wie er für uns kocht (Montag-Freitag kochen die Farmer, Samstag + Sonntag verpflegen wir uns selbst) und es ist schön zu sehen, wie er einfach 20 Meter weit geht, sich Kräuter holt und damit kocht. Man isst, was man erntet. Das lernt man hier sehr deutlich. Es wird hier einem sehr klar, wie viel Arbeit hinter einer Gurke oder einem Bund Radieschen stecken. Sollte man beim nächsten Einkauf daran denken, wenn vlt. eine Stelle etwas braun ist oder so.

Noch dazu sah ich gerade die ISS über die Farm fliegen, dass bedeutet freie Sicht. Heute ist es zwar sehr stürmisch, aber man kann nach drei Nächten endlich wieder die Sterne sehen. Einfach schön.

Und die letzte Sache ist, dass ich jetzt zweimal auf dem Plot 666 arbeiten musste. Im Sommer und auch vor zwei Wochen war die Zahl eine realistische Wahl, denn dort werden unsere Melonen geerntet und man kann max. vier auf einmal transportieren und dann muss man den ganzen Weg zurück und dann wieder in das Feld und wieder zurück und das alles bei prallenden Sonnenschein. Bei mir war es beide male zum Glück nicht so warm und danach kann man noch die Ziegen und Schweine füttern. Wir haben hier drei Melonenarten. Wassermelone: Dabei muss man auf den Strang achten. Ist dieser braun und kann leicht verrieben werden, ist die Melone reif. Bei der Honigmelone muss sie lediglich ein saftiges Gelb haben und die dritte Sorte, deren Namen ich nicht mehr weiß, ist meine Lieblingssorte. An ihr muss man nämlich riechen :D und erst wenn sie einen richtig süßen Melonengeruch hat, ist sie reif.

So und damit genug Wissensvermittlung.

Kanadische Grüße

Samuel

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