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#4 Wenn die Schönheit zu schön ist

Veröffentlicht: 09.09.2022

Nein, jetzt kommt keine Autobiografie von mir (höhö – sorry, ich kann meinen schlechten Humor noch nicht auf Englisch ausdrücken, daher müsst ihr ihn ertragen). Mittlerweile bin ich zwei Wochen hier. Es fühlt sich immer wieder unterschiedlich an. Manchmal denke ich mir „Wow, ich bin schon so lange hier - als wären es 2 Monate“ und wann anders denke ich mir, dass ich erst gestern angekommen bin. Man erlebt hier echt superviel auf einmal und mittlerweile ist hier Halbzeit auf der Farm, wobei ich mit den Besitzern noch am Überlegen bin, meine Zeit um eine Woche zu verlängern. Aber dennoch sind zwei Wochen um. Die Wochentage sehen eigentlich immer gleich aus, wobei wir diese Woche sogar länger schlafen konnten (YEAH!) und dennoch arbeite ich gefühlt jeden Tag woanders. Hier ist auch ein kommen und gehen an Leuten, sodass wir gestern und heute Abend einige Personen verabschieden müssen. Das ist schon seltsam, da die Menschen hier einen sehr schnell ans Herz wachsen, aber liegt wahrscheinlich an der gezwungenen Gruppe, in der man sich aufhält :D . Bei jedem Abschied wird hier fleißig Karaoke gesungen und ich gib hier mein Bestes. Gestern erst habe ich mir wieder meinen Applaus abgeholt (höhö), denn wir haben den Franzosen verabschiedet. Nach zwei Jahren hieß es nun für ihn zurück nach Frankreich. Alle haben es geliebt, wenn wir beide uns unterhalten haben, da wir beide die größten Sprachdefizite hatten. Es ist vergleichbar mit zwei Kindergartenkindern, die sich im Sandkasten mit Händen, Füßen und Gegenständen verständigen. Aber wir waren Mitbewohner und das war irgendwie schon eine witzige Zeit mit witzigen Gesprächen. Das Wichtigste ist ja sowieso, dass wir uns beide verstanden haben.

Die Tage hier sind immer noch extrem heiß, sodass wir die Gelegenheit immer nutzen konnten, um an einen See zu fahren. Ach Leute....es ist einfach so schön! So ein See, umgeben von Bergen und wenn dann da noch ein Flughafen ist und die Flugzeuge vor den Bergen über den See starten. Richtig schöne Momente, um abzuschalten und die Zeit zu genießen.

Am Dienstag haben wir hier einen weiteren Wandertag gestartet und ja, ich habe meinen zweiten Bären gesehen. Er war so unfassbar nah....zwischen uns lagen vlt. 500 Meter und er trank leider genau an der Stelle Wasser, an der unser Wanderweg verlief. Eine Person hatte eine Klingel dabei, die sie durchgehend geläutet hat, denn Bären mögen solch ein Geräusch nicht und gehen dann weg. Ich habe mich also eine Handbreit entfern, meistens in der Nähe dieser Person aufgehalten :D . Es ist ein sehr skurriles Gefühl zwischen Adrenalin und „Ich sterbe gleich“. Vor allem, wenn dann noch große Vögel aus dem Gebüsch neben dir hochfliegen und du einfach gefühlt in Schockstarre verfällst, aber wir haben es sowohl hoch als auch wieder herunter geschafft. Die Aussicht war atemberaubend. Durch einen Waldbrand gab es eine riesige Rauchwolke, die das Licht sehr speziell aussehen gelassen hat. Ein schöner und zugleich trauriger Moment, denn auch hier haben die Menschen Probleme mit Waldbränden.

Sonst ist weiterhin der Sternenhimmel immer noch atemberaubend. Ich verbringe gerne abends Zeit hinten am Feld mit einem Kaltgetränk und betrachte die Sterne. Gefühlt null Lichtverschmutzung. Einfach nur schön.

Aber genau diese Momente hier sind sehr wichtig, denn bereits am zweiten Tag oder so habe ich mir gedacht...ach guck an...der Berg. Man nimmt die Natur sehr schnell als „normal“ an, was ich jedoch nicht akzeptieren wollte. Die Natur ist hier überall so verschiedenen schön - auf ihre ganz eigene Art und Weise. Weiterhin kommt noch das Problem hinzu, dass ich ja jetzt hier noch nicht fließend englisch spreche (Schön wäre es, ich erinnere an die Kommunikation mit der Schaufel) und mein Gehirn immer noch nach einigen Stunden abschalten muss und man dann auch einfach diese wunderbare Schönheit nicht mehr wahrnehmen kann. Daher nehme ich mir meistens beim Essen bewusst Zeit und setzte mich mit meinem Stuhl raus und betrachte bewusst die Berge. Auch am Dienstag beim Wandern musste ich einfach oftmals stehen bleiben. Erstens um nicht den Bären zu begegnen und zweitens, um die Schönheit der Natur wirklich bewusst wahrzunehmen und nicht einfach als „normal“ anzusehen. Das passiert hoffentlich nie und ich werde jeden Berg auf seine eigene Art und Weise faszinierend finden.

The Queen is Dead, Long Live the king.

Vor wenigen Stunden ist die Queen verstorben. Kanada gehört offiziell zum Commonwealth, sodass die Queen bis heute ihr offizielles Staatsoberhaupt war. Die 20 kanadischen Dollarscheine zieren traditionell das Staatsoberhaupt. Das bedeutet nun, die Kanadier bekommen neues Geld, denn der 20 kanadische Dollar Schein muss durch den Todesfall geändert werden und bald wird King Charles III. darauf zu sehen sein.

Gönnt euch die schönen Bilder, dann ist der lange Text ertragbar.

Bis dahin.

Samuel

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