Reisefischer Kanada
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#42 Frodo

Veröffentlicht: 28.05.2023

Huhu, 

mal wieder eine Woche um.

Am Sonntag schnappte ich mir das Auto, um ein paar Seen abzuklappern. Die erste Anlaufstelle war der Clearwater Lake. Ich bin natürlich erst mal schön auf ein Privatgrundstück gefahren. 😂 Als ich dann den öffentlichen Zugang gefunden habe, war ich schon enttäuscht. Es war nur ein ein mal zwei Meter breiter Sandstreifen mit einem halb aufgegessenen Fisch da, der Rest war zugewachsen. Noch dazu habe ich mich auf einen richtig schönen klaren See gefreut, beinhaltet ja auch schließlich der Name, aber ne....das Wasser war eher bräunlich. Das einzig schöne war die Pelikangruppe, die in weiter Ferne entlang flog. 😁 Danach ging es zum One Eye Lake, der tatsächlich echt schön und klar war. Zum Abschluss wollte ich zum Miner Lake. Auf dem Weg zu diesem See hatten wir einen unserer Spots im Winter. Diese „Straße“ war der Horror und ich bin da endlos entlanggefahren. Nach über einer halben Stunde und 15 Kilometern bin ich dann ohne Seesichtung zurückgefahren, da ich dem Auto nicht noch weitere Kilometer auf der Straße antun wollte. Jordan hat mir dann erzählt, dass der See ca. 20 Kilometer tief im Wald liegt. Ich habe außer Elch und Bären Kot leider auch nichts gesehen.

Der Arbeitsteil diese Woche war an der einen Stelle extrem nervig. Bei dem großen Veranstaltungsraum soll als Schutz zwischen Erde und Holz eine Art Plastikplatte angebracht werden. Natürlich passte sie jedoch nicht in die Zwischenräume und einige Stützen haben das dann auch noch alles blockiert. Ich wollte das Plastik eigentlich auch nicht kaputt schneiden, da eine Platte 30$ kostet. Nach einigen verzweifelten Überlegungen hat Jenny dann diese Aufgabe am nächsten Tag übernommen und jop, sie ist etwas rustikaler mit dem Material umgegangen, aber jetzt ist es wenigsten angebracht. 😅Sonst habe ich noch ein kleines eigenes Projekt bekommen. Ich soll die Außenwand auf dem „Türmchen“ des Hauses bauen. Es ist ziemlich schwierig, mit den ganzen unterschiedlichen Winkeln da halbwegs eine gerade Wand aufzubauen, aber die Aussicht ist natürlich spektakulär während der Arbeit.😁😍

Und nun kommen wir zu einer Sache, die mich schon seit März beschäftigt und letzte Nacht ihr Ende gefunden hat.

Von der Autosuche bis zum Kauf

Meine Suche nach einem Auto begann eigentlich schon Ende März. Bereits dort hatte ich geplant, Ende April/ Anfang Mai meinen aktuellen Ort zu verlassen. Ich muss sagen, dass Facebook (Marketplace), da echt die größte Anlaufstelle war und ich auch relativ früh einen richtig schönen alten Truck gesehen habe. Der war so schön nostalgisch, dass ich mich gefühlt schockverliebt habe und mich mit diesem Fahrzeug eigentlich schon auf den Straßen Kanadas gesehen habe. 😂 Dies hat dann leider doch nicht geklappt und so ging die Suche weiter. Meine Abreise für Anfang Mai war aber immer noch gesetzt. Mithilfe deutscher Facebook-Reisegruppen habe ich dann einen Truck gefunden, der auch perfekt in mein (geringes) Budget gepasst hat. Die erste Anzahlung wurde getätigt, damit das Auto noch überprüft werden konnte, doch dann ist der Zweitwagen kaputt gegangen und das Paar konnte den Truck doch nicht mehr verkaufen. Somit ging die Suche weiter und damit meine ich wirklich die Suche, denn diesen Teil kann ich gar nicht ausführlich beschreiben, ohne dass es ein echter Roman wird. :D Da ich nun wirklich weit weg vom Schuss wohne, war mir eigentlich klar, dass ich mein Auto nicht in meiner Gegend, sondern in Vancouver kaufen müsse und so verlagerte ich meine Suche dorthin und diese Suche wurde eine wirkliche Odyssee. Um es zusammenzufassen: Ich habe bestimmt über 30 Personen angeschrieben, die alle ein Auto in einem „guten“ bis „sehr guten“ Zustand hatten, da ich nicht nur für das Angucken eines Autos nach Vancouver wollte, habe ich stets nach einer „Car Inspection“ gefragt. In Kanada gibt es keinen TÜV und bei einer Car Inspection wird das Auto einmal durchgecheckt und alle möglichen Mängel und baldige Reparaturen aufgelistet, sodass ich in der Theorie dann einen Überblick hätte, was möglicherweise für Kosten auf mich zukommen könnten und natürlich ist das eine ideale Verhandlungsbasis. Aber egal wie hoch das Auto in den Himmel gelobt wurde, spätestens bei der Car Inspection war Schluss. Entweder wurde mir dann nicht mehr zurückgeschrieben oder es wurde abgelehnt. Wobei ich mich dann natürlich immer frage, weshalb man dann sein Auto so hoch anlobt, wenn man es dann nicht malüberprüfen lassen möchte. Somit ging die Suche weiter und weiter, Woche für Woche. Mittlerweile musste ich stückchenweise mein Budget anheben und Jenny & David haben mir erlaubt, noch einen Monat zubleiben. Dann hat sich wieder eine in der Facebook Gruppe gemeldet und da sie aus Anahaim Lake kam, wollte sie auch vorbeikommen, damit ich mir das Auto angucken konnte, dabei hätte es sich um einen Jeep gehandelt. Natürlich ist auch dieser auf dem Weg zu mir kaputt gegangen, sodass dieser Jeep auch nicht mehr zur Verfügung stand und nun ging es weiter.

Eigentlich haben Jenny und David auch einen roten Truck von einer ehemaligen Mitarbeiterin. Den wollte Jenny aber nicht verkaufen, sondern für die nachfolgenden Arbeiter*innen zur Verfügung stellen. Mittlerweile hatte aber auch Jenny Mitleid mit mir und sagte, wenn ich bis Ende Mai nichts finde, darf ich den Truck haben. Meine Suche ging jedoch trotzdem weiter und DANN war es so weit. Ich habe ein Auto gefunden. Witzigerweise ist es der Ford Edge, den wir hier auch haben, sodass ich das Auto auch schon kannte. Da auch diese Verkäuferin aus Anahaim Lake kam, konnte ich auch auf einen Besuch vorbei fahren. Das war auch der Grund, weshalb ich dort war und die anderen Deutschen kennengelernt habe. Letzten Freitag habe ich dann noch ein paar Testrunden gedreht und dann war die Sache abgemacht. Das einzige Problem war, ich musste runter nach Vancouver, da Alessandra (die Verkäuferin) zurück nach Deutschland fliegt und keine Möglichkeit hatte, von Williams Lake mit ihren Hunden nach Vancouver zu fliegen.

Somit hieß es also das nächste Problem zu lösen: Kostengünstig nach Vancouver kommen. Die einzige Möglichkeit war eigentlich runterzufliegen. Die Flüge sind auch wenn sie recht kurz sind, recht teuer, aber ich hatte erst mal keine andere Möglichkeit. Da David und Jenny jetzt auch mitten im Workshop sind, konnten sie mich nicht nach Williams Lake fahren, sodass ich noch einen Fahrer brauchte, der auch einen ordentlichen Preis verlangte. Glücklicherweise musste jedoch Sonja, die Frau vom Jeep, nach Vancouver und so konnte sie mich mitnehmen.

So ging es also am Donnerstag Richtung Vancouver. Der Plan war eigentlich am Donnerstag alles mit dem Kauf und der Versicherung abzuschließen und dann Freitag in der Früh wieder zurück nach Tatla Lake zufahren. Allerdings ist Sonja eine sehr sehr vorsichtige Fahrerin, die auch gerne nicht die erlaubte Höchstgeschwindigkeit fährt, sondern so 10 – 20 km/h weniger und so „tuckerten“ wir elf Stunden zusammen mit einem weiteren jungen Mann, den wir in Williams Lake aufgesammelt haben, nach Vancouver....auf der Fahrt habe ich jedoch etwas gesehen, was ich zuvor noch nie in Kanada gesehen hatte: Einen fahrenden Zug. 😅Also der Zug ist hier nicht so das Transportmittel und deshalb gibt es auch kaum Gleise. Daher war das schon etwas Interessantes. Noch dazu da die Züge hier in Kanada, wie es halt zu Kanada passt, extrem lang, also wirklich extrem sind. Was die Lokfüher*innen aber auf jeden Fall haben: Eine Hammer Aussicht während der Fahrt, da sie die ganze Zeit dem Fluss entlang und somit die ganze Zeit durch das Tal fahren, was einfach schon unfassbar schön von der Straße aussah. Bei der einen Baustelle, wo wir sehr langsam fuhren, ist auch ein Steinadler wenige Meter neben mir entlang geglitten. Das sah so cool aus. Die Landschaft war natürlich auch traumhaft. Vor allem die Stadt Hope war der Wahnsinn.

Da wir am Donnerstag doch recht spät ankamen, ging es direkt ins Hostel und so lag ich 23 Uhr im Bett und konnte nicht schlafen. Der Grund ist der typische Hostelgrund: Schnarchen. Der gesamte Schlafsaal, der aus mehreren offenen Kabinen bestand, war ruhig. Nur in meiner musste der Schnarchende liegen. Aber zu einer schnarchenden Person gehört auch immer noch eine, die sich durch lautes Ausatmen darüber aufregt. Diese Person lag genau über den Schnarchenden 😂 Irgendwann hat mich der Schlaf dann aber doch eingeholt und früh um sieben Uhr ging es dann auch schon wieder los (dachte ich). Mein Plan war es nun, dass Alessandra und Eileen mich frühs gegen acht Uhr abholen und wir direkt um neun Uhr bei der Versicherung sind und ich dann nicht allzuspät zu Hause ankomme. Noch dazu wollte ich zwei Sachen in Vancouver kaufen, was dann doch seine Zeit braucht. So wartete und wartete ich.....Alessandra hat mir dann geschrieben, dass sie noch einige andere Probleme beheben mussten (nicht am Auto😁) und dann standen sie noch im Stau. Ich habe den Leuten, bei denen ich etwas kaufen wollte, geschrieben, dass ich zwischen 11 und 13 Uhr da sein werde, um die Sachen abzuholen. Alessandra und Eileen haben mich dann  gegen 14 Uhr abgeholt, da war ich schon etwas genervt, da ich ja wusste, was für eine Strecke noch auf mich zukommt, aber man konnte es auch nicht mehr ändern und von daher war es dann auch okay. Ab ging es zur Versicherung und dann habe ich Alessandra und Eileen noch zu ihrem Hotel gefahren und 16 Uhr habe ich dann das erste Mal den Motor meines ersten Autos gestartet. Ich hätte ja auch nicht gedacht, dass ich mein erstes Auto in Kanada kaufen werden. 🚗😁 Die zwei Verkäuferinnen von Facebook waren so nett und haben gesagt, dass die Sachen draußen liegen und ich nur das Geld in den Briefkasten schmeißen soll. So ging es also los zur ersten Station, laut Google Maps ca. 40 Minuten. Aber was soll ich sagen. Ich bin mal so richtig schön in die Rushhour reingerast. Es war der Wahnsinn. Ich verstehe nicht, wie man das aushält. Dieser Verkehr und Lärm und diese unfassbare nicht vorhandene Geschwindigkeit der Autos. Am Donnerstag, auf dem Weg zum Hostel, habe ich mal kurz versucht, alle Geräusche aufzunehmen. Boah, ich bin das gar nicht mehr gewohnt. Ich sag mal so: Hier nerven mich schon die Wildgänse, weil sie mir zu laut sind, da kannst du dir ja vorstellen, wie es mir in Vancouver ging. 😂 Diese Strecke hat sich endlos gezogen, an der einen Ampel habe ich fünf Versuche gebraucht, um drüber zukommen und boah ne, das war wirklich ganz schlimm. Nachdem ich dann die erste Sache eingesackt hatte, wollte ich zur Zweiten. Dabei habe ich dummerweise eine Auffahrt zu früh gewählt und dann war ich auf dem Highway. Hier ist es so: Bist du einmal drauf, bist du drauf. 😅 Da ich diesen sowieso später fahren musste, habe ich mich dazu entschlossen, nicht umzudrehen (hätte einen riesen Umweg bedeutet) und nach Hause zu fahren. So ging es also nach einem zweistündigen Kampf im Stadtverkehr endlich Richtung Tatla. Diesmal bin ich eine andere Route gefahren und meine Fresse war die schön🏞😍 obwohl ich nur einen Bruchteil gesehen habe, aber dazu gleich. Diese Route führt zu erst am Ozean entlang und wird dann von den Bergen und Wäldern abgelöst. Diese Aussicht, ich habe mich so geärgert, dass ich fahren musste und immer nur ganz kurz gucken konnte. Es war echt traumhaft schön. In Squamish habe ich eine Essenspause gemacht und dann ging es weiter. Da ich ja leider deutlich später als geplant aus Vancouver loskam, konnte ich leider auch das Problem, welches ich umgehen wollte, nicht umgehen: Die Dunkelheit. Ab 21 Uhr wurde es deutlich dunkel und so konnte ich „glücklicherweise“ auch nicht mehr von der Landschaft abgelenkt werden. 😅Allerdings sieht man trotzdem dauerhaft dank der Scheinwerfer die Felsbrocken, die am Straßenrand liegen und das sind halt so drei mal drei Meter Felsen, die man definitiv nicht auf der Motorhaube haben möchte. Mit der Dunkelheit kam dann auch die Sorge vor den Wildtieren. Diese sind mir jedoch glücklicherweise bis auf fünf Rehe und eine kleine Gruppe Wildpferde  erspart geblieben. Und so fuhr ich Stunde um Stunde, Kilometer um Kilometer. Was soll ich sagen: Nach zwölf Stunden (4:15 Uhr) und über 800 Kilometern, war ich dann endlich zu Hause und im Bett. Ich hoffe, das war meine erste und letzte zwölf Stundenfahrt. Ich möchte kurz daraufhinweisen, dass dies nicht empfehlenswert ist. 😅 Ich hatte schon ein paar Situationen, wo ich mit mir selbst laut schimpfen musste, um mich wieder wach zubekommen. 😂 Und wenn man hier halt eine Kurve nicht bekommt, landet man nicht im Graben, sondern man hat mit etwas Pech einen paar (hundert) Meter Freiflug vor dem Aufprall. Daher war die Erleichterung doch schon groß, unbeschadet angekommen zu sein. Ich habe dann auch erst mal den halben Tag heute verpennt und irgendwie war mein Tagesrhytmus heute etwas aus der Bahn. Merkt man vielleicht auch daran, dass ich hier gerade um ein Uhr Nachts mein Abendbrot esse und diesen Blog schreibe. 😂

Natürlich erhält mein Auto auch einen Namen. Als treuer Herr der Ringe Fan, war mir von vornerein klar, dass es ein Herr der Ringe Charakter sein müsste. Da ich eigentlich immer einen Truck haben wollte, stand für mich der Name Gimli stets fest. Dies hat dann leider nicht geklappt. Bei einem anderen möglichen Auto wäre auch noch Galadriel gegangen. 😅 Da aber Frodo und Sam in Herr der Ringe ihr Abenteuer gemeinsam bestreiten, dachte ich mir, dann wird es Frodo. So habe ich meinen Frodo „gefunden“ und wir können gemeinsam auf einige Abenteuer gehen. 😁

Da der Blogbeitrag mal wieder unfassbar lang ist, erspare ich dir weitere Informationen.

Einen schönen Sonntag noch!

Samuel

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