Reisefischer Kanada
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#40 Ein neuer Strich

Veröffentlicht: 14.05.2023

Grüß dich,

wie im letzten Blog erwähnt, habe ich mir die Kamera von David ausleihen dürfen und mein Glück bei den Kolibris versucht. Diese Kolibris waren so flink und klein, dass die Kamera echt Probleme, sie in den Fokus zubekommen. Man fokussiert dann eben die Futterstation und hofft auf den richtigen Moment. Wobei man den Vogel natürlich gerne ohne Futterstation fotografieren möchte, dies ist aber wie gesagt echt schwer. Ich habe dennoch ein paar ganz nette Fotos hinbekommen. 😍 Als ich dann zur Deer-Kabine gegangen bin, um zu schauen, ob das blauen Weibchen bereits brühtet, landete plötzlich das Männchen vor mir. Ich war so überrascht, dass ich glatt die Äste vor dem Vogel vergessen hatte, da ich mich nicht bewegen wollte. Daher habe ich leider nicht ein Foto, wo ich sagen würde: BÄM! Das ist es! Ich bin dem Vogel dann auch noch hinterhergelaufen, so schnell ich konnte, schließlich hatte ich die Kamera in der Hand. 😂 Irgendwann ist er dann aber zu weit geflogen und daher war das dann auch vorbei. Leider war das auch nicht das Männchen, welches so unfassbar blau ist. Die Farbe ist so kräftig und man erkennt dieses Männchen schon aus extrem weiter Entfernung, da einfach dieses Blau so stark ist. Schon verrückt, was es für Farben im Tierreich gibt.

Sonst war ich am Sonntag auch noch mit dem Kajak auf dem See. Dieser ist mittlerweile komplett aufgetaut. Eigentlich möchte ich mal bis zum Ende des Sees paddeln, aber wenn ich sehe, wo ich nach einer halben Stunde gerade mal bin, dann brauche ich locker drei Stunden für eine Tour. Wir haben ja schon mit dem Quad bis zu 45 Minuten gebraucht.  Aber es ist unfassbar, wie tief man gucken kann. Jim, ein weiterer älterer Herr, der auch Lehrer war, ist hier für die Überprüfung des Sees zuständig. Er entnimmt also Wasserproben, führt Kontrollen durch und gibt auch an, wie tief man sehen kann. Man kann in diesem See bis zu 40 Fuß (ca. 12 Meter) tief gucken und ja, das kann ich nur bestätigen. Ich selbst habe an der einen Stelle auf zehn Meter geschätzt. Dieser See ist schon echt nett.

Am Dienstag bin ich mit David nach Williams Lake gefahren. Da sind einem wieder diese Distanzen aufgefallen. Man muss an so vieles denken und wenn man etwas vergisst, dann muss man halt wieder insgesamt zwischen fünf oder sechs Stunden Auto fahren. Ich hatte nur ein Problem mit meiner Handynummer und damit war mein Anliegen nach einer Minute vorbei. Zum Glück hatte David noch genug andere Sachen zu erledigen, denn sonst hätte ich ja nur für diese eine Minute nach Williams Lake fahren müssen. Ein weiteres Beispiel ist: Ich habe auch am Dienstag die Zutaten für ein Curry Gericht gekauft und am Freitag wollte ich es kochen. Ich packte die Zutaten aus und denke mir nur so: Wo ist eigentlich die Kokosmilch? Tzja, in Magdeburg wäre ich einfach in den nächsten Supermarkt gelaufen, hier isst man dann halt etwas anderes 😅 Ich war aber auch ein wenig enttäuscht. David kommt ja sooft nach Hause und sagt: Hier ein Bär! Da ein Bär! – und ich denke mir immer so: Ich will auch einen sehen! Und so hoffte ich auf Davids Bärenglück und was soll ich dir sagen – Nicht einen einzigen Bären haben wir gesehen! Nicht einen! Ich habe dann zu David gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich ihn noch vertrauen kann. Immer behauptet er, dass er einen sieht und auf dieser langen Tour haben wir nicht einen gesehen. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass David meinen Witz etwas zu ernst genommen hat. 😅 Am nächsten Tag kam David übrigens zum Mittagessen und sagte mir, dass er heute einen Grizzlybären gesehen hat. Habe ich natürlich sofort abgewunken und Beweise verlangt.....keine zehn Sekunden später präsentierte mir David seine Fotos. In diesem Fall eine Grizzlybärin. Unfassbar mächtige Tiere!🐻

Am Mittwoch ist nichts Spannendes passiert, außer das sich eine Situation verschärfte. Unser Holz wurde knapp. Das Problem an der Sache war, dass wir zwar noch Holz herumliegen haben, aber dabei sind es entweder zu kleine Stücke oder Bretter, die bereits verplant sind. So sind über 20 Bretter für die Dachkonstruktion bereits angewinkelt und die anderen Bretter sind für die neuen Stützpfeiler dar. Nun hatten wir dort eine kleine Sackgasse. Wir konnten keinen neuen Pfeiler bauen, da die Dachbalken zu weit herausragten und abgesägt werden müssen. Allerdings bräuchten wir noch einen weiteren Schrägbalken, damit Jenny dort sicher sitzen und von oben sägen kann, wir können aber keinen anderen Schrägbalken anbringen, da wir ja keinen neuen Pfeiler setzten können, da die Dachbalken zu lang sind .... 😅 Irgendwie haben wir den Tag trotzdem geschafft.

Donnerstag erhielt ich dann von Jenny mein nächstes eigenes Projekt. Ich sollte die Terrasse bauen. Als wir den riesen und hoffentlich letzten Raum gebaut haben, dachte ich mir am Anfang so: Oh ja, das wird eine richtig schöne offene und große Terrasse für Veranstaltungen. Dann hat Jenny angefangen, so vom Dach zu reden und ich dachte mir nur so: Auch nicht schlecht. Eine überdachte Terrasse. Und irgendwann wurde mir klar, dass das ein weitere Raum wird und die Terrasse noch weiter draußen gebaut wird. Es wird hier langsam eine Kathedrale. 😂 Schwierig ist auch eine Terrasse ohne Holz zu bauen. Aber man muss ja sowieso erst mal die Betonblöcke richtig leveln und das ist bei einem nicht ganz so flachen und sehr Stein lastigen Gebiet nicht ganz so einfach. 😅 Allerdings kam dann doch zum Mittag eine neue Holzlieferung. So konnte ich also anfangen zu bauen und zwar so, wie ich es für richtig halte. 😅 Am Samstag habe ich frühs meine Kabine geräumt und bin wieder in die Moose – Kabine umgezogen. Denn heute beginnt hier ein neuer Workshop, mit dem ich aber nichts zutun habe und daher gibt es da auch nichts zu berichten, außer dass ich Morgen eine Kundin abholen muss, deren Flug heute abgesagt wurde. Allerdings weiß ich daher auch nicht, ob das WLAN reicht, um den Beitrag am heutigen Samstagabend noch hochzuladen. 😁 Ach und die arme Frau, die ab morgen in meiner Kabine mit dem Specht wohnt. Das war die letzte Woche anstrengend. Mehrmals bereits ab 5 Uhr morgens. Dabei klingt es wie ein Presslufthammer neben deinen Kopf. Das ist ja auch kein kleiner Specht, diese Art kann bis zu 33 Zentimeter groß werden. Was aber genau so nervig war, war abends das Klopfen. Es war deutlich leiser, aber dafür kontinuierlich. Das ist super nervig, wenn man eine Stunde oder noch länger ein kontinuierliches Klopfen neben sich hört.

Heute war ich aber auch noch am Anahim Lake. Dieser See + Stadt liegt in kanadischen Verhältnissen gleich in der Nähe. Ich sag mal so: 111 Kilometer ist für mich nicht gleich in der Nähe. 😂 Aber egal, dort habe ich heute auf jeden Fall ein paar junge deutsche Menschen kennengelernt, das war ziemlich entspannt. Mir ist da wieder aufgefallen, dass es etwas schwierig ist, in einer völlig fremden Personengruppe Gespräche anzufangen. 😅 Ganz Interessant war aber, dass eigentlich alle überzeugt waren, für immer hier in Kanada zu bleiben. Sie beantragen halt ein spezielles Visum nach dem Nächsten. Es war mal eine Abwechslung und nächsten Freitag steht dann das nächste Treffen an. Und neben jungen Menschen habe ich heute noch etwas Besonderes gesehen. Meinen ersten Schwarzbär in diesem Jahr! 😊 Die Situation war zwar so schnell, dass ich kein Foto machen konnte, da der Bär über die Straße gerannt ist, gerade als ich um die Kurve kam, (Wäre ich zwei Sekunden früher da gewesen, hätte sich mein Airbag ausgelöst) aber so ein Tier ist einfach auch beeindruckend und ich habe mich super gefreut, mal wieder einen Bären zu sehen, denn somit kann ich einen weiteren Strich auf meiner Liste machen. Aktuell Schwarzbären; 4 Grizzlybären: 0🐻 Ein kleines Problem war nur, dass ich den Bären keine fünf Minuten von meiner Kabine gesehen habe und daher nun weiß, dass er auch hier vorbei kommen kann. Sonst habe ich noch eine Menge Rehe gesehen, die auch gefährlich werden können. Zum Glück haben die Rehe den weißen Büschelschwanz, sodass man sie meistens gut erkennen kann. Anhand der Pferdehaufen kann man sehr gut erkennen, dass bald Wildpferde auftauchen. Denn, warum auch immer, sieht man nur sehr selten Pferdehaufen am Straßenrand, aber unglaublich viel auf der Straße. So als würden die Pferde extra nur dafür auf die Straße kommen. David und ich haben am Dienstag auf dem Weg nach Williams Lake auch einen Pferdehaufen gesehen, da haben wir uns darauf geeignet, dass circa fünf Pferde im Kreis zusammenstanden und dann einen Pferdehaufen gelegt haben. Wir beide haben noch nie solch einen Haufen gesehen. 😂 Wir haben auf der Fahrt auch zwei Wildfohlen gesehen. Die waren noch richtig wackelig auf den Beinen und David sagte, dass sie noch nicht mal eine Woche alt sind. Heute habe ich auch ein paar junge Wildpferde gesehen. Erkennt man auch immer sehr gut daran, dass sie etwas naiv auf der Straße stehen bleiben, bevor es dann doch zu knapp wird. Aber beide Fahrten ohne Wildunfall überstanden.

Was macht das Wetter eigentlich? Ich durchlebe hier manchmal Winter und Sommer an einem Tag. Am Montag sind wir einfach bei 3 °C in den Tag gestartet und die Berge wurden den ganzen Tag von Schneewolken umhüllt. Zum Nachmittag zogen die Wolken zu uns, wurden dann aber glücklicherweise zu regen und lösten sich dann auch auf. Ich brauche echt keinen Schnee mehr. Es hat aber sogar einige Kilometer weiter, in der nächsten „Siedlung“ geschneit. So verrückt, denn diese Woche war mal wieder heiß. Frühs noch Winterjacke und lange Hose und am Nachmittag kann man gefühlt nackt arbeiten. Das sind so krasse Sprünge, dass ich daher wahrscheinlich leider auch öfters Kopfschmerzen bekomme. Boah, Schmerzen im oder am Kopf sind halt einfach einer der schlimmsten Schmerzen für mich 😅 Die von heute sind glücklicherweise wieder weg. Aber ja. Also wir haben Überschwemmungen, Waldbrände und gelegentlichen Schneefall – Yeah! Aber es ist jetzt mittlerweile alles grün und das sieht auch echt schön aus.

Mittlerweile ist dann auch Sonntag und ich mache mich jetzt gleich los, die Kundin abzuholen. Es ist jetzt schon so unfassbar heiß, mal schauen, ob ich eventuell etwas auf der Fahrt sehe.

Bis dahin.

Samuel

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