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2. Reisezeit. Bella Italia.

Veröffentlicht: 27.09.2020

Bella Italia. 20.06. – 30.06.2020

Im Schritttempo ging es wieder vom Berg. Das Wetter wurde von mal zu mal besser. Im Tal angekommen, schien sogar die Sonne. Die Gegend ist schön. Wir werden sicher wiederkommen. Nun sehnen wir uns aber nach Sonne. Über den Brenner geht es zügig in den Süden. Unseren ersten Halt machten wir in der Nähe des Lago di Garda. Ein kleiner Ort namens Brentonico. Was sollen wir sagen, es ist warm und sonnig. Glücklich parken wir das Womo auf dem kostenfreien Platz und erkunden den Ort. Wilma ist zwar erst etwas enttäuscht, da es hier kein Wasser gibt aber freut sich über die Kirche und einen schönen Spielplatz im Park. Wir inhalieren das schöne Wetter, die schöne Stadt und Italien. Es ist ruhig. Viele Läden haben geschlossen. Corona ist gegenwertig. Auf dem Spielplatz kommen wir mit einer Mutter ins Gespräch. Wilma und das Mädchen spielen zusammen. Sie erzählt uns, dass sie Angst haben. Angst, dass die vergangenen Wochen sich wiederholen. Wir merken die Verzweiflung und den Respekt vor dem Virus. Ein komisches Gefühl. Bisher hatten wir keine bzw. nur kaum Berührungspunkte mit Corona. Sie sagte auch, dass die Leute froh sind, dass sie sich nun doch etwas freier bewegen können und vor allem raus dürfen. Wir denken noch lange über das Gespräch nach. Essen Abendbrot in der Sonne und genießen es sehr.

Malga Pra`. 21.06. – 22.06.2020

Wilma möchten unbedingt ans Wasser. Es ist Sonntag und wir machten uns auf dem Weg zum Lago di Garda. Immerhin war dieser nur 15 km von uns entfernt. Das kann man mal machen. Denkste! Stau auf der Landstraße. Eine Menge Autos, Motorräder, Camper und Co. hatten genau den gleichen Plan. Für die 15 km brauchten wir über 2 h. Am Gardasee angekommen, war der Ausblick fantastisch. Allerdings waren es uns einfach zu viele Menschen. Krampfhaft versuchten wir noch einen Parkplatz zu finden, damit Wilma wenigstens kurz einen Fuß ins Wasser stecken konnte. Nix da. Unmöglich. Völlig genervt fahren wir wieder weg. Weit weg vom Lago di Garda. Noch schnell ein Gute-Laune-Eis in Mori und weiter über einen Pass Richtung Venedig. Eine super, super schöne Strecke. Allerdings brauchten wir ewig für nur ein paar Kilometer. Irgendwo am Rand der Dolomiten finden wir einen tollen Platz. Von hier aus gingen viele Wanderwege ab. Wir erkundeten gleich einmal die Gegend. Nur einen kleinen Berg hinauf kommen wir auf eine große Wiese und an einem Biohof mit vielen Kühen an. Die Kühe lagen entspannt rum. Der Weg führte direkt an ihnen vorbei. Sie sind lieb und zam. Lassen sich streicheln. Eine große Freude für uns alle. Wir verbrachten hier etwas Zeit. Tranken aus einer Quelle. Es war wieder ein schöner Ort. Morgen sollte es tatsächlich mal eine Wanderung geben.

Zurück am Platz essen wir Abendbrot auf der Picknickdecke und gingen früh schlafen.

Wir wurden von den Kühen geweckt. Sie sind den Weg runtergelaufen gekommen und wuselten um uns herum. Wilma freute sich wie verrückt. Das Wetter war ein Traum. Schnell noch Waschtag. Ich hatte die Nacht unsere Wäsche eingeweicht und heute früh mit Hand gewaschen. Wilma spielte und Mathias backte aus unseren Resten eine Apfeltarte. Es sollte heute nämlich rauf zur Kirche gehen, welche wir von hier unten sehen konnten. Wanderrucksack gepackt und los geht’s. Hoch zu den Kühen und am Brunnen vorbei. Ca. 200 m von dort gab es die erste Pause. Wir gingen durch den Wald immer an einem Flusslauf entlang. Eine kleine Bademöglichkeit nutzte Wilma für ausgiebiges plantschen. Das abgekühlte Kind lief im Anschluss sogar noch besser als vorher. Ob es ein offizieller Wanderweg war, wagen wir zu bezweifeln, aber es war schön und ruhig und wir waren für uns ganz allein. Endlich kamen wir auf einen richtigen Weg. Wir mussten schon sehr hoch gewesen sein, denn den Platz mit den Kühen sahen wir von hier aus. Die besagte Kirche allerdings noch nicht. Es ging weiter Berg auf und es wurde steil. Wir liefen durch zwei kleine Höhlen. Endlich ein Hinweisschild. Dort entlang. Immer höher und höher. Wir sahen die Kirche nun dichter kommen. Scherzten noch auf dem Weg. „Pass mal auf, wenn wir oben sind, hat sie zu.“ Was soll ich sagen, oben angekommen, war die Kirche keine Kirche. Es war eine Art Kriegsdenkmal und montags immer geschlossen. Es war Montag. Spitze. Egal. Wir platzierten uns direkt davor und machten noch eine Pause. Mathias und Wilma kletterten noch ein Stück auf einer Mauer und hatten einen tollen Blick aufs Gelände.

Jetzt hieß es wieder zurück. Meine Farbe des Gesichts ähnelte der Feuerwehr. Aber runter geht es ja bekanntlich schneller. Wir bogen noch einmal auf einen kleinen Weg ab, um dann aber zu beschließen -- Zeit für den Heimweg. Auch zurück liefen wir quer durch den Wald. Unten angekommen, badete ich gefühlt im Brunnen. Wilma ist nicht die ganze Strecke gelaufen, aber sehr gut. Insgesamt waren wir 4 h und ca. 6,6 km unterwegs. Am Womo angekommen duschten wir und machten uns abfahrbereit. Wir hatten nämlich nichts mehr zu essen und zu trinken. Ein Supermarkt musste her. Auf dem Weg dorthin hätten wir gern eine Kleinigkeit gegessen. Wir fanden nichts. Es ist schon 19 Uhr als wir Würstchen und Brötchen zum Abendbrot aßen. Draußen sind immer noch 27 Grad. Unser Ziel für heute war es Venedig zu erreichen. Wilma schlief im Sitz, nicht. Ist aber gut drauf. Gegen 21 Uhr kamen wir auf dem Platz in Venedig an. Wir machen noch eine Runde. Die fällt klein aus, denn die Mücken sind heftig unterwegs und fraßen uns regelrecht auf. An schlafen war auch kaum zu denken, denn es sind immer noch 25 Grad. Wir versuchten es trotzdem.

San Giuliano Venezia – Venedigliebe. 22.06. – 23.06.

Der Platz war etwas abseits und nicht auf dem Inselteil von Venedig. Preislich war er auch human. Zahlten für 24h 15 Euro. Passt. Fahrkarten für Bus/Bahn gab es an der Rezeption. Der Fußweg sollte nur kurz sein. Gut. Beim nächsten Mal würden wir die Räder bis zur Haltestelle nutzen. Der Weg zur Straßenbahn war eine Geduldsprobe für uns. Wir hatten alle schlecht geschlafen. Es war wieder mega heiß und der Weg nahm kein Ende. Es gab keinen Schatten und Wilma quakte die ganze Zeit. Irgendwann waren wir an der Haltestelle angekommen. Die Bahn war fast leer und fuhr uns auf die kleine Insel.

Dort angekommen war es herrlich leer. Wir gingen ein paar Meter und standen schon am ersten Kanal, welcher grün/türkis leuchtete. Wir waren happy. Jetzt schlenderten wir ohne Ziel quer durch Venedig und seine Gassen mit den kleinen Kanälen. Die Stadt, die sonst von Touris überrannt ist, war leer. Kein Anstehen, kein drängeln. Es ist Mittagszeit und wir hatten Hunger. Kehren in einem Restaurant ein. Direkt an einem kleinen Kanal. Wilma und ich baden unsere Füße, während wir auf das Essen warteten. Es gab Pizza und Pasta sowie ein kleine Flasche Wein. Es war lecker. Der Wein hängt immer noch nach, wenn ich nur daran denke.

Gestärkt ging es weiter. Wir ließen uns weitertreiben. Schauten links und rechts. Schauten mal in diese Kirchen, mal in jene Kirche. Beobachteten die Gondelfahrer auf Werbungstour. Es ist eine schöne Stadt und wir sind glücklich, zu dieser Zeit Venedig kennen zu lernen. So schlimm die Corona-Zeit für uns alle aber vor allem für Italien war/ist. Wir kommen auf dem Markusplatz. Auch dieser ist leer. Selbst die Tauben sind nicht zu sehen. Der Markus Dom wurde gerade renoviert. Wir schauten uns eine kleine Ausstellung oberhalb an und konnten einen Blick in den Dom hineinwerfen. Dies wurde uns von einem österreichischen Paar empfohlen. Von dort aus gingen wir zum Wasser und schauen auf den Golfo di Venezia. Auch er leuchtete türkis. Wir hatten Lust auf ein Eis. Eigentlich gab es an jeder Ecke die Möglichkeit. Gerade nicht. Wir setzten uns in ein Café auf dem Markusplatz und schauten in die Karte. 12 Euro für eine Eisschokolade waren uns dann doch zu viel. Die Suche ging weiter. An einer kleinen Kreuzung fanden wir einen netten Eisladen. Hier gönnten wir uns jeder eine Eisschokolade. Wahrscheinlich eine der besten, die wir je getrunken haben.

Nun fehlte nur noch eine Fahrt mit der Gondel. Ich hätte darauf verzichten können, denn sie kostete 50 Euro. Mathias wollte aber unbedingt, immerhin gehört das zu Venedig. Also machten wir die Fahrt. Es war ok, aber mehr auch nicht. Wir hatten zu Fuß bereits so viel schönere Ecke gesehen. An der Anlegestelle der Gondel war ein kleines Papiergeschäft. Dieses war uns schon vorher aufgefallen. Wir waren neugierig und gingen rein. Der Inhaber war gerade dabei Papier selbst zu bedrucken. Er erklärte uns auf Englisch/Deutsch was er da machte. Total spannend. Schöne Sachen. In diesem Laden kauften wir uns ein großes Fotoalbum, welches wir mit den Texten und Fotos unserer Reise befüllen werden. Etwas besonders, für etwas Besonderes.

Unsere Füße waren platt und wir waren Ko. Gegen 18 Uhr verließen wir die Lagune und machten uns auf den Heimweg. Wir wollte noch heute den Platz verlassen, damit wir etwas Geld sparen. Wir waren satt vom Tag und brauchten kein Abendbrot. Wir entleerten das Womo und füllten auf. Gegen 20 Uhr fuhren wir weiter. Wir wollten bei diesem Wetter nichts mehr als baden. Also ging es an den Strand. Gegen 23 Uhr legten wir Wilma vom Sitz ins Bett mit den Worten „Wir sind am Strand“.

Adriaküste – Comaccio. Kann man machen, muss man aber nicht. 23.06. – 24.06.2020

Eigentlich sollte es einen offiziellen Stellplatz dort geben. In der Nacht war dieser mit einer Schranke nicht zugänglich. Wir parkten auf einem Parkplatz neben einem anderen Womo. Die Nacht war ok. Aus der Ferne hörten wir ständig irgendwelche Motorengeräusche. Das war etwas nervig. Wir waren früh wach, dafür dass wir erst mitten in der Nacht dort angekommen waren. Der erste Gang führte uns an den Strand. Kaum jemand da. Mich erinnerte der Strand sehr an Bulgarien. Irgendwie alles etwas Ostblock. Das mediterrane Flair war weg. Das Wasser grün/braun. Vom Wind sehr aufgewühlt und Pieschi warm. Trotzdem gingen wir kurz rein. Immerhin lag unser letzter Badegang schon ein paar Tage zurück.

Zurück am Womo gab es Frühstück. Wir beschlossen den Tag am Strand zu verbringen. Auch wenn wir es nicht so schön fanden. Rumliegen und baden, war das, was wir nun wollten und brauchten. Mathias versucht den Stellplatz klar zu machen. Parkt Tickets dafür sollte es in dem Restraunt neben uns geben. Ja, gab es auch. Allerdings sollten wir für den Stellplatz 21 Euro zahlen. In diesen 21 Euro war enthalten: Tisch und Stühle dürfen nicht aufgestellt werden. Draußen sitzen auf dem Platz ist untersagt. Keine Seitenfenster öffnen, nicht grillen, keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeit aber Eintritt in den privaten Strandbereich. Wir mussten nicht lange überlegen und zogen uns einfach ein Parkschein für den Parkplatz, auf dem wir geradestanden. Dies kostete uns 4 Euro inkl. der oben genannten Verbote.

Wir packten unsere Strandsachen und zogen los. Es war ein entspannter Tag. Rumliegen, baden, spielen, essen. Zum Abendbrot grillten wir. Mathias stand vor dem Womo. Wilma und ich bereiteten drinnen alles vor. Gegessen wurde drinnen. Immerhin war es ein normaler Parkplatz. Die Nacht wollten wir hier noch verbringen, um uns auszuschlafen. Es kam ganz anders. Als wir den Grill abwaschen wollten, stellten wir fest, dass er weg war. Wir wurden tatsächlich beklaut. Direkt vor der Tür. Verrückt. Der schmutzige Gasgrill mit samt Wasser weg. Frech und dreist zusammen. Mathias war sehr wütend und beschloss hier keine Nacht länger zu stehen. „Wer weiß, was morgen früh fehlt – Fahrräder, Reifen etc.“

Also packten wir Hals über Kopf alles zusammen. Wilma wurde bettfertig gemacht und schlief im Sitz. Wir fuhren ins Landesinnere. Die Adriaküste hatte genau 20h unsere Aufmerksamkeit. Unser Weg führte uns ein Stück durch die Toskana. An riesigen Sonnenblumenfeldern und einer schönen Landschaft vorbei. Wir genießen den Sonnenuntergang während der Fahrt.

Castiglione del Lago – schrecklich schön. 24.06. – 27.06.2020

Gegen 23:30 Uhr kamen wir am See in Castiglione an. Wir sahen nichts. Mathias parkte und dann passierte es. Wir fuhren irgendwo gegen. Eine Laterne wurde übersehen und somit hatten wir jetzt ein S in unserem Fahrradträger. Sehr ärgerlich. Rückfahrkameras werden aber auch immer überschätzt… Wir fielen müde ins Bett. Mit einer Gruppenkuschelaktion starteten wir in den neuen Tag. Lasen und schauten aus dem Seitenfenster auf einen türkisblauen See. Schöner hätte der Morgen nicht starten können. Frühstück und ab ans Wasser. Unser Platz lag direkt an einem KiteSpot. Dieser war aber coronabedingt geschlossen und wir hatten den Platz für uns allein. Das Wasser war sehr flach. Dies war für Wilma super. So konnte sie gut mit dem Schwimmbrett schwimmen. Wir fuhren seit langem mal wieder SUP. Schauten vom See auf die Stadt, welche eine große Burg zu haben scheint. Schön!

Wir bewegten uns heute nur vom Womo ins Wasser, zurück auf die Decke, Wasser, Decke – Womo. Am Abend gingen wir tatsächlich mal wieder früh ins Bett und schliefen uns.

Das Wetter war wieder super, wie die anderen Tage auch schon. Wir frühstückten. Wilma aß nur wenig, denn sie wollte ins Wasser. Also fielen wir nach dem Frühstück wieder ins Wasser. Abwechselnd beschäftigten wir Wilma und der/die andere fuhr SUP. Die Zeit rannte und wieder war es nach 12 Uhr. Wir bekamen Mittagshunger und wollten eine Kleinigkeit essen gehen. Machten uns auf den Weg in die Stadt und zur besagten Burg. Der Weg führte uns immer am Wasser entlang. Gingen durch einen Olivenhain zur Burg hinauf. Dort angekommen, fanden wir zunächst nicht den Eingang. Lediglich einen Wirtschaftseingang. Wir schlussfolgerten das die Burg ein Hotel sein muss. Wir sahen einige laminierte Schilder. Da wir kein italienisch können, schauten wir mit dem Handy nach und übersetzen uns die Schilder. Wir sind etwas verwirrt und geschockt, denn es war die Ausschilderung zur Leichenhalle. Große LKWs fuhren hin und her. Es war so gruselig. Wir gingen weiter und kamen an der Burg an. Eigentlich sehr schön gelegen und super erhalten. Wir kamen aber nicht nur an der Burg, sondern auch an einem Corona-Lazarett an. Mobilekrankenstationen standen dort neben großen Zelten. Menschen liefen vereinzelnd umher. Der Eingang mit Sicherheitspersonal gesichert. Es war so surreal. Gruselig und machte uns nachdenklich. Wir gingen noch ein Stückchen ins Burgtheater, aber ich wollte nur noch weg. Von der Burg aus, ging es in die Altstadt. Dort kehrten wir in einem Lokal ein und ließen erstmal sacken, was gerade passiert war. Wir aßen eine Kleinigkeit und beobachteten die Leute. Sie waren gut drauf, gelöst. Die Burg war sicherlich nicht mehr so aktiv gefragt, wie vielleicht in den letzten Monaten. Wir entdeckten ein Banner für eine Dankesparty am nächsten Tag. Die Leute kehrten scheinbar jeden Tag etwas mehr zur Normalität zurück.

Wir gingen durch die Stadt. Uns gefiel, was wir sahen. Über einige Hinterhöfe konnten wir direkt auf den See schauen. Ein Kirchenbesuch durfte nicht fehlen. Wir machten uns langsam auf den Weg zurück zum Womo. Gingen noch ein paar Dinge einkaufen und verbrachten den restlichen Tag am und im Wasser.

Das Gesehene hing noch lange nach und bewegte uns. Den Abend ließen wir entspannt ausklingen.

Unser kleiner Wecker rief nach uns. Verrückterweise nur, damit wir das Sicherheitsnetz entfernen. Wilma läuft sofort ins Bad. Putzt unaufgefordert Zähne und wäscht sich. Warum? Weil sie nur eins möchte, ins Wasser. Alle Bewohner ab ins Wasser. Es wird wild geplantscht, geschwommen, geangelt. Dann endlich durften wir raus und frühstückten.

Wir packten zusammen und fuhren auf den 200 m entfernten Campingplatz um Ver- und Entsorgen. Es geht für uns heute ans Mittelmeer, also weiter quer durch Italien.

Türkis blaues Wasser direkt vor der Tür. 27.06. – 28.06.2020

Wir kommen an etlichen Sonnenblumenfelder vorbei. Die ersten fünf lassen wir an uns vorbeiziehen. Wilma und ich möchten unbedingt raus. Wir möchten die Sonnenblumen von nahem anschauen. Mathias hält nur ungern am Straßenrand an. Wir sind auf einer kleinen Landstraße, also kein Problem. Wilma und ich gehen raus. Draußen merken wir erst einmal, wie heiß es ist. Es sind sicher über 30 Grad. Schnell gehen wir ins Feld. Links und rechts. Die Blumen sind fast zwei Mal so groß wie wir. Toll! Zurück im Auto sind wir glücklich und Vati auch, denn es geht weiter. Mittagspause wurde nicht gewünscht. Das Kind wünschte weiter zu fahren. Sie schlief irgendwann ein und wir konnten durchfahren. Ca. 2km vor dem Ziel verpassten wir die Ausfahrt. Abenteuerlich ging es durch Gassen, die so bereit waren wie das Womo. Zusätzlich erschwerten uns parkende Autos das Weiterfahren. Umdrehen?! Auch das wurde zur Herausforderung. Am Ende fuhren wir einfach auf ein Gehöft. Dort drehten wir und fuhren zurück auf die ursprüngliche Straße. 1h später waren wir am Ziel. Das Tyrrhenische Meer lag direkt vor uns. Der Parkplatz, welcher unser Schlafplatz werden sollte, war recht voll. Wir fanden trotzdem noch einen super Platz. Jetzt hieß es nur noch Strand. Wir zogen unsere Badesachen an und stürmten ins kalte Nass. Denkste. Badewannentemperatur. Egal, wir genossen das Meer.

Wir genossen den Abend. Den Sonnenuntergang. Als Wilma schlief, machten Mathias und ich noch einen kleinen Abendspaziergang am Strand. Das Licht war großartig. In der Ferne sahen wir die Lichter von Porto S. Stefano. Hörten die Wellen rauschen. Zurück zu Hause schaute ich aus unserem Schlafzimmerfenster. Ich konnte mich kaum satt sehen. Schlafen fiel schwer, denn es war immer noch sehr warm.

Wir wurden heute früh von einem „brüllenden“ Kind geweckt. Ein Hahn ist gar nichts dagegen. Wilma saß bereits fertig angezogen in ihrem Zimmer und wartete auf das Personal, welches die „Schranke“ öffnen sollte. Ich kletterte zu Wilma. Wir erzählten. Guckten aus dem Fenster und beobachteten die ersten Badegäste am Strand. Wir lasen Bücher und dallerten den Vormittag im Womo rum. Vor dem Mittag gingen wir eine Runde schwimmen. Die Sonne war so stark, dass wir im Haus zu Mittag aßen. Im Anschluss backten wir einen Kuchen. Wilma spielte und hörte ein Hörbuch. Ich nutzte die Zeit, um den Boden zu wischen. Haushalt fertig, nun ging es wieder an den Strand. Wilma „schwamm“ wie wild mit ihren Schwimmflügeln. Mathias schnorchelte und ich ließ mich treiben.

Der Tag endete mit einem leckeren Abendbrot inkl. frisch gebackenen Brötchen in der Abendsonne.

Vormittags Italien. Abends Deutschland. 29.06. – 30.06.2020

Heute waren wir früh wach. Nachdem Frühstück wollten wir die Strandmuschel aufbauen und den ganzen Tag am Meer verbringen. Es kam alles anders.

Ich bekam eine Mail aus dem Büro, dass ich am 1. Juli, 8:00 Uhr wieder dort sein sollte. Wir waren davon ausgegangen, dass ich mit Kurzarbeit starte. Das war mein letzter Stand. Auch bat ich das Büro darum, mir ca. 5 Tage Vorlaufszeit zu geben, um genügend Zeit für die Rückreise zu haben. Gut, nun hieß es innerhalb von nicht mal mehr 42h wieder zurück nach Rostock zu fahren. Im Grunde wussten wir, dass das passieren könnte. Haben einfach das beste gehofft. Die Nachricht traf uns sehr.

Wilma merkte, dass irgendetwas im Busch war. Wir erklärten ihr so gut es ging, dass wir nun wieder zurück nach Rostock müssen. Auf einer Seite war sie sehr traurig, aber auf der anderen freute sie sich auf ihre Freundin Lisbeth.

Wir verbrachten den Vormittag noch am Strand. Wir hatten eh wenig Zeit. Jetzt kam es auf 2-3 Stunden weniger nicht mehr an.

Es wurde gebadet, SUP gefahren und gespielt. Wilma war die treibende Kraft, die sagte, dass wir nun losmüssen. Gegen Mittag verließen wir unseren schönen Platz. Es lagen jetzt 12 Stunden fahrt vor uns.

Wilma schlief schnell in ihrem Sitz ein. Mathias fuhr und ich guckte mir wehmütig die italienische Landschaft an. Die Sonne brannte vom Himmel und der Weg nahm und nahm kein Ende. Wir machten insgesamt 2 Pausen. Gegen 1 Uhr nachts kamen wir dann in Bayern an. Es ging nichts mehr. Wir suchten uns einen schönen Platz und landeten am Eichinger See. Völlig ko fielen wir ins Bett.

Die Nacht war kühler, somit schliefen wir alle sehr gut. Die erste Frage von Wilma an diesem Morgen war: „Sind wir schon in Rostock?“. Nein, aber ca. die Hälfte der Strecke hatten wir hinter uns. Mathias erkundete draußen die Lage und schaute nach dem See, welchen wir nachts nur erahnen konnten.

Er kam begeistert zurück und wir packten unsere Handtücher und gingen zum Wasser. Tatsächlich lag ein superschöner See vor uns. Glasklares Wasser. Kaum eine Menschenseele. Wir sprangen freudig rein. Es war schon viel kälter als das Meer aber herrlich. Besser kann ein Start in den Tag gar nicht sein. Nun hatten wir Frühstückshunger. Unweit von uns gab es einen Bäcker. Dort fuhren wir mit dem Womo hin. Es war ein kleiner Supermarktparkplatz. Wir kauften neben Brötchen noch etwas zum Mittag ein. Lernten noch einen Leipziger kennen, welcher sich riesig freute ein Rostocker Auto in seiner neuen Wahlheimat zu sehen. Es war schon fast Mittag, als wir uns auf den Weg zur Autobahn machten. Wilma hatte schon 10 Minuten später keine Lust mehr zu fahren. Insgesamt machten wir drei lange Pausen. Diese taten uns allen gut. Auf einem Rastplatz hatten wir sogar einen großen Spielplatz, auf dem wir uns alle etwas austoben konnten. Wilma schlief gegen 22 Uhr in ihrem Sitz ein.

Es war genau 0 Uhr als wie in Rostock am selben Ort standen, welchen wir am 29. November 2019 verlassen hatten.

Hinter uns lagen 30 Tage, drei Länder und über 4000 km. Wehmut und Traurigkeit hingen nach.

In uns herrschte allerdings ein Gefühl von Selbstbewusstsein und dem starken Willen unser Leben nie mehr anders bestreiten zu wollen als die letzten 7 Monate.

Die letzten Monate waren in der Tat der Weg zu einem selbstbestimmteren Leben. Dem Mut aus dem gesellschaftlichen Korsett zu entfliehen und mehr Dinge zu machen auf die wir Lust haben. Und weniger Dinge zu machen, die irgendwer von uns erwartet.

Raus aus dem Hamsterrad, hallo Abenteuer Leben!

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