Veröffentlicht: 04.10.2024
Heute war Sitzleder gefragt. Es ging auf die legendäre 4-Pässefahrt. Ab Meiringen geht es in 188 km über acht Stunden über Grimsel - Nufenen - Gotthard und Susten.
Acht Stunden Postauto? Das wird doch sterbenslangweilig? Weit gefehlt: Der Tag hält einige Überraschungen bereit. :-) Der Nora-Tabani-Krimi bleibt auf jeden Fall ungelesen.
Es beginnt in Sursee. Nach den Regenfällen der Nacht ist die gewohnte Unterführung vollgelaufen. Zum Glück bin ich rechtzeitig am Bahnhof, so dass das keine Konsequenzen hat.
Sarner- und Lungernsee faszinieren die mitreisenden Chinesen und InderInnen und entlocken diverse Ahs und Ohs.
In Meiringen wartet eine ganze Postautokavalkade. Menschen aus aller Herren Länder treffen sich hier, um gleich wieder in alle Ecken des BEO auseinander gespickt zu werden. Ich setze mich zu Fredy, meinem Chauffeur. Ich werde seine Aufmerksamkeit heute allerdings mit Saskia, seiner frisch Angetrauten, teilen müssen. Sie ist Postautochauffeuse und wird heute vom alten Meister in die Geheimnisse der Vier-Pässe-Fahrt eingeweiht.
Der Grimsel ist noch in dicken Nebel gehüllt. Der Nufenen ist nach den Schneefällen der letzten Stunden gesperrt. Ob die Fahrt wohl schneller zu Ende ist, als gehofft? Ich kann es natürlich nicht lassen, die Rolle des Beifahrers gewissenhaft auszufüllen. Und so kann ich Fredy schon bald mitteilen, dass der TCS ab 10.00 Uhr freie Fahrt über den Pass meldet, was der natürlich sofort über das Mikrophon den anderen Gästen mitteilt.
Kaum sind wir im Goms, klärt der Himmel auf. Schönstes Herbstwetter begleitet uns nun bis ins Meiental, das wir am Ende des Tages passieren werden.
Leider kommt uns auf dem Grimselpass ein älterer Herr abhanden. Das beunruhigt Fredy aber nur peripher. Nach einigen Telefon- und Funk-Gesprächen wird vereinbart, dass wir ihn auf dem Gotthard wieder an Bord nehmen. In der Zwischenzeit fällt mir die vornehme Aufgabe zu den verwaisten Rucksack zu hüten.
In Airolo steht die Mittagspause an. Das Restaurant Cristallina ist Garant für preiswerte, gute Küche. Es enttäuscht mich auch heute nicht. Noch kurz die Kapriolen eines Lambofahrers beobachten, der seine lederbehoste Freundin beeindrucken will und dann geht es ab auf den Gotthard.
Auf dem Pass steigt eine Schulklasse aus Zug ein, die von Fredy animiert wird, einzige Lieder zum Besten zu geben. Jede gelungene Darbietung wird mit kräftigen Postgehorne belohnt. Und, den verlorenen Sohn haben wir auch wieder eingesammelt, so dass ich meine Rucksackhütepflichten beenden kann.
In Andermatt gbt es einen weiteren Aufenthalt, der gerade für einen kleinen Dorfrundgang reicht.
Auf dem Weg zum Sustenpass zieht weder Nebel auf. Saskia lernt noch einige wichtige Lektionen zum Thema Strassenbreite und Tunnelprofile.
Beim Steingletscher kehren wir zum letzten Mal ein. Noch einige Mitbringsel gekauft und dann geht es zurück nach Meiringen, wo die kurzweilige Fahrt ein Ende nimmt. Es war Fredys letzte Fahrt für dieses Saison und jetzt geht es für die beiden in die wohlverdienten Flitterwochen nach Las Vegas.
Ich hab noch Zeit, die Bahnhofklos zu studieren und werde wieder einmal bestätigt: öffentliche Frauen-WC sind der Endgegner jeder Putzkolonne.
Nach 13 Stunden komme ich wieder in Sursee an. Ein fantastischer Tag geht zur Neige. Zeit die Katzen zu füttern und ihnen ein Guet-Nacht-Gschichtli zu erzählen. Stoff hab ich genug.
Ein Hammer-Tag im ÖV, eine Empfehlung für jede/n, der Mal richtig chauffiert werden will.