Veröffentlicht: 25.06.2022
Heute ist wieder eine kurze Reiseetappe angesagt. Die Zeit verkürzt mir heute ausnahmsweise wieder mal Adrian Stern. Mal schauen, ob ich das emotional aushalte…
Es geht nach Sidulga, einer Stadt in Lettland, 53 km nordöstlich von Riga am Ostufer der Gauja, im ältesten Nationalpark des Landes. Die Region bezeichnet sich aufgrund der reizvollen Landschaft gerne als Lettische Schweiz. Deshalb habe ich Zeit, zwei touristische To-Do's zu besichtigen.
Als erstes steht ein Besuch im lettischen Ballenberg an. Das Lettische Ethnographische Freilichtmuseum, eines der ältesten und größten Freilichtmuseen Europas, liegt am Ufer des Jugla-Sees, nur eine halbe Stunde Fahrt vom Zentrum Rigas entfernt. Dieses Museum unterscheidet sich von ähnlichen Museen anderswo auf der Welt dadurch, dass die Exposition schon 1935 entstand, bevor der Krieg über das Land zog und deshalb sind viele Objekte gut erhalten geblieben.
118 alte Bauten aus allen historischen lettischen Gebieten – Kurland, Livland, Semgallen und Lettgallen – vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zur zweiten Hälfte der dreißiger Jahre des 20 Jahrhundert wurden in das Museum gebracht und aufgestellt. Das Museum ist wunderschön in einem Wald am Seeufer gelegen und es gibt auch Handwerker in Aktion zu besichtigen. Ein Besuch lohnt sich. Heute waren aber nicht sehr viele Besucher anwesend, so das man ungestört alles in Ruhe anschauen konnte.
Der zweite Punkt auf der Tagesordnung ist dann wieder ein sehr tiefgehender: Die Gedenkstätte Salaspils erinnert an die Opfer das Naziterrors von 1941 bis 1944. Es befindet sich auf dem Gelände des damaligen KZ. Das emotional beeindruckende Ensemble wurde 1967 während der sowjetischen Besatzung enthüllt und gibt natürlich auch den damaligen Stil wieder. Es erstreckt sich über 25 Hektar. Das Ergreifendste war für mich ein gewaltiges Metronom, das den Schlag eines Herzen nachahmt und auf dem ganzen Gelände zu hören ist. Es ist sehr berührend und auch etwas unheimlich, wenn man da auf das Gelände kommt und irgendwann dieses stete Pochen hört. Gruselig! Auch hier hat es kaum Besucher. So kann ich meinen Gedanken nachhängen.
Anschliessend geht es weiter zum Tagesziel. Ich habe ausnahmsweise gestern Abend reserviert und das hat sich gelohnt. Der Platz, das Lakeside Camping ist ausgebucht. Raum hätte es noch viel, aber der junge Besitzer, Arturs, möchte seinen Gästen den nötigen Platz und Komfort bieten und überbucht deshalb nicht.
Ich werde sehr freundlich empfangen und Arturs erklärt mir alles, gibt mir auch Ausflugstipps für morgen und dann baue ich auf.
Es reicht noch für einen kleinen Schwumm im schönen See und dann wird gekocht.
Zum ersten Mal habe ich auch etwas näheren Kontakt, der über ein freundliches Hallo herausgeht. Einer Nachbarin ist aufgefallen, dass ich aus einem exotischen Land kommen muss und so sind wir bald in einem fröhlichen Austausch über Lettland, das Baltikum und die Schweiz.
Hier bleibe ich sicher zwei Nächte und dann schaue ich wie es weitergeht. Die Zeit vergeht im Flug und ich entdecke immer wieder Neues, das mich fasziniert.
Schlaft gut und vergesst die Kühlung nicht. Übrigens ist es im Baltikum auch warm!