Travel to the MAXimum
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Nach dem Job ist vor der Reise

Veröffentlicht: 15.12.2016

Hallo und schöne Grüße vom anderen Ende der Welt!

Jetzt, wo es ins absolute Finale bei meinem ersten Job geht, würde ich euch gerne noch einmal berichten, was zuletzt so passiert ist und wie hier mein Alltagsleben aussieht. Seit meinem letzten Bericht habe ich zuletzt fleißig sechsmal pro Woche für Ace gearbeitet und natürlich so auch einiges Geld verdient.

Wie schon zuletzt angedeutet, ging es nach einer gefühlten Ewigkeit, in der es für uns nichts anderes gab als Sweeping, endlich zu einer neuen "Disziplin": dem Wire Lifting. Am Anfang dachte ich noch: "Mann, ist das locker", aber inzwischen habe ich meine Meinung definitiv geändert. Dazu später mehr. Neben dem Wire Lifting gab es nämlich noch etwas, das neu für uns alle war: Fruitpicking. Dabei mussten wir von den Weinsträuchern die vertrockneten Traubenbüschel abreißen und zwar alle. Die Anweisungen von Roger, unserem Supervisor, waren dabei aber leicht verwirrend. Anfangs hieß es: "Wenn in einer Reihe vier oder fünf Trauben übersehen werden, muss die Reihe unbezahlt nachbearbeitet werden." Dann, als unser Tempo ihm zu langsam war, hat er einen echten Wutanfall bekommen und vor der versammelten Gruppe geschimpft, wie es denn sein kann, dass wir so lange brauchen. Eine Reihe hat mich damals etwa 4 Stunden gekostet und ich lag damit im Mittelfeld. Er meinte, wer mehr als 3 braucht, wird in Zukunft gefeuert. Angeblich hätte er 70 Leute in der Hinterhand, die nur darauf warten würden, uns zu ersetzen. Dann hat er uns vorgemacht, wie er sich das vorstellt. Der Haken an der Sache war aber, dass er an so ziemlich jeder Pflanze Trauben übersehen hat. Dazu meinte er ganz trocken: "Wenn ihr an jeder dritten Pflanze was hängen lasst, ist das ok!" Hinweis: Eine Reihe besteht aus 225-280 Pflanzen. So viel zum Thema "4 Fehler sind zu viel" 😅 Und natürlich wurde keiner gefeuert, auch wenn viele nach wie vor hinter dem Zeitlimit lagen. In der Zeit des Fruitpickings musste ich mich dann auch von Jeremy und Thomas aus Frankreich verabschieden, mit denen ich jeden Tag zur Arbeit gefahren war und die inzwischen irgendwo bei Christchurch sind. Seitdem fahre ich in Rogers Van mit, wo nur Deutsche drin sitzen. Das heißt, ich spreche bei der Arbeit in 95% der Fälle Deutsch. Nicht gerade Sinn der Sache 😕Aber ich verstehe mich gut mit den anderen, wobei ich leider der einzige aus dem Peace Haven bin. In diese Zeit fällt wohl auch eine der härtesten Wochen meines Lebens, da wir eine Woche lang Überstunden machen mussten. Da war es dann die Regel, dass ich um 6:15 aufstehen durfte, um 7:00 abgeholt wurde, bis 20:00 arbeiten musste und dann gegen 20:30 zu Hause war. Die ersten zwei Drittel des Tages war dann Fruitpicking angesagt, am Ende Sweeping und Wire Lifting. Teilweise durfte ich dann noch einkaufen, das heißt, außer Abendessen war da abends so gut wie nichts mehr drin. Das war übel, das sage ich euch! Aber es wurde natürlich auch gut bezahlt ;😆 Zwischendurch habe ich auch Nadine wieder getroffen, die ich schon beim East Coaster von Stray kannte. Wir waren dann unter anderem sonntags einmal zusammen am Fluss oder haben zusammen gegessen.

Zuletzt ging es aber zurück zur Normalität - zumindest bei der Arbeit. Wir haben jetzt wieder die normalen Zeiten und sind vor ein paar Tagen komplett auf Wire Lifting umgestiegen, was auf Dauer ziemlich heftig ist. Zum einen sind die Drähte teilweise verdreht und überkreuzt, sodass man, wenn man Pech hat, sie ständig entwirren muss. Zum anderen braucht es manchmal einige Kraft, einen Draht unter Spannung nach oben zu drücken. Saublöd sind aber die Clips, in die die Drähte eingehakt sind, weil es oft wahnsinnig mühsam ist, die Drähte herauszunehmen, was wir aber machen müssen, weil wir sie danach in andere Clips wieder einhaken müssen. Und natürlich sollte man nicht vergessen, dass man beim Wire Lifting weite Strecken zurücklegt. Letztens sind wir in 6,5 Stunden 19 Kilometer während der Arbeit gegangen! Normalerweise arbeiten wir ja 7,5 Stunden, also sind das wohl so 22 im Schnitt. Zum Glück war es zuletzt nicht so warm, sodass das nicht ganz so reingehauen hat. Das hat sich diese Woche geändert, weil der Sommer jetzt mit Vollgas kommt. Ein echter Hammer kam am Dienstag, als uns Richard vorgestellt wurde, der bei Ace wohl für Personalentscheidungen verantwortlich ist. Er hat dann eine Ansprache an unsere Gruppe gehalten, wobei er meinte, er hätte jeden von uns ein paar Minuten beobachtet. Dann hat er fünf Leute benannt, deren Arbeit er gut fand, und allen anderen gesagt, dass wir gefeuert werden, wenn wir nicht schneller arbeiten. Als Reaktion darauf sind wir beim nächsten Durchgang alle wie bekloppte durch unsere Reihen gesprintet, um den Job zu behalten. Das war ihm dann wieder zu viel. Ohne Witz, dieses Hin und Her geht mir gewaltig auf die Nerven, zumal am Ende ja doch keiner fliegt. Das ist alles nur Druck, um bessere Leistungen zu bekommen. Inzwischen geht es übrigens auch ab und zu in Weinberge mit Hanglage. Teilweise ist es schon hart, die steilen Hänge hochzuklettern. Aber dafür liegen diese Weinberge in richtig schönen Landschaften. Da kann es schon mal sein, dass, wenn gerade kein Supervisor in der Nähe ist, während der Arbeit Fotos gemacht werden 😀

Nicht ganz normal ging es letzte Woche im Hostel zu. Los ging es damit, dass einige mal wieder in der Küche viel zu laut waren. Die Nachbarn haben sich beschwert, was Kevin dazu gebracht hat, auszurasten. Er kam wütend in die Küche, um eine lautstarke Ansprache zu halten. Am Ende hat er dann in die Runde gefragt: "Sieht das irgendjemand anders?" Darauf hat einer, der völlig besoffen direkt neben Kevin saß, gefragt: "Was hast du überhaupt gesagt?" Das war dann endgültig zu viel für Kevin, der denjenigen sofort aus dem Hostel geschmissen hat, und das am späten Abend. Es kam aber noch krasser. Als ich gerade in meinem Bett lag und nach möglichen WWOOFing-Hosts suchte, kam plötzlich mein Mitbewohner Simon ins Zimmer, gefolgt von fünf Leuten, von denen einer völlig außer sich war und zuerst nur rumgebrüllt und dann auch noch unsere Zimmertür aus den Angeln getreten hat. Ich dachte zuerst nur: "Was zur Hölle geht denn jetzt ab? 😨", war total geschockt und habe mich gefühlt wie im falschen Film. Später habe ich dann erzählt bekommen, dass der Südamerikaner, der so ausgerastet ist, Simon 300 NZD für Gras gegeben hatte. Simon hatte mit mehreren Leuten eine Sammelbestellung aufgegeben, für insgesamt 1800 NZD. Dabei hat er sich aber abzocken lassen, das Geld zwar gezahlt, aber nichts bekommen. Dumm gelaufen, aber wer kifft, ist selbst schuld. Vor allem, weil man für so viel Geld ja so viele tolle Sachen unternehmen kann, statt es einfach wegzukiffen. Wie auch immer, zwei Minuten nach der Türattacke war dann auf einmal die Polizei da. Der Hammer daran war wiederum, dass Kevin die nicht wegen dieser Sache gerufen hatte, sondern weil derjenige, den er rausgeworfen hatte, ihm nicht schnell genug beim Sachen packen war. Die Polizei ist dann ohne irgendwen festzunehmen wieder gefahren und die Situation hat sich einigermaßen beruhigt. Trotzdem durften wir dann die Nacht mit offener Tür verbringen, was bei den kalten Temperaturen natürlich nicht gerade ein Traumszenario war 😣 Als Folge von "Kitchengate" wird unsere Küche jetzt übrigens immer von 21:00-6:00 geschlossen, was ziemlich suboptimal ist, weil man sich ja vielleicht vor dem Schlafen gehen nochmal was zu trinken holen will oder um 21:00 noch nicht mit Einkaufen fertig ist. Man muss ja über einen Kilometer bis zum Supermarkt gehen und das kann dann schon mal so lange dauern. Zumindest war die Tür nach einer Nacht wieder repariert. Kevin scheint es auch nicht zu interessieren, dass 90% der Bewohner kiffen, was ja hier auch illegal ist.

Ich selbst beschäftige mich, statt zu kiffen oder zu saufen, abends lieber mit sinnvollen Dingen, wenn ich abends mal genug Zeit habe. Ich schaue dann meistens Filme am Laptop oder versuche, für den Beginn von 2017 einen Job bzw. einen WWOOFing-Host zu bekommen, was aber leider viel schwieriger ist als gedacht 😭 Aber selbst wenn es nicht klappt, wie ich es hoffe, habe ich einen Plan B im Kopf, den ich aber nur ungern einsetzen würde, weil ich unbedingt das Farmleben kennenlernen will. Ab Sonntag ist aber erstmal wieder Reisen angesagt (Sonntag fahre ich nach Picton, Dienstag beginnt die Stray-Rundreise von dort) und ich verspreche euch, dass es sich lohnen wird, meine Berichte zu lesen. Ich bin ganz sicher, dass ich in der Weihnachtszeit viel aufregendes und spannendes erleben werde und freue mich natürlich besonders auf die gemeinsamen Feiern mit der Stray-Gruppe am 25.12. und am 1.1. Schade ist nur, dass hier 0,0 Weihnachtsstimmung aufkommt. In den Supermärkten und sonstigen Geschäften ist zwar einiges an Weihnachtsdeko und man kann Schokolade oder Plätzchen kaufen, aber auf den Straßen merkt man nichts und das Leben läuft hier genau so weiter wie vorher auch. Es fühlt sich aber auch komisch an, Weihnachten mitten im Sommer zu feiern. In der Stadt habe ich, davon abgesehen, aber noch ein paar ganz schöne Ecken entdeckt wie das Zentrum, einen kleinen Park und das Rugbystadion, wie ihr auch an den Fotos sehen könnt.

Auf jeden Fall wünsche ich euch jetzt schon einmal allen eine schöne restliche Weihnachtszeit 🎄❄⛄Der nächste Bericht kommt dann hoffentlich kurz vor Heiligabend 😉

Bis bald,

euer Max

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