Travel to the MAXimum
Travel to the MAXimum
vakantio.de/maximalweitweg

Wairuna Organics - ein etwas anderes WWOOFing-Erlebnis

Veröffentlicht: 05.03.2017

Hello from the other side 🌏✌

Nach zwei Wochen in Palmerston ging es für mich weiter Richtung Süden, genauer gesagt nach Clinton. Zuvor allerdings legte ich einen Zwischenstopp in Dunedin ein, dass genau auf dem Weg liegt und wo ich ein Zimmer für eine Nacht gebucht hatte. Nachdem ich mich nachmittags um einige Besorgungen gekümmert hatte, ging es danach nochmal in die Botanical Gardens, wo ich diesmal deutlich mehr Zeit hatte, um alles zu erkunden. Ich habe auch tatsächlich ein paar schöne, neue Ecken entdeckt und denke, dass ich das wichtigste jetzt gesehen habe. In der Dämmerung ging es dann zurück zum Hostel. Am nächsten Tag hatte ich noch bis mittags Zeit, mir die Stadt weiter anzusehen. Bei schönem Wetter ging es zuerst zum Markt, auf dem ich aber nichts gekauft habe. Danach entschied ich mich, in den Dunedin Chinese Garden zu gehen. Bei dieser Art von Garten hat ja jede Anordnung ihre Bedeutung und bestimmte Elemente müssen immer enthalten sein: ein Pavillon, Felsen, ein See bzw. Gewässer, Bäume, Blumen und gewundene Fußwege. Es hat mir dort sehr gut gefallen. Leider hatte ich ein bisschen Zeitdruck und konnte auf manche Sachen nur kurz einen Blick werfen. Ich musste nämlich zum Intercity Stop, der ein ganzes Stück vom Zentrum entfernt war. Von dort aus sollte es dann zu meinem vierten temporären Wohnort gehen, und zwar nach Clinton. Ja, der Name sagt wahrscheinlich so ziemlich jedem was, aber dieses Dorf kennt wohl noch nicht mal jeder Neuseeländer. Als ich dem Busfahrer meine Zielort nannte, fragte er auch ganz erstaunt: "CLINTON?" 😂 Gibt wohl nicht so viele, die dort hinfahren wollen 😉 Und bei der Ankunft wurde mir auch klar, warum. Dort angekommen, sah ich eine Tankstelle und einen kleinen Spielplatz vor mir, eine Hauptstraße sowie drei oder vier Nebenstraßen. Ein richtiges Dorf also, mit ca. 300 Einwohnern. Es hat mich, auch von der Landschaft her, ziemlich an die Eifel erinnert, nur dass durch Clinton relativ viele Leute fahren, weil es mitten auf einem Highway liegt, dem sogenannten Presidential Highway. Der heißt so, weil es 50 Kilometer weiter südlich noch die Kleinstadt Gore gibt. Ist aber reiner Zufall. Wie auch immer, nach ein paar 100 Metern auf einer Nebenstraße ging es dann auf einen Feldweg und von dort noch einmal ein Stück in Richtung Wald, bevor einige Autos in mein Blickfeld kamen, eines davon mit der Aufschrift "Wairuna Organics". Das ist der Name der Farm, auf der ich meine nächsten zehn Tage verbringen sollte. Ich hatte nach meinen letzten WWOOFing-Erlebnissen wieder mit einer neuseeländischen Familie gerechnet und vielleicht noch ein paar anderen WWOOFern, die alle im selben Haus leben, aber weit gefehlt.

Nach ein paar Minuten fand ich Shaun, der dort alleine lebt und mich dann erstmal herumführte. Es stellte sich schnell heraus, dass auf dem Gelände gerade auch noch neun andere Backpacker stationiert waren, davon wieder die meisten aus Deutschland. Shaun stellte mich dann bezüglich meines Schlafplatzes direkt mal vor die Wahl: entweder in der "Station", die die Gemeinschaftsküche war, oder in einem kleinen Nebenraum auf dem Boden. Ich habe mich dann für ein etwas instabil aussehendes Doppelbett in der Station entschieden, mit der Vorfreude darauf, von den Frühaufstehern am nächsten Morgen aus dem Schlaf gerissen zu werden 😣 Diese wurde noch zusätzlich verstärkt durch die Insiderinfo, dass es in der Nacht öfter mal bitterkalt in der Station werden sollte, so um die 0-3°C 😨 Außerdem erfuhr ich, dass sich jeder auf der Farm sein eigenes Frühstück und Mittagessen machen musste. Abends wurde sich dann in der Gruppe abgewechselt, sodass immer 2-4 Leute für alle WWOOFer kochten. Shaun war bei den Mahlzeiten nie dabei, aber wir bekamen von ihm eine Menge Lebensmittel gestellt, vor allem viel Gemüse, das auf der Farm angebaut wird, aber auf immer frische Kuhmilch, Fleisch, Brot mit Aufstrichen, Eier und alles, was man sonst noch braucht. Leider gab es auf der Farm nur eine Dusche und zwei Toiletten, sodass es ab und zu zu etwas Stau kam. Anfangs war ich außerdem sehr überrascht, dass die Gebäude schon ziemlich heruntergekommen und ungepflegt wirkten, bei näherer Betrachtung war es allerdings halb so wild. Natürlich lernte ich schon am ersten Tag alle meine Mitbewohner kennen. Das waren am Anfang meine Landsleute Laura, 2x Steffi, Konstantin und Lena sowie Juliana aus Kolumbien, Michael aus Tahiti, Mayu aus Japan, Anna aus Frankreich und Jake aus Irland. Als ich ging, waren aber nur noch die beiden Steffis und Konstantin vor Ort, die aber am selben Tag wie ich die Farm verlassen haben. Länger geblieben sind dann nur noch Laura und Jake. Zwischendurch kam nochmal eine wahre Invasion aus Deutschland mit Jana, Alex, Jenny, Josh, David und vier Mädchen, deren Namen ich aber nicht mehr weiß. Der einzige nichtdeutsche Neuankömmling war dann der Holländer Byron. So waren wir dann zwischenzeitlich, für meine letzten zwei Nächte, 16 Leute, davon 14 aus Deutschland.

Die meisten waren jünger als ich, vor allem die aus Deutschland, die fast alle gerade erst Abitur gemacht hatten, aber ich habe mich mit allen bestens verstanden. Aber zurück zu meinen ersten Eindrücken. Nach dem ersten gemeinsamen Abendessen ging es gleich zum Kartenspielen und ich durfte das Spiel "Kaktus" kennen lernen, das wirklich eine Menge Spaß macht. Die Nacht verlief dann auch deutlich besser als erwartet, es war gar nicht sonderlich kalt und als der erste zum Frühstück kam, war ich vorher schon aufgewacht. Pünktlich um 10:00 versammelten wir uns nach dem Frühstück, bei dem ich schon feststellen durfte, dass man einige Geduld mitbringen sollte, wenn bis zu zehn Leute sich gleichzeitig etwas zubereiten wollen, vor Shauns Haus, um unsere Anweisungen für die Arbeit entgegen zu nehmen. Ich wurde dann zusammen mit Laura zum Rote-Bete-Feld geschickt, um dort das Unkraut rund um die Pflanzen zu jäten. Das war natürlich ziemlich monoton und wenig spannend, aber mit Laura als Gesprächspartnerin gingen die vier Stunden schnell herum 😊 Danach gab es Mittagessen. Ab 14:00 stand uns der Tag jeweils zur freien Verfügung. Diese Zeit verbrachten wir dann meistens im "WLAN-Raum", aber nicht nur mit surfen, sondern auch mit Karten spielen, lesen, erzählen usw. Auch die nächsten Tage wurde weiter fleißig Unkraut gejätet, am Wochenende sogar mit der kompletten Gruppe, da Shaun am Wochenende immer mit einem der WWOOFer zum Markt in Dunedin fährt und dort seine Produkte verkauft. Davon wurden wir dann aber bald erlöst, weil es ein besonderes Großprojekt zu erledigen gab. So mussste Shauns Haus gestrichen werden, und zwar in Lila. Nicht gerade meine Lieblingsfarbe, aber jeder hat seine eigenen Vorlieben 😆 Daran war aber zu Beginn nicht zu denken. Drei ganze Tage gingen ins Land, weil die Wände erst geputzt und dann geschliffen werden mussten. Gerade das Schleifen war eine Qual mit dem Schmirgelpaper. Zum Glück wurde ich aber auch immer wieder für andere Tätigkeiten auserkoren, wie Möhren ernten oder Knoblauch schneiden. So musste ich im Vergleich zu vielen anderen eher wenig rund ums Haus arbeiten. An meinem letzten Arbeitstag gab es für mich nochmal einen echten Härtetest zu überstehen. Es war der sonnigste und wärmste Tag, seit ich nach Clinton gekommen war. Und ausgerechnet bei diesem Wetter durfte ich ins Gewächshaus, in dem es natürlich eentsprechend aufgeheizt war. Es fühlte sich an wie irgendwo in den Tropen ☉💦 In meinen Gummistiefeln, die ich wie alle anderen täglich bei der Arbeit anhatte, entstanden schon bald wahre Schwimmbecken und ich konnte meine Socken am Ende erstmal auswringen, so nass waren sie 😭 Ich hatte die Aufgabe, dort einen Weg mit der Schaufel komplett von Unkraut zu beseitigen. Dann war es aber geschafft und ich hatte jegliche Arbeit bewältigt. Shaun war insgesamt mit mir, so wie mit allen anderen auch, sehr zufrieden.

Ansonsten gibt es natürlich noch ein paar Sachen zu erwähnen. Bezüglich meines Schlafplatzes gab es für mich beispielsweise schon nach zwei Nächten einen Wechsel, da ich in einen der Caravans einziehen durfte. Außerdem, und das ist wirklich etwas ungewöhnliches in Neuseeland, hält sich Shaun neben der besagten Milchkuh, zwei weiteren Kühen, Schafen, einigen Hühnern, der Hündin Chloe, einer Katze und einem Wildschwein zwei Possums als Haustiere. Die meisten Neuseeländer sehen sie als Pest an, auf Shauns Farm sind sie heilig. Abends kam er regelmäßig zu uns, bevor er die Possums fütterte, damit wir die Tiere auch mal aus nächster Nähe sehen konnten. Sie waren einfach richtig süß und schön anzusehen 😍 Einem von ihnen durfte ich sogar einen Apfel reichen. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch der Abend, als ich mit den beiden Steffis das Abendessen zubereitete - Spaghetti Bolognese - dabei aber ein bisschen zu optimistisch war und so viel Cayenne-Pfeffer in die Soße gestreut habe, dass es für Bolognese schon sehr scharf war 🔥🍝 Aber macht nichts, alle fanden es sehr lecker. Überhaupt war das Essen richtig gut, und ich war teilweise überrascht von den Kochkünsten einiger. Nach dem Essen kam das Gespräch dann irgendwie auf regionale Dialekte und ich habe einigen anderen mal von ein paar typischen Merkmale des Eifeler Platts erzählt, wie z.B. "Ich hole meine Medikamente ein", "Ich habe drei Kilo abgeholt", "dem Laura sein Handy" oder "dat Alex (als Mädchenname)". Die Reaktionen lagen irgendwo zwischen belustigt und entsetzt 😂😂😂 Dabei habe ich noch nicht mal erwähnt, dass fast alles auch noch anders ausgesprochen wird 😅 Legendär war dann mein vorletzter Abend, als Shaun doch tatsächlich einmal zu uns in die Staton kam, um mit uns zu feiern. Es war ein toller Abend mit guter Musik, einem etwas gewöhnungsbedürftigen Wein, der seltsamerweise braun war und anderen alkoholischen Getränken und ausgelassener Stimmung. Gegen Ende durfte ich dann sogar Arm um Arm mit Shaun durch den Raum "tanzen", was eher ein wildes Springen war 😂 Jedenfalls verlor Shaun dann plötzlich das Gleichgewicht und riss mich direkt mit, sodass auf einmal mein Host ausgestreckt auf dem Boden lag und ich mitten auf ihm drauf. Ich glaube, so was können die wenigsten WWOOFer von sich erzählen 😂😂😂

Nachdem ich mich dann am übernächsten Morgen von allen verabschiedet hatte, ging es für mich nach sechs Wochen mal wieder für einige Tage auf Reisen. Wo ich dann war und was ich alles unternommen habe, erfahrt ihr im nächsten Bericht 😊

Bis dann 👋

Euer Max

Antworten