Veröffentlicht: 23.03.2019
Um von Panama nach Kolumbien zu kommen, kann man entweder fliegen, was günstiger aber langweilig ist, oder aber man nimmt eines der vielen Segelboote, welche die Reise für Touristen anbieten. Eine Strasse gibt es nicht. Der Dschungel zwischen den beiden Ländern gilt als gefährlich, er wird als Schmuggelroute benutzt und gewährt wohl manchem Kriminellem unterschlupf.
Selbstverständlich hab ich mich für das Segelboot entschieden. Am 4. Oktober, auf den Tag genau sechs Monate nachdem ich in Antwerpen auf der CMA CGM White Shark für die Atlantikquerung an Bord gegangen bin, gehts nun also endlich nach Südamerika. Ich rechnete vielleicht mit 3-4 Monaten in Mittelamerika, aber nicht mit sechs. Nun, meine liebe Schwester Jacqueline hats von Anfang an gewusst, dass ich mehr Zeit benötigen werde als geplant. Und dann musste ich ja noch Nicaragua auslassen wegen der Unruhen, dort hätte ich bestimmt nochmals einen Monat verbringen können...
So gehts nun mit dem Shuttlebus von Panama City an die Karribikküste in einen kleinen Ort, in dessen Bucht der Kapitän Erwin, ein Österreicher, mit seinem Boot Wilson auf uns wartete. Zuvor gings natürlich zum Einkaufen. Man kann ja nicht durch die Karribik segeln ohne eine Flasche Rum im Gepäck (Ahrrrrr ☠). Nach dem Nachtessen im Restaurant gehts an Bord. Zehn Passagiere aus Deutschland, Kanada, Australien, USA, Niederlanden, England und ich aus der Schweiz, sowie der Kapitän und der Koch. Eine bunt zusammengewürfelte Truppe die sich auf Anhieb super versteht, was einigermassen wichtig ist, denn wir werden die nächsten fünf Tage auf engstem Raum zusammen verbringen. Wir starten um Mitternacht und segeln durch die Nacht, um am nächsten Morgen bei den San Blas Inseln anzukommen. Dort erhalten wir, auf einer der wenigen bewohnten Inseln, den Ausreisestempel für Panama.
Der San Blas Archipel besteht aus 365 Inseln die der Küste Panamas wenig vorgelagert sind. Die meisten sind, wie erwähnt, unbewohnt. Verwaltet wird das Gebiet, zusammen mit einem grossen Teil des Festlands südlich von Panama City, vom Ureinwohner Stamm der Kuna Yala, weitgehend unabhängig vom Staat Panama. So viel zu den Fakten.
Zunächst segeln wir noch ein wenig weiter zwischen den ersten Inseln und kommen wenig später bei unserer Zielinsel an, wo wir den ersten Tag und die näcchste Nacht verbringen. Die Insel, wie die weiteren die wir besuchen werden, sind unbeschreiblich schön. Türkisblaues Wasser, weisse Sandstrände, mit Palmen bewachsen und weit und breit keine Leute. Schon kurz nach dem der Anker geworfen wurde, kommen die lokalen Fischer vorbei und offerieren den Tagesfang an Hummer und Langusten. Der Captain greift zu. Zum Abendessen gibt es all dies frisch vom Grill auf der Insel. Ein wahres Festessen, bei uns unbezahlbar.
Die nächsten beiden Tage verlaufen gleich. Jeweils morgens fahren wir ein bis zwei Stunden zur nächsten Insel, ankern dort und verbringen den Tag mit schnorcheln, an Strand liegen und einfach nichts tun. Abends, nach den wunderschönen Sonnenuntergängen, wird der Rum hervorgekramt und man wartet bis der Koch Robi das Abendessen anrichtet. Jede Nacht ist die Milchstrasse von blossem Auge zu sehen und am Lagerfeuer lassen wir den Abend ausklingen.
Am dritten Tag schliesslich lichten wir den Anker und machen uns auf für die Fahrt über das offene Meer nach Cartagena in Kolumbien. Für viele, die diese Reise machen ist dies ein ganz schlimmer Teil der Reise wegen hohem Seegang und wilden Stürmen. Wir segeln in der Hauptregenzeit (!). Allerdings scheint es der Wettergott sehr gut zu meinen. Wir hatten weder Regen noch Wind, ein fast flaches Meer. Da wir nicht damit gerechnet hatten, waren die Rumbestände zu diesem Zeitpunkt schon fast zu Neige. Doch der Captain hatte noch eine Notration an Bord, welche diesen Tag, an dem es nichts als Wasser zu sehen gab, etwas versüsste.
Nichts als Wasser? Nicht ganz. Irgendwann tauchte eine Gruppe Delfine auf und schwamm ein Stück mit unserem Boot um die Wette. Was für ein Erlebnis!
Und an der Angelleine zappelte plötzlich ein kleiner Tunfisch. Dieser wurde vom Koch fachgerecht zerlegt und zu Sashimi verarbeitet. Noch ein kulinarischer Höhepunkt also.
Kurz vor Mitternacht erreichen wir den Hafen von Cartagena, Kolumbien. Einige sind aus dem Häuschen. Statt einem kleinen Fischerhafen erreichen wir eine Millionenestadt mit grosser Skyline. Die Nacht verbringen wir nochmals an Bord, denn einreisen dürfen wir erst am Morgen.
Was für ein Abenteuer dies war! Und doch so entspannend. Zum ersten Mal seit Reisebeginn musste ich für einige Tage nichts tun oder organisieren. Keine Hostels buchen, keine Bustickets kaufen, keine Tour aussuchen und keine Reiseroute planen.
Die Truppe der Wilson beschliesst, ein paar Tage zusammen in Cartagena zu verbringen. Ich freue mich auf die Heimatstadt des berühmten kolumbianischen Schriftstellers Gabriel Garcia Marques (Empfehlung der Redaktion!) und auf neue Abenteuer auf dem neuen Kontinent.
PS: hier seht ihr mein Problem. Eigentlich wollte isch zu den San Blas Inseln die Bilder sprechen lassen und nun ist wieder ein halber Roman daraus geworden. So kann man ja nicht aktuell bleiben mit den Berichten. Aber ich bin ja noch 2-3 Tage unterwegs und hab noch Zeit den Rüchstand aufzuhohlen...
PSS: Am 31. März 2018 bin ich mit dem Zug los gefahren nach Antwerpen. Fast ein Jahr!!! 😀 Und eigentlich noch nicht müde...