Veröffentlicht: 25.06.2017
25. Juni 2017
im gegensatz zu gestern, wo ich zwei caches und eine kleine pendenzenliste abzuarbeiten hatte, sass ich heute morgen noch ohne konkretes ziel am frühstückstisch. auf der karte, welche ich zu beginn in der sprachschule erhalten hatte, entdeckte ich un-entdeckte, weisse flecken. in der altstadt hatte ich die kirche san francisco und den platz davor noch nicht gesehen, obwohl ich diesen doch in der vorbereitung auf dieses ecuadorabenteuer auf google earth gesehen und in meinem kopf als ziel festgesetzt hatte. also: altstadt, san francisco und das präkolumbianische museum gleich in der nähe, welches ich in der tripadvisor liste der zu besuchenden orte in quito ausgemacht hatte.
vom marin central ging es um halb zehn hinauf zur plaza grande (=pl independencia). da war noch nicht viel los, heisst, es war höchstens die hälfte der leute auf dem platz, die sonst an einem freien tag hier anzutreffen sind. vielleicht so zwischen sieben und achthundert. in der warteschlange zum präsidentenpalast standen höchstens zwanzig leute, wäre also auch ne möglichkeit, aber nein. zwei strassen richtung panecillo und zwei strassen nach rechts und aufwärts auf der sucre zum platz vor der kirche san francisco. doch da war baustelle und ich musste erst rechts daran vorbei, bis die kirche und der halbe platz davor zu sehen waren. in der kirche war grad messe und ich stellte mich hinten hin. schon lange nicht mehr in der kirche gewesen, letztmals glaub ich im lateranpalast in rom. ich kam rechtzeitig zur kommunion. Ich liess die aus mit meinem rucksack auf dem buckel, durfte aber den friedensgruss mit einigen kirchengängern teilen und den schlusssegen entgegennehmen. ich ging raus, bevor der grosse haufen rausdrängte und sah, wie draussen die bettler in position gingen. gute taktik, die kirchgänger abzuwarten. sie, die fromm den worten des priesters gelauscht hatten und dem weg jesus folgen wollen, wie können die es wagen, sie, die ärmsten der armen, zu ignorieren? auch ich habe einem der wartenden eine münze in die hand gedrückt. einem, nicht allen. er sass am boden und hatte ein bein weg. ein dankbarer blick war mein lohn. ich habe schon mehrmals beobachtet, dass die ecudorianer den bettlern geld geben. öfters, als bei uns die leute.
dann zur casa del alabado, gleich in der nähe. das ist das museum mit präkolumbianischen artefakten. ich möchte dazu nicht gross ausholen, nur kurz drei bemerkungen. zwar hatte ich einen audioguide in englisch, aber man bräuchte einen führer, zumal ich von der präkolumbianischen kultur in dieser gegend null ahnung habe. zweitens ist das museum sehr sauber und schön gestaltet, die objekte gut präsentiert. chapeau! drittens habe ich mit null ahnung einfach die eigenheit und schönheit der ausgestellten gegenstände bewundert. dabei ist mir aufgefallen, wie viel ähnlichkeiten zu anderen kulturen vorhanden sind. ostasiatisch, aztekisch und gar ägyptisch kam mir in den sinn. und ... zum teil designs, welche ich als topmodern, mit einfachsten, klaren linien bezeichnen würde.
nach dem museum ging ich raus, richtung panecillo. und plötzlich entdeckte ich wunderbare ecken und strassen, welche ich zum ersten mal sah. oben an der la ronda drehte ich zurück richtung plaza grande und siehe da, jetzt hatte es leute auf dem platz, mehr als normal. er war voll und da war musik und es wurde getanzt. nicht bloss die tänzerinnen in farbenfrohen trachten und die maskierten tänzer, nein auch die leute und gar touristen bewegten sich im rhythmus. mir kam es vor wie karneval. die garcia moreno herunter kam ein umzug. eskortiert von der polizei mit blinkenden motorrädern, die fahrer in blitzblanken, weissen uniformen, wurde in einer art prozession ein jesusbild auf einem auto mit musik, bunten kostümen und volkstanz begleitet. weisse und rote rosenblätter wurden vor dem jesusbild auf die strasse geworfen. leider hatte ich wieder einmal die kamera nicht im rucksack. drum versuchte ich mit dem handy, ein paar einigermassen gute bilder zu machen.
später in de ecovia richtung rio coca sah ich auf der strasse weitere volkstanz- und traditionsgruppen. auch sie bewegten sich in richtung altstadt.
eigentlich hätte ich vor gehabt, nach dem mittagsimbiss in der avenuda des estados unidos in aller ruhe durch den parque carolina zu schlendern, den leuten zuzuschauen und vielleicht im parque ejido noch einen zwischenhalt einzuschalten. doch mein handy hatte nur noch 20 prozent akku, das ladegerät für unterwegs samt kabel hatte ich offenbar zu hause gelassen und drum machte ich mich heute etwas früh auf den nach-hause-weg.
im heimviertel rancho los pinos benutzte ich heute mal die untere strasse, erstmals. dabei sah ich die zwei volleyballfelder, auf denen sich je zwei equipen miteinander massen. das typisch ecuadorianische volleyballspiel mit einem harten fussball. ich weiss das, den einmal flog dieser direkt auf mich zu und ich warf ihn zurück. rundherum sassen leute und guckten zu. das sei hier ein samstag- und sonntagsvergnügen, wie mir ein älterer herr erzählte, welcher vorher gerne ein foto von sich gemacht haben wollte.
würd ich gerne auch mal spielen. müsste gehen. aber die equipen hier sind eingespielt und draussen warten bereits die nächsten. es scheint so wie eine kleine wochenendmeisterschaft zu sein.