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Nochmals über 4000

Veröffentlicht: 30.04.2017

Mit dem Nichtstun habe ich keine Probleme. Drum hätte ich heute gut zu Hause bleiben können. Doch als Manuela gestern per WhatsApp fragte, wer Lust hätte heute auf den Pichincha mitzukommen, ja da war das halt eine Alternative zum Nichtstun. Eine gute Idee und wenn Manuela froh war, dass jemand mitkam, so war das umgekehrt eigentlich genau dasselbe. So haben wir abgemacht, heute morgen rauszugucken und wenns schön ist, dann um 8.15 Uhr los und mit dem Start der Gondelbahn rauf auf den Hausberg von Quito.

Das ist übrigens eine Attraktion von Quito: Die Teleferico. Sie ist genau gleich wie die Gondelbahnen in der Schweiz oder in Österreich, nur dass die hier mindestens  zweihundert Meter Abstand lassen von Gondel zu Gondel. Wenn die ein Skiresort bedienen müssten, dann kämen die letzten Gäste wohl erst zur Pistenkontrolle rauf.

Also zurück zur Tagestour: Von der Bergstation auf 3900 m  kann man innert ca. zweieinhalb Stunden den Gipfel des Ruca Pichincha erreichen, der auf 4600 und etwas Metern liegt. Kann! 

Man kann auch schneller. Wie im Alpstein auch hat es hiuer ganz viele Bergläufer, welche das im Tenu leicht und im lockeren Trab bewerkstelligen. Man kann, oder mitunter muss, aber vielleicht auch langsamer. Zum Kuckuck, wir sind auf 4000 Metern und das spüre ich. Nicht mit Kopfweh oder so, aber beim Laufen halt. Es geht streng und die Lunge arbeitet auf Hochtouren. Auch Manuela hatte es nicht leicht. So ging es denn mehr oder weniger gut bis auf 4400 m. Da der Pichincha dauernd im Nebel war, hatte ich keine Perspektive, wie weit es noch ist. Ein einheimischer Andinist, der mit seiner Familie offenbar sehr oft in die Berge geht, machte uns dann Hoffnung mit der Ankündigung, dass es jetzt nur noch eine halbe Stune gehe. Nach der Bewältigung von zwei etwas heikleren Stellen ging es um die Ecke, die Nebeldecke riss auf und vor mir sah ich nur über mir steile Felsen und irgendwo weit oben ein paar Männlein, welche sich über einen Weg hochquälten. Das wars für mich. Ich sagte Manuela, dass ich umkehre. Wir machten ab, dass ich beim Hochspannungsmasten weiter unten warten werde. So ging ich zurück, überzeugt bis jetzt, die richtige Wahl getroffen zu haben. Mir fehlte die Kraft und da ist ja immer noch der Rückweg. Mit dem Muskelkater von gestern und dem leeren Magen (kein Frühstück, weil zu früh aus dem Haus) passte das voll. Etwa auf 4300 gab es eine schöne Stelle am Wegrand. Eine trockene Mulde im Andengras, die Sonne zeigte sich und ich legte mich hin, den Kopf auf dem Rucksack. Herrlich! Schön die Stimmungswechsel. Mal Sonne, dann pfiffen wieder Wolken vorbei. Irgendwann aber fing es im Süden an zu donnern, auf gleicher Höhe, hatte ich das Gefühl. Dann zogen auch über m,ir dunklere Wolken auf und es fielen Tropfen. Kurz danach sogar Hagel. Regenjacke an und runter. Im Nebel und Hagel bis zum Strommast und dort war es wieder besser. So wartete ich dort. In der Zwischenzeit waren viele vor allem von den leicht bekleideten Bergläufern an mir vorbeigerannt. Da hab ich dann in so einem Fall schon lieber noch Schutzkleidung mit dabei. 

Nach einer halben Stunde beim Strommast erschien Manuela glücklich und müde aus dem Nebel, zusammen mit der ecuadorianischen Familie, welche wir schon beim Aufsteigen immer ein wenig in Reichweite hatten. Sie haben Manuela auf dem Weg zum Gipfel tatkräftig unterstützt. So wie sie sagte, sei es an der Grenze zum Möglichen gewesen. Gratulation von mir. Für mich warˋder Umkehrentscheid immer noch der richtige. 

Der Rest ist schnell erzählt: Zur Bergstation - Verabschiedung von der ecuadorianischen Familie - Austausch der Telefonnummern noch vorher - anstehen in der Schlange (ca. 30 min) - runter - Taxi - ...und sofort in ein Restaurant, denn wir hatten beide Kohldampf.

Es war wieder ein toller Tag. Streng, aber die beste Entschuldigung für den morgigen Tag. Hier in Ecuador ist Feiertag: Erster Mai. Ich habe keine Schule und kann ausschlafen und dösen und nichts tun und in die Stadt gehen ...
Es wird ein fauler Tag morgen. Das habe ich verdient.

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