maesas_blog_ecuador
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29. Mai 2017

Veröffentlicht: 04.06.2017

so, die zweite hälfte meiner intensivweiterbildungsreise hat begonnen. ich bin wieder mal alleine auf la mura. das langsame aufstehen zieht sich wie immer über zwei stunden dahin und nach acht uhr begebe ich mich ins dorf. da sind massed und nanki mit ein paar anderen jungs, vermutlich von san ramon, vor dem haus, hola - que tal - bien, und sie scheinen, so wie sie angezogen sind, wegzufahren. ich setze mich unter das dach vor der tienda, marie ruft mich zum frühstück und tzama ist auch schon ausgangsmässig angezogen auf den beinen. er müsse heute nach palora, mit dem alcalde sprechen. er suche noch jemanden, der mir im vivero zeigen könne, was zu tun ist. massed und nanki wollen tatsächlich weg, auch nach palora. so ist es schliesslich jasmin, welche sich eine stunde später mit mir auf den weg ins vivero, in die baumschule, macht. dort reinigen wir einige beete vom unkraut und sie sticht nachher die pflanzen aus dem keimbeet. diese müssen in die schwarzen plastiksäcklein mit erde verpflanzt werden. das ist eine ziemlich eintönige arbeit, wenn man mal raushat, welches grünzeug unkraut und welches die zu versetzenden pflanzen sind. da ist natürlich viel zeit zum schwatzen. es ist eh so, dass die leute hier alles fragen, es gilt nicht als neugierig, sondern ist völlig normal. dafür kannst du natürlich auch die entsprechenden gegenfragen stellen. nachdem jasmin alles über meine familie erfahren hatte, wollte ich sie ein wenig aus der reserve locken. immerhin ist ihr frischvermählter mann vor drei monaten umgebracht worden. sie lebt jetzt hier, allein in dem häuschen neben dorfchef fidel und mich nahm einfach wunder, was jetzt passiert mit ihr. weint sie? was geschieht nun mit ihr? bleibt sie in dieser familie? geht sie wieder zurück? gehört sie nun hierher?
natürlich habe ich das alles nicht so direkt gefragt, denn ich habe gelesen, dass familieninterne dinge nicht zu den sachen gehören, die man gegen aussen plaudert. drum habe ich einfach gefragt, was sie jetzt machen wolle in der nächsten zeit. tatsächlich stieg sie nicht wie gewünscht auf diese frage ein. schlussendlich kam heraus, dass sie gerne reisen würde, nach china und in die usa. warum denn nach china? ... und schon hatten wir ein weiteres thema zum parlieren.
zu mittag kochte jasmin die linsen auf, welche vom morgen noch da waren. ich habs immer noch nicht so gut mit meiner verdauung, drum blieb es für mich bei den linsen. kaum waren wir fertig, kam ein auto daher und brachte zwei portionen fertigessen, geschickt von tzama. offenbar blieb er noch länger in palora.
ich verzichtete drauf, da mein bedarf gedeckt war.
nach dem essen eine kurze siesta und dann ging ich noch für anderthalb stunden ins vivero, allein, denn was zu tun war, wusste ich jetzt ja.
am abend, ich war schon im bett und die dämmerung hatte voll eingesetzt, rief nankim laut meinen namen, ich antwortete, er rief zurück "compania" und schon stand er mit einer frau und ihrem kind im hotel "la mura".
mit rucksack war sie hierher gekommen. aus argentinien. die geschichte, warum sie und wie sie hierher gekommen war, erzählte sie mir eine halbe stunde später, als ihre betten gerichtet waren. alles habe ich nicht verstanden. aber ich glaube, sie will entweder heilung oder heilerin werden. auf jeden fall klappert sie diverse schamanen in ganz südamerika ab mit adressen, welche zeigen, zu welchen abenteuern und mit welcher mangelhaften vorbereitung man sich in südamerika sorgenlos auf den weg macht. von hier habe sie nämlich nur "fidel" und "tawasap" und "shuar" gewusst. damit hatte sie offenbar schon vorgestern in puyo herumgefragt, bis gestern ein shuar junge gesagt habe, er könne vermutlich helfen und bei seinen verwandten nachgefragt hatte und schliesslich so immer näher an diese adresse herangekommen sei. dummerweise sei ihr akku vom handy eh grad leer gewesen und ...
unglaublich! das könnte ich nicht und das lerne ich hier auch nicht. nein, da mache ich mir lieber im voraus sorgen und schluck dafür ne kopfwehtablette, als dass ich mich mit drei adressfragmenten und einem leeren handy auf den weg mache, mit einem dreijährigen sohn an der hand und einem rucksack auf dem buckel! unglaublich, aber hier wahr.

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