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Und wieso hast du dich für Madagaskar entschieden?

Veröffentlicht: 20.03.2018

"Hallo! Du bist neu, oder?" "Ja, genau. Hallo, ich bin Anna." "Hi, ich bin XYZ. In welchem Projekt arbeitest du? ... Wo hast du davor gearbeitet? ... Und, wieso hast du dich für Madagaskar entschieden?"

So oder so ähnlich fingen fast alle meine Unterhaltungen in den ersten Tagen an. Die Frage mit dem Projekt ließ sich noch recht leicht beantworten. "Das mit der Aquakultur, bei dem vor kurzen die Chefin gegangen wurde." "Ach ja, du bist die Fischfrau! Davon habe ich schon gehört." Offenbar funktionierte der Flurfunk auch hier wunderbar. Die nächste Frage war schon etwas schwieriger. Durch die 7 Wochen Vorbereitungszeit in Deutschland war ich schon etwas sensibilisiert und wusste, dass Entwicklungshelfer normalerweise mind. 2 Jahre Berufserfahrung haben sollten und meine Forschungsreisen und HiWi Jobs nicht gelten. Ich habe bisher keine Formulierung gefunden, bei der mir keine erstaunten und verwirrten Blicke entgegenschlagen. Spätestens bei der letzten Frage werden die Blicke dann etwas mitleidig. So ganz verstehe ich das (noch) nicht. Ich habe mich nicht für das Land, sondern für den Job entschieden. Von dem Land wusste ich nicht viel und das war vielleicht auch besser so. Wobei die ganzen Daten und Fakten mir wahrscheinlich auch nichts gebracht hätten. Wie es ist, ein einem der ärmsten und korruptesten Länder der Welt zu leben, hätte ich mir einfach nicht vorstellen können. In drei Jahren kann ich dazu vielleicht mehr sagen.

Nun ja, jetzt bin ich hier. Madagaskar. Eine Insel von der jeder schonmal gehört hat aber kaum jemand etwas weiß, außer dass die Natur ja sooo schön sein soll.

Ich bin am 03.03. um 15 Uhr, wenige Tage vor meinem 30. Geburtstag, mit 3 großen Taschen in Antananarivo gelandet. Meine Stimmung war etwas gedämpft. Mein Französisch war auch nach 4 Wochen Intensivkurs noch sehr mäßig, ich hatte keine Ahnung was mich erwartet und wenige Tage zuvor wurde mir mitgeteilt, dass man sich von meiner Führungskraft trennen würde. Als ob das ganze Unterfangen nicht so schon genug Herausforderung wäre. Zum Glück stellte sich meine Interims-Führungskraft aber als sehr nett und kompetent heraus. Ich wurde vom Flughafen abgeholt und meine ersten Tage waren durchgeplant. Durch den relativ spontanen Führungswechsel gab es zwar ein paar administrative Verwirrungen aber sonst lief alles ganz gut. Mein Pass wurde zum Ministerium weitergeleitet, damit mein Touristenvisum in ein Langzeitvisum geändert wird. In wenigen Tagen sollte ich ihn wiederhaben und nach Antsirabe weiterreisen. Soviel vorweg, aus den wenigen Tagen wurden über drei Wochen.

Ich saß also vorerst in der Hauptstadt, Antananarivo (kurz: Tana), fest. Tana ist laut, voll, dreckig, versmogt, wie Großstädte nunmal so sind, und durch die vielen Berge super verwirrend. Aber irgendwie ist es auch alles halb so wild. Der Verkehr kommt zur Rush Hour zwar fast zum Erliegen und der Heimweg von 4km kann dann schlimmstenfalls schon mal vier Stunden dauern aber trotzdem sind alle noch recht zivilisiert. Gehupt wird hauptsächlich als Signal zum Überholen oder als Warnung bei Kurven und Kreuzungen, in einigen (süd-)europäischen Städten ist der Lärmpegel deutlich höher. Schnell fahren geht hier wegen der engen Straßen und unzähligen Schlaglöchern eh nicht. Nachts kommt der meiste Lärm von den Straßenhunden und dem krähenden Hahn nebenan. Für mich war/ist das anstrengendste an Tana, die unglaublich schwer einzuschätzende Sicherheitslage. Wenn man mit einem Madagassen spricht, ist es sowohl tagsüber als auch nachts unglaublich gefährlich und man wird eigentlich an fast jeder Ecke überfallen. Spricht man mit anderen Expats, sollte man unter Tags vorsichtig sein und auf den gesunden Menschenverstand achten aber nachts wäre es wohl tatsächlich besser nicht mehr zu Fuß unterwegs zu sein. Nachdem es um 18 Uhr dunkel wird, fährt man also sehr viel Taxi. Die Taxis sind in der Regel schrottreife Karossen, die mit viel handwerklichem Geschick und einem Hauch Magie wieder zum Leben erweckt wurden. Mir sind die Autos ja sehr sympathisch, aber dass alle sie als sicherer als zu Fuß gehen empfinden, finde ich nach wie vor faszinierend. Es kommt schon öfters mal vor, dass der Motor auf halben Weg absäuft und über die Bremsen sprechen wir lieber nicht. Aber es gibt nun mal auch einfach keine Alternative. Nach einer Woche bin ich in ein Hotel im Stadtzentrum gezogen und jeden Tag problemlos zu Fuß ins Büro gelaufen. Die einzige wirklich unangenehme Erfahrung, hatte ich mit der Polizei. Die hält vor allem nachts gerne die Taxis auf, kontrolliert Papiere und hofft eine „Strafe“ abkassieren zu können. Leider lag mein Pass beim Ministerium und ich hatte noch keine beglaubigte Kopie… Jetzt verstehe ich, warum die Menschen in manchen Ländern lieber der Polizei aus dem Weg gehen.

Das Leben in der Hauptstadt hat aber natürlich auch seine guten Seiten. Ich habe in der Zeit viele Expats kennengelernt und mich einmal quer durch die Restaurants gegessen. Und man kann eigentlich fast alles kaufen, was man braucht. Die großen Supermärkte sind voll mit französischen und südafrikanischen Produkten.

Ich war dann aber doch sehr froh als es kurz vor Ostern so weit war: Ich durfte endlich nach Antsirabe weiterfahren! Meine ersten Eindrücke davon kommen demnächst.

Liebe Grüße,

Anna

Antworten (1)

Ralf
Und dann wie geht es weiter ?

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