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Etappe 1: Toblach - Lienz

Veröffentlicht: 22.07.2018

Nun gings also richtig los. Die erste Etappe des Drauradwegs führt mit einem anständigen Gefälle das Pustertal hinunter bis ins österreichische Lienz in Osttirol. Landschaftlich eine wunderbare Strecke, wenn da nicht so einige Tücken wären...

Der erste Abschnitt führt mal über saftige Felder, mal am Waldrand entlang in den schönen Ort Innigen, der, wie wir zu unserem Frust feststellen mussten, wesentlich mehr hergegeben hätte als das etwas zusammengewürfelte Toblach. Danach geht es auf der linken Seite der Drau, welche hier noch ein bescheidener Bergbach ist, hinunter in Richtung Österreich. Nachdem man irgendwo die grüne Grenze passiert hat, passiert man ein paar Ortschaften und auf einem wunderbar ausgebauten, durchgehend asphaltierten Radweg mal durch dichtes Buchwerk, dann wieder lichte Wälder oder schön im Schatten entlang dem Fluss das Tal hinunter. Abgesehen von einigen, zum Teil noch giftigen, dafür aber kurzen Steigungen geht es eigentlich immer nur bergab und man braucht häufig nicht einmal die Pedale zu treten.

Und wo sind jetzt genau die vorerwähnten Tücken? Die Etappe ist landschaftlich wunderschön, bestens ausgebaut und verlangt fast absolut keine Kondition. Das Problem liegt nun genau darin, dass die Etappe landschaftlich wunderschön und bestens ausgebaut ist und ja... fast absolut keine Kondition erfordert. Dieser Umstand, kombiniert mit den unzähligen Angeboten von Velo-Einwegmiete nach Lienz, wo man den Drahtesel dann einfach abgibt und sich in den Zug zurück nach Toblach setzt, macht Etappe 1 zu einer Grenzerfahrung. Es fühlen sich nämlich auch die absolut ungeeignetsten Individuen vom Gedanken beseelt, einmal diese Strecke herunterzublochen, auch wenn sie ein Velo zuvor höchstens durch ein Schaufenster gesehen haben. Angefangen mit dem Mehr-Familienausflug, welcher mit 100%iger Sicherheit immer genau an der unübersichtlichsten Stelle anhält und dies ohne Frage mitten auf dem Radweg. Dann die 15köpfige italienische Gruppe "Frauen der Mittfünfziger", welche nach dem Motto "raus aus dem Nagelstudio, rein in die Pedale" mal etwas richtig tolles erleben will und im ungleichmässigen Schneckentempo zuverlässig während gefühlten 10km jedes überholen verunmöglicht. Wichtig auch, in der Steigung als letzten Akt, bevor es dann gar nicht mehr weitergeht, das Velo noch sauber in einen 45% Winkel zur Fahrbahn in Endposition zu bringen, so dass jedes vorbeikommen, geschweige denn entgegenkommen gänzlich verunmöglicht wird. Ein besonderes Schmankerl war dann noch eine - ebenfalls - italienische Familie: Mutter ca. 40 schreit hysterisch den ca. 5 jährigen an, so dass man auch in 50 Metern Entfernung Gehörschäden befürchten muss, während der Vater - mit Kleinkind im Kindersitz - das Velo nicht mal im Stehen im Gleichgewicht halten kann und wild um die Balance kämpft (notabene mitten auf der Fahrspur), wobei das Kleinkind im Sitz wahrscheinlich auch ohne Sturz zumindest ein Schleudertrauma davongetragen hat. 

Nach so vielen interessanten Begegnungen konnte uns auch das plötzlich - und entgegen aller Wetterprognosen - eintreffende Gewitter nichts mehr anhaben. Mit fliegenden Reifen haben wir Gross- und Kleinfamilien im strömenden Regen rechts liegen gelassen und uns schlussendlich nach Lienz geflüchtet, wo das Wetter zwar nicht besser aber die Fortbewegung zumindest nicht mehr mit unkalkulierbaren Risiken behaftet war. Ein Stück "Lienzertorte" (die gibt es also tatsächlich) und ein Wienerkaffee haben die Seele wieder etwas balsamiert, während wir zuschauten, wie die "Gefährder" des Drauradweges ihre Corpora Delicti am Bahnhof abgaben. Wir haben also für Etappe 2 noch etwas Luft nach oben... :-)


Antworten (1)

Esther
Schön, mit euch zu reisen!

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