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Tag 28 - La Portela nach O Cebreiro

Veröffentlicht: 11.05.2024

Alle in meinem Zimmer sind Langschläfer. Das kommt mir heute zugute. Um 8uhr geht es für mich los. Ohne Frühstück, weil die Bar erst um halb neun öffnet. Etwas weiter vorne kriege ich aber zumindest einen Kaffee in der Herberge "Vagabond", die mir der Hospitalero kurzerhand auch zeigt. Er hat nur 4 Plätze, es ist aber alles sehr neu und sauber und gipfelt in einem kleinen gemeinsamen Abendessen. Sehr zu empfehlen, aber Reservierung zwingend notwendig. 
Es geht die ersten Kilometer entlang der wenig frequentierten Landstraße und entlang des reißenden Flusses, durch mehrere kleine Dörfer. In einem davon frühstücke ich in einer alteingesessenen Bäckerei. Es sind relativ viele Leute unterwegs. Mehr, als ich die letzten Tage gesehen habe. Gut gestärkt geht es dann stetig in einer leichten Steigung weiter. Ein Jogger mit einem ziemlich coolem T-Shirt überholt mich, den ich etwas später, auf seinem Rückweg, erneut treffe und ihn anspreche. Ich möchte ein Bild von seinem Shirt machen. "Es war mir eine Ehre, ein Teil deines Alleinseins sein zu dürfen". 
In Las Herrerias trinke ich noch einen Eistee, bevor es dann gleich ernst wird. Hier treffe ich, als ich losgehen wollte auf ein paar bekannte Gesichter und bin wirklich etwas fassungslos. Sie sind um 5:30uhr in Villafranca losgelaufen. Natürlich die Landstraße entlang und nicht durch die schöne Natur. Aber um diese Uhrzeit hat man sowieso rein gar nichts von der Umgebung, weil es Stock dunkel ist. Naja... jeder wie er möchte. Ich für meinen Teil möchte sehen wo ich bin, die Natur genießen und die Eindrücke auf mich wirken lassen. Bevor also der Ansturm kommt, gehe ich weiter. 
Nach knapp mehr als einem Kilometer geht es dann endlich weg von der Straße. Ein kurzes Stück noch am Fluss entlang und begleitet von ein paar Kühen und Kälber.Dann aber kommt es faustdick. Es geht sehr steil bergauf. Mit meiner Technik mit den Stöcken bin ich bergauf schneller als die meisten, die sich hoch mühen. Ich verlagere das Gewicht nach vorne und laufe sehr viel aus den Armen heraus. So kann ich das normale Tempo beibehalten. 
Anfangs noch top fit und der Körper und vor allem die Beine spielen komplett mit. Mit jedem Meter wird es aber anstrengender und als es dann auch noch richtig matschig wurde, kam ich dann auch richtig ins schwitzen. 
Nach ein paar Kilometern kam dann eine kleine Ortschaft, die ich mit Schwung schnell hinter mir ließ. Hier traf ich aber auf eine der Touristengruppen, die von Villafranca aus, die ersten 20km bis hier her und das steilste Stück, natürlich im Bus zurückgelegt hatten. Selbst ohne schwere Rucksack war es für sie eine Qual die hier etwas steilere Strecke zu laufen und ich ging nach dem Motto "fresst meinen Sternenstaub" schnell an ihnen vorbei. 
Bis hier hin war die Strecke hauptsächlich im Wald und somit angenehm kühl. Jetzt klarte aber der Himmel auf und es gab immer weniger Schatten auf der Strecke. Kontinuierlich in einer mäßigen Steigung und mit immer wieder sehr steilen Teilstücken ging es weiter. Die Aussicht wurde, wie gestern, von Meter zu Meter Eindrucksvoller. 
Nachdem ich die Grenze zu Galicien überquerte, änderte sich die Beschaffenheit des Weges und es wirkte auch sonst alles, von einem auf den anderen Moment, grüner. 
Mittlerweile knallte die Sonne wieder heftig. Also musste ich zwei mal hinschauen, als mir plötzlich ein gesatteltes Pferd entgegenkam und weit und breit kein Reiter in Sicht war. Ich grüßte es wie gewohnt mit "Buen Camino" und ging weiter (davon habe ich nur das Video und kein Foto). Es kam übrigens auch bis zum Ende kein Reiter mehr. Aber vermutlich hatte es Pilger hoch gebracht und kannte seinen Weg runter ins Tal. 
Langsam hörte ich aus der Ferne Dudelsackmusik. Das typische Instrument für Galicien. Nach einer kurzen Zeit sah ich dann auch den Dudelsackspieler und hatte O Cebreiro erreicht.Ein sehr kleines Bergdorf teilweise mit Reethausdächern. 
Hier hatte einst der Priester von O Cebreiro mit Farbresten einer Baustelle, gelbe Pfeile im Wald gemalt und so den Jakobsweg für die Pilger markierte. Von der Polizei befragt, was er denn da macht, antwortete er: "er bereite eine Invasion vor". Und tatsächlich ist es von wenigen Hundert zu mehreren Zehntausend Pilgern angestiegen. Mittlerweile ist der gelbe Pfeil auf dem gesamten Jakobsweg in Spanien zu finden und zeigt auch mir den Weg Richtung Santiago de Compostela. 
Als ich, nach einem Kaffee und einem Stück Kuchen, die Straße hinunterging und überlegte, ob ich hier bleibe oder weitergehe, stand plötzlich Ryan vor mir. Er war eben mit dem Bus aus Ponferrada gekommen und möchte ab morgen von hier aus weitergehen. Somit war meine Entscheidung, mit diesem kleinen Zeichen, gefällt. Wir hatten uns nicht abgesprochen und ich wusste vorher nicht, wie seine Pläne aussehen. 
Da ich dadurch heute eine resltiv kurze Etappe nur gemacht habe, werde ich versuchen morgen etwas weiter zu kommen und wieder der Masse voraus zu sein, um meine Ruhe zu haben. 
Kosten des Tages: 
Unterkunft 10€Frühstück 5€Verpflegung während des Tages 21€Abendessen ?? 
Antworten (2)

Tita Maru
Ya en Galicia. Cada día más cerca de tu meta. Lo peor ya lo has pasado y lo tienes tras de ti, ahora mucho ánimo para seguir adelante, tu cuerpo te está respondiendo muy bien a este gran esfuerzo. Cuídate mucho y ten cuidado con las vacas. Buen camino, peregrino

Celia
28 días!!!!! Estás hecho un campeón!!! Muchos ánimos! 💪🏼

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