Der Morgen beginnt für mich vor der Kathedrale. Nach dem Frühstück habe ich mich dort mit Ryan verabredet, um heute zusammen zu laufen. Adva kommt kurz dazu, weil sie sich verabschieden möchte. Sie macht heute einen Pausentag und ist überlegt dann nicht weiter zu gehen, sondern nach
Peru zu fliegen. Wir starten mit den ersten Kilometern innerorts durch Burgos, bis wir endlich wieder Felder erreichen. Vom Gefühl her, sind heute nicht viele Pilger unterwegs, obwohl in Burgos viele Pilger starten. In einem kleinen Ort gehen wir in eine Kirche, in der in diesem Moment ein Chor probt. Sehr schön diesen Hintergrundgesang zu haben, während wir uns die Kirche anschauen. Am Ortsausgang war auf der linken Seite eine kleine Kapelle. Direkt nach dem rein gehen wurde ich von einer Nonne angesprochen, die mich gesegnet hat, eine Medaille umgehangen hat und mir noch alles gute für den weiteren Weg und mein Leben gewünscht hat. Das war eine unglaublich schöne Erfahrung 🙏 Ab hier beginnt nun der Camino von seiner schönen Seite. Unendliche weiten. Nur Felder um einen herum. Ab hier werden enge Freundschaften geschlossen und tiefgründige Gespräche geführt, weil man durch nichts unterbrochen wird. Der Nachteil: kein Schatten und ewige Wege bis zur nächsten Wasserstelle. Ryan und ich nutzten die Zeit und sprachen über wirkliche viele tiefgründige Dinge. Er erzählte mir von seinen Erfahrungen und den Traumata die er durch die Einsätze in Afghanistan, Iraq und vielen anderen Länder, als Marine, hatte. Wir redeten viel über unsere Vergangenheiten und auch über die Zukunft. Gegen 14:30h erreichten wir unser vorgenommenes Ziel, nach 24km, für heute. Ich hatte ja schon befürchtet, dass heute viele Pilger starten. Aber das alle 6 Herbergen in Hornillos del Camino schon so früh komplett belegt sind, hatte ich nicht gedacht. Ein Anruf in einer weiteren Unterkunft nach ca 6km brachte uns die harte Erkenntnis, dass wir noch mindestens 3h weiterlaufen müssen. An einem Brunnen füllten wir unsere Wasservorräte auf, holten die Notverpflegung aus dem Rucksack und machten uns um 14:45Uhr weiter auf den Weg. Die unendliche weiten der Felder zogen sich, Schritt für Schritt, Meter für Meter. Wir trafen nach kurzer Zeit Giulio, er ist vor 52 Tagen im Kloster auf der Insel St. Michel in
Frankreich gestartet und läuft dann insgesamt knapp 2000km bis Santiago. Wir begleiten ihn eine halbe Stunde, in der er uns von seinen Erfahrungen erzählt. Er ist schon alle Caminos in Europa gelaufen. Seit jahren läuft und läuft er. Da es einfach unglaublich ist, googled einfach mal seinen Namen: Giuliano Maltempi. Ryan und ich gingen etwas schneller als er weiter. Unsere Beine wurden immer schwerer und schwerer und die Wege zogen sich. Kam mal ein Hügel, ging es anschließend wieder einfach weiter geradeaus, weiter und weiter. Als dann irgendwann hinter einer Kuppe, wie aus dem Nichts plötzlich ein Dorf erscheint, sind wir einfach erleichtert. Das muss Hontanas sein. Wir laufen in den Ort rein. Long Story short: wir haben jetzt ein Doppelzimmer und das war auch die letzte Option die es hier gab, ansonsten nur ein Bett im Dorm, dass Giuliano nahm, der nur Momente nach uns ankam. Nach einer ewigen sehr heißen Dusche sprach ich noch ewig mit Giuliano und bin wirklich begeistert von seinen Geschichten und allem was er mir gezeigt hat.
Insgesamt hatten wir heute 35km auf der Uhr. Sehr hart, aber die Höhenmeter haben sich in Grenzen gehalten.
Für morgen stehen 20/28/34km auf dem Programm. Wir wollen ab dem Ort nach 20km in den Herbergen nach einem Bett fragen und sobald wir eins kriegen, bleiben wir dort.
Kosten des Tages:
Unterkunft 25€ Frühstück 6€ Verpflegung auf dem Weg 6€ Abendessen 15€