Veröffentlicht: 10.10.2019
Rumänien war für uns eine absolute Überraschung. Eigentlich wollten wir nur mal in das Land reinschnuppern und dann wieder etwas weiter in den Westen Europas fahren. Aber wir fühlten uns super schnell wohl und absolut sicher in dem Land. An vielen Orten nahmen wir uns mehr Zeit als zuvor geplant, damit wir in Ruhe die Gegenden erkunden konnten. Die Ruhe hier haben wir von den Rumänen selbst übernommen, die überall und jederzeit entspannt wirkten. Viele freundliche Gesichter sahen wir beim Durchlaufen und Durchfahren der Dörfer, immer wurden wir gegrüßt. Die Dörfer in Siebenbürgen wirkten aus unserer Sicht noch sehr intakt und lebendig. Aber die Armut auf dem Land war definitiv an allen Ecken sichtbar. Klamottenläden, wie wir sie kennen, gab es so gut wie keine, da die Rumänen hauptsächlich Second Hand Ware tragen. Viele Häuser sind teilweise verfallen, die meisten davon sind nur auf einer Etage bewohnbar, während die andere in Eigenarbeit erst ausgebaut wird. Tagsüber sah man selten jemanden auf dem Bau, dementsprechend lange wird es dauern, die Häuser komplett bewohnbar zu machen. Bewundernswert ist, dass alle Häuser und Höfe super ansehnlich sind, egal in welchen Zustand sie sich befinden. Es waren die bunten Farben der Häuser, die Schnitzereien an den Toren oder bemalten Fensterläden, die so einladend und idyllisch auf uns wirkten und jedes Haus nach einem zu Hause aussehen ließen.
Während unserer Reise erfuhren wir, dass die EU in einigen Dörfern Gelder investiert, um die Idylle für den Tourismus zu erhalten. Angeblich dürfen diese Gelder aber nur zur optischen Verschönerung der Häuser und Höfe verwendet werden, nicht aber für eine Heizanlage oder Isolierung. Heißt, die Touristen ham wat zu gucken aber die Rumänen frieren immernoch. Das wäre natürlich unter aller Kanone und wird von uns noch mal ausgiebiger recherchiert. Nichts desto trotz wird von EU Fonds viel in Rumänien finanziert. Die EU Schilder findet man an zahlreichen Straßen, Gebäuden, Schulen und Kläranlagen, insbesondere in den Bergen. Wir sind froh über diese Investitionen, da es uns ohne diese wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre diese Regionen zu befahren und dadurch zu erleben. Aber man ließt viel über die Korruption in Rumänien und es sollte weiter an der Aufdeckung der Betrugsfälle in Bezug auf EU Gelder gearbeitet werden.
Neben den zahlreichen Mittelklassewagen und auch ein paar Luxusschlitten fahren hier noch einige Menschen mit Pferd und Wagen durch die Gegend. Wirkt total romantisch ist aber bestimmt ein hartes Los für Pferd und Kutscher auf den Buckelpisten. Die Preise für Lebensmittel und Diesel in Rumänien sind wieder den unseren ähnlich, Saisongemüse kann man jedoch günstig am Straßenrand bekommen. Dort bezahlten auch wir als Touristen immer den günstigen Preis. Oft waren die Verkäufer mit unseren kleinen Mengen überfordert und packten dann noch 2 Zwiebeln drauf, damit der Lei wieder voll war beim Bezahlen. In den Städten sah es anders aus, meist waren die Menschen dort besser gekleidet als wir und ein kleines bißchen Luxus gönnten sich die Leute.
Bis auf die Werkstatt die wir an einem Samstag besuchten und bei der wir etwas über den Tisch gezogen wurden bekamen wir immer einen Bon oder eine Quittung, was hier natürlich ein Zeichen dafür ist, daß man (wahrscheinlich) nicht betrogen wurde.
Die Preise für Camping und Restaurants sind für uns günstig. Im Schnitt bei 13 Euro fürs Campen und 15 - 20 Euro für ein gutes Essen mit Getränken für 2 Personen.
Uns begegnete kein Rumäne negativ, fast alle konnten englisch sprechen und in Siebenbürgen sprechen auch einige noch deutsch. Aber egal wie man jemanden ansprach es gab immer eine vernünftige Antwort.
Im Osten des Landes der Region Moldau und dem Donaudelta war noch mehr Armut zu spüren. Die meisten Menschen sammelten tagsüber Dinge ein, die die Natur ihnen gab. Dazu gehörten Stöcke als Feuerholz, Nüsse, Obst, Eicheln als Tierfutter und Maiskolbenreste von den abgeernteten Feldern. Die Maisernte in den Dörfern wurde Teils per Hand eingeholt. Alles auf dem Pferdekarren verpackt und los. Die Haustiere, die zur Selbstversorgung dienten wurden morgens aus dem Dorf geführt und Abends wieder nach Hause geholt. Am Straßenrand außerhalb gab es noch Gras, welches die Kühe, Pferde oder Esel fressen können. Auf jeder freien Fläche gab es Schafherden, die von einem Schäfer begleitet wurde. Ich denke die Schafindustrie stellt noch viele Arbeitsplätze zur Verfügung, die allerdings unfassbar hart und schlecht bezahlt sind. Die Wolle der Schafe können die Rumänen kaum noch verkaufen, da die Klamotten als billige Second Hand Ware aus der Türkei das Land überschwemmen. Durch das lange Lagern der Wolle und das Warten auf bessere Preise hat sich eine Mottenart in der Wolle ausgebreitet und viele Bestände mussten verbrannt werden. Über die Armut der Fischer im Donaudelta haben wir auch viel gelesen. Im Zuge des EU-Beitrittes wurde den Menschen dort sehr viel Tourismus versprochen, da die Menschen jetzt leichter die Grenzen passieren könnten. Es gab viele Fischer die investierten und viele Familien die voll auf Touristen setzten. Doch die große Welle blieb aus und allein vom Fischfang können sie auch meist nicht mehr leben. Hinzu kommen die vielen Fischfangauflagen der EU die sie auf der einen Seite nicht einhalten wollen, auf der anderen aber finanziell gar nicht einhalten können.
Doch trotz der großen Armut und der verbreiteten Meinung bei uns, die Roma in Rumänien betteln an jeder Ecke, können wir nur berichten, dass wir nicht ein einziges Mal angebettelt wurden. Die typischen Roma-Dörfer haben wir auf unserer Route ausgelassen, jenseits dieser aber keine Erfahrungen damit gemacht.
Landschaftlich hat Rumänien einiges zu bieten. Es war überall grün und in der Ferne konnte man fast immer Hügel erkennen. Berge und Küste ist schon alles, was unser Herz begehrt. Die Region Maramureș im Norden haben wir zu unserem Bedauern ausgelassen. Dort soll es sehr ursprünglich ländlich sein und noch viele erhaltene Holzkirchen geben.
Für Besucher, die es interessiert hat Rumänien unfassbar viele Kirchen zu bieten. Zum Teil hat hier ein 20 Einwohner Dorf 3 Kirchen, damit jeder Glaube abgedeckt ist. Die Katholiken, die Evangelen und die Orthodoxen. Viele der Kirchen sind besonders hübsch. Wir haben mit dem Besuch von einer Holzkirche, einer orthodoxen Kathedrale und einer Kirchen-Burg unser persönliches Maximum erreicht.
Sorry das hier keine Bilder zu sehen sind. Die dazugehörigen kennt ihr schon aus den Blogs der Woche 7 und 8.