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Tag 19. Mit dem Boot zwischen dem Eis

Veröffentlicht: 10.08.2017

Gestern war ich auf dem ewigen Eis, heute sollte es zwischen das treibende Eis gehen. Bei der Anfahrt zur Jeep-Tour bin ich schon an der Eislagune am Jökulsárlón vorbei gekommen und konnte einige schöne Bilder in der Nachmittagssonne machen. 









Heute morgen war es wieder grau, allerdings weitestgehend trocken. Kleine Schauer registriere ich inzwischen nicht mehr als Regen, allenfalls als etwas auffrischende Feuchtigkeit. Am Treffpunkt stand, wie in der Beschreibung des Events angegeben, ein Lastwagen mit allen notwendigen Dingen.

Als erstes wurden wir eingekleidet. 


Dry-Suit, heißt die Kleiderordnung für diese Veranstaltung. "What size do you have?" lautete die Frage vom Tourguide. "Double XL", sagte ich im Brustton der Überzeugung. Hatte beim Whale-Watching schließlich auch gepasst. 

Nachdem ich in die Hosenbeine mit den integrierten Gummisocken geschlüpft war, kam die Ernüchterung. Ich bekam das Ding nicht über die Schultern. "You need a different size". Kann gar nicht sein, ist wahrscheinlich ein italienisches Produkt, die fallen immer sehr klein aus. "XXXL ?" "Ok, I try it"

Na gut, das passt. Nachdem man in der Hose steckt, und den rechten Arm eingefädelt hat, steckt man den Kopf durch die Gummimanschette die den Halsabschluss bildet. Und das mir, der schon keinen Rollkragenpullover tragen mag. Durch den Gummikragen schon leicht angewürgt, versucht man jetzt den zweiten Arm in den Anzug zu bekommen. Geschafft, jetzt den, von der linken Taille zur rechten Schulter verlaufenden Reißverschluss zuziehen und fertig. Zu früh gefreut. Über die Gummisocken kommen noch Gummischuhe. Wer das nachmachen möchte, dem gebe ich den Tipp, Reihenfolge einhalten. Bevor man den Kopf und die Arme in den Anzug quält, Schuhe anziehen. Nachdem ich nun fachgerecht verpack war, mich fühlte wie Paddler im eigenen Darm, wurden noch Schwimmwesten und Paddel verteilt. So bewaffnet traten wir, ausser mir gab es noch sechs weitere Teilnehmer, eine fünfminütigen Fußmarsch zur der Stelle an der die Boote lagen, an. Nun ist der Weg dahin sehr steinig, große, kleine, runde, eckige und spitze. Mit den dünnen Gummisohlen kein schmerzfreies Unterfangen. Das Paddel wie ein Holzkreuz geschultert trat ich meinen Leidensweg an. 


Am Kajak-Stützpunkt wurden die Boote verteilt. Ich hatte, gegen Aufpreis, ein Einzelkajak gebucht. Taktisch unklug. Drei Paare und ich, wäre also ohnehin allein in einem Boot gewesen. Dreierkajaks gibt es nicht. Nach kurzer Einweisung über die Bedienung des Paddels und den Verhaltensregeln auf dem Wasser, legten wir ab und paddelten in die Lagune hinaus. 







Ein tolles Erlebnis, um einen herum treiben die Eisberge und man gleitet fast lautlos durch dieses Treibeis. Diese Stille wird nur unterbrochen von, in einiger Entfernung vorbei rauschenden Schnellbooten und Amphibienfahrzeugen. Unser Guide erzählt einiges über das Eis und die Lagune während um uns herum neugierige Seehunde ihre Köpfe aus dem Wasser recken. 



Unser Guide rät uns die Tiere nicht zu locken. Es soll schon mal eines versucht haben in das Kajak zu springen. Nach dem unfreiwilligen Abtauchen in das etwa drei Grad kalte Wasser, war es wohl nicht einfach die Paddlerin in das Kajak zurückzuholen.

Etwa 1,5 Stunden paddeln wir so durch die Lagune, schade, es hätte ein wenig mehr Sonne sein können.

Zurück an Land und dem nicht minder beschwerlichen Rückweg zum LKW, schnell wieder aus der Gummipelle geschält und dann mit Suzi zurück zum Campingplatz.

Nach dem das Zelt abgebaut und alles wieder verstaut war musste ich aber auch Gas geben. Es ist schon Mittag und bis Seyðisfjörður sind es noch 270 Kilometer auf der Ringstraße. 


Die ist aber hier in der Region über weite Stecken als Gravelroad, also Schotterpiste, ausgeführt. 80 Stundenkilometer sind hier zwar erlaubt, aber mit dem Motorrad nicht wirklich eine Freude. 
Zwischendurch kreuzen auch schon mal Schafe die Fahrbahn. Manche bleiben auch einfach auf der Straße stehen und lassen sich auch durch hupen nicht zum Weiterlaufen bewegen. Hier hilft nur das beherzte Drehen am Gasgriff bei gezogener Kupplung. Ab 6000 Umdrehungen ist es den Tieren dann doch unheimlich und sie springen von der Straße.






Um halb Neun erreiche ich den Campingplatz in Seyðisfjörður. Um diese Zeit ist es hier rappelvoll. ich finde noch ein etwas unebenes Fleckchen neben einem anderen Motorradfahrer, Dieter aus Gummersbach ist ebenfalls allein auf seiner Africa-Twin unterwegs. Auch er wollte sicherheitshalber einen Tag früher in der Nähe der Fähre sein. Morgen will er seinen Urlaub ruhig ausklingen lassen. Ich habe für Morgen jedoch etwas anderes vor.

Antworten (1)

Bernd
Moin Micha. Also das mit der Hupe solltest du noch ändern. Ich sage nur "Nautilus ". Die Paddeltour war sicherlich atemberaubend. Heute hast du bestimmt viel mit dem Kollegen aus Deutschland Erfahrungen austauschen können. Auch für den Rest deiner Reise nur das Beste.