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Tag 4: Narvik

Veröffentlicht: 10.06.2016

Tag 4 (8.6.16): Örnsköldsvik – Lulea

Der Tag startet sonnig und warm. Nach einem kurzen Frühstück wird gepackt und schon sitzen wir im Defi. Das Tagesziel Lulea ist nur 4 Stunden entfernt, also entschliessen wir uns zu einem etwas abenteuerlichen Umweg durch das Landesinnere, anstelle der öden Küstenautobahn. Während wir Kilometer um Kilometer machen, wird das Wetter schlechter. Anfänglicher Regen wird zur Giesskanne, das laue Lüftchen allmählich zu einem Sturm mit üblen Böen. Ein spannender Tag beginnt.

Kapitel 1: Die Everest-Kniescheiben

Obwohl die Heizung...naja...tut was sie kann, werden meine Knie immer kälter. Nach einer Weile ist an aussteigen nicht mehr zu denken, die Gelenke sind steifgefroren. Reiben habe ich schon lange aufgegeben, die Finger könnten anfrieren.

Analyse. Nach viel Gefummel an Lüftung und Schaltern und viel Kraftaufwand schaffe ich es, das Windschott zu schliessen (ja, Defender haben so etwas). Innerhalb von Sekunden wechseln meine Knie die Farbe wieder von Blau auf Zartrosa. Das erklärt nun auch, warum ich den ganzen Winter mit Standheizung überleben musste. Hätte ich mir die Zeit besser vor einem Jahr genommen...

Kapitel 2: Wassereinbruch auf der HMS Defender

Andrea stellt fest, dass sich ihre Socken mit Wasser füllen. Das liegt nicht an der Tropenhitze im Wagen, denn es ist nach wie vor kalt.

Analyse. Irgendwo, witziger Weise nicht auf der Türseite, läuft Wasser ins Schiff. Die Schotten sind offenbar nicht dicht. Mit noch viel mehr Gemurkse und Kraft schafft es Andrea, das Windschott auch auf der Beifahrerseite zu schliessen. Der heftige Regen hat einen Weg durch die Lüftungskanäle gefunden. Das Wasser bleibt, Kamera, Schuhe und das Brathähnchen von unterwegs können gerettet werden. So ist das auf der HMS Defender, Schuhe und Chicken zuerst.

Kapitel 3: Die EINE Schraube

Die Sturmböen werden heftiger und finden am hohen Defender mit dem Plunder auf dem Dach leichte Beute. Der Wind reisst am Dach und drückt und ruckelt an der Karosserie. Der Defi ist manchmal nur mit sehr viel Mühe und Voraussicht auf der Strasse zu halten. Immer wieder muss ich Tempo rausnehmen, gegenlenken, bremsen. Und aus irgendeinem Grund wird der Wind auf der Fahrerseite lauter und die Heizung wirkungsloser. Ich sehe im Spiegel blass aus. Ich checke meinen Puls, noch fühlbar.

Analyse. Bei der Tür kommt viel mehr Luft rein als gesund wäre. Ich stelle fest, dass sich die Schraube (ja, DIE EINZIGE Schraube), welche die A-Säule, das Dach und den Türrahmen zusammenhält, gelöst hat. Der Vorteil: die Kalte Luft trocknet meinen Angstschweiss von der Stirn. Ich gehe davon aus, dass Land Rover solche Fälle einkalkuliert hat. Bear Grylls fährt schliesslich auch einen. Sollte also mit einem Schnürsenkel zu beheben sein. Ich wähle dann doch den Schraubenzieher. Defender, alles andere wäre erstaunlich.

Kapitel 4: der brennende Pudel

Es riecht angekokelt. Nichts was einen Defenderfahrer beunruhigt, irgendetwas kokelt immer. Andrea ist anderer Meinung.

Analyse. Schnuppern, tätscheln, schnuppern, umräumen: aha, die Wollmütze im Handschuhfach steht kurz vor der Explosion und riecht bereits nach Pudel in der Mikrowelle. Offenbar ist es in einem Defender nicht vorgesehen, etwas im Handschuhfach aufzubewahren, während dessen die Heizung läuft. Ich merke mir das. Ich notiere: Einbau Grill in Handschuhfach: Check.

Kapitel 5: Garmin übernimmt die Weltherrschaft und baut Schweden neu.

Noch 30 Minuten zum Ziel. Gemäss Garmin. Aber ich werde misstrauisch. Lulea wäre doch weltberühmt, wenn die Angaben von Garmin stimmen würden. Hätte es doch den einzigen Hafen weltweit, der inmitten von ausgedehnten Nadelwäldern liegt. Hier stimmt was nicht. Navi neu programmieren, gleiches Resultat. 30 Minuten im Nirgendwo legen Containerschiffe an. Schweden kann das.

Wir fragen trotzdem noch Siri. Computer says NO. Siri findet Garmin auch Schrott und sagt, wir seien vor einer Stunde am Ziel vorbeigefahren.

Also drehen wir den gebeutelten Defender und fahren mit... gedrückter Stimmung... durch den Sturm an umgestürzten Bäumen vorbei über Rumpelpisten zurück dahin, wo wir vor langer Zeit schon waren.

Der Campingplatz ist toll, Bäume liegen auch hier schon herum, offenbar ist der Sturm auch für Schweden aussergewöhnlich. Der Bungalow ist gemütlich, wir richten uns ein. Ein weiteres geschmuggeltes Feldschlösschen rettet schliesslich den Tag.



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