Lockbuch
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Part II: Namibia

Veröffentlicht: 25.10.2016

Uuund weiter geht's nach Namibia! Nach einem verwirrend-hektischen Umsteigemanöver in Johannesburg landen wir etwas mitgenommen in Walvis Bay. Ein Flughafen, der skurriler kaum aussehen könnte: umgeben von nichts als Sand kämpfen wir uns durch kräftigen Wind auf ein einzelnes weißes Zelt und ein paar Hintergrundpalmen zu.


Die erste Nacht verbringen wir im schönen Swakopmund, eine Stadt aus der Kolonialzeit, in der die Immobilien von Diane & Uschi vermittelt und Briefe auch noch heutzutage zum 'Postamt' gebracht werden. 

Kaum aus dem 'Eberwein' ausgecheckt, geht es im Geländewagen los durch die schier enlose wüste Landschaft.... und Landschaft, Landschaft, Landschaft - als Stadtmensch aus einer verhältnismäßig dicht besiedelten Gegend muss man die Dimensionen unserer Erde manchmal wieder buchstäblich vor Augen geführt bekommen. 


Nachdem wir das ein oder andere Gatter geknackt und ein gutes Stück Dirtroad hinter uns gelassen haben, erreichen wir ein kleines, tierreiches Paradies inmitten dieser kargen Landschaft, die, wie wir bald erfahren werden, gar nicht so aussehen sollte. 

Namibia bekommt den Klimawandel mit voller Breitseite zu spüren, seit fast drei Jahren gab es keinen richtigen Regen mehr, berichtet uns die herzliche, ein wenig untersetzte Managerin des Paradieses. Als ich über den Überlebenskampf der hiesigen Tier- und Pflanzenwelt nachdenke, erscheint sogleich das ein oder andere grimmige Gesicht eines 'regengeplagten' Landsmannes vor meinen Augen und schäme mich ein wenig dafür, wie oft ich schon über unser 'Mistwetter' geflucht habe.

Der Wildlife-Farm, welche uns mit kühlen Hundeschnauzen, einem viel zu süßen Orangendrink und glockenhellem Vogelgezwitscher in Empfang nimmt, dient zu meiner großen Freude neben dem Tourismus die Zucht von reinrassigen Arabern als Einnahmequelle. Natürlich kann ich nicht anders als dem ungestümen Junghengst meine Hand vor die weit geblähten Nüstern halten. "Ziemlicher Angeber" denke ich als der kleine Schönling vor mir auf- und abtrabt, um seinen muskulösen Körper und elegant geschwungenen Hals von allen Seiten zu präsentieren. Abends können wir beim Aperitif  von der Restaurantterrasse diverse Arten Antilopen, Warzenschweine und natürlich die stets und überall umhereilenden Perlhühner beim Fressen beobachten; momentan muss eben zugefüttert werden. 


Am nächsten Morgen müssen wir uns, nach meiner Entdeckungstour hoch zu Ross quer duch das riesige Gelände, leider auch schon wieder von sämtlichen Hühnern, Pferden, Hunden und bezaubernden Mitarbeitern verabschieden. Die traditionellen Gesänge und das rege Gezwitscher haben eine langen Nachhall.

Der Etosha-Nationalpark enthüllt dann das volle Ausmaß der unglaublichen Trockenheit: wie eine vereiste Winterlandschaft lassen die ausgedörrten, völlig von kalkigem Staub überzogenen Büsche und Bäume den Park wirken. Gut getarnt schleichen Zebraherden und unzählige Antilopen darin umher. Wir können kaum die Fenster unseres klimatisierten Gefährts öffnen, so brütend heiß ist die Luft, die uns entgegenschlägt. An den zum Teil künstlich angelegten Wasserlöchern spielt sich das bunte Leben ab: Straußen blicken verdutzt auf herangaloppierende, sich jeck kabbelnde Zebraherden, majestätische Oryxe senken den Kopf misstrauisch erst nach mehrmaliger Überprüfung ihres Umfeldes, um sich ein Schlückchen kühles Nass zu gönnen und Vögel picken friedlich an dessen Rande. Wenn dann ein grauer Riese gemächlich, aber zielsicher aus der Ferne heranmarschiert, dann ist ihm ein Prime-Place am Wasser zum Trinken, Duschen und Einschlammen natürlich garantiert. Acht geschlagene Stunden können wir uns einfach nicht sattsehen an dem sich ständig ändernden Schauspiel, das uns da auf dieser skurrilen Bühne der Natur dargeboten wird. 


Namibia fasziniert uns, verzaubert uns und stimmt uns sehr nachdenklich. Daher kommt es gerade recht, dass wir die letzten Tage auf einer privaten Farm verbringen können, in der wir abends gemeinsam mit unseren Gastgebern am Tisch sitzen und uns bei einer Scheibe köstlichen, selbstgebackenen Brotes darüber unterhalten, dass nur der Mensch die Welt braucht und nicht umgekehrt. Mit diesen reflektierten, lehrreichen und mit derben Witzen gespickten letzten Tagen dürfen wir hier, bei dem alten Jäger, seinem Sohn und seiner wundervollen Frau, unsere gemeinsame Reise gebührend ausklingen lassen.


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