Veröffentlicht: 09.12.2023
Ich habe heute Morgen Kinderbilder und -videos von mir gesehen. Das war das erste Mal, dass ich mich als Kind reden gehört habe. Ich war so klein und unschuldig und gleichzeitig glaub ich ein bisschen pick me, ich schäme mich sehr. Aber nur, weil mich meine Schwester immer geärgert hat. Ich hab sie trotzdem lieb. Aber ich fand den Gedanken so verrückt, dass da so ein ganzes kleines Wesen war mit eigener Persönlichkeit und dieses selbe Wesen bin ich, aber ich kenne dieses kleine Wesen gar nicht, das ich da gesehen habe. Ich habe so wenige Erinnerungen an die Dinge, die ich gesagt und gemacht und gefühlt habe. Als wäre das jemand anderes, aber das bin ich, 16 Jahre früher. Und dann dachte ich auch so: sei nicht so pick me, aber auch: protect her at all costs. Und wer protected dieses kleine (jetzt große) Wesen am wenigsten? This bitch. Wir waren alle mal klein und unschuldig und viel zu süß für diese Welt und jetzt sind wir groß und erwachsen und doof. Weil wir nicht mehr so dumme Dinge sagen wie früher, weil wir nicht mehr spielen, uns in Geschichten verlieren, weinen, unsere Gefühle rauslassen und der Welt offenbaren, weil wir nicht mehr jeden Tag unbeschwert und ausgelassen leben wie damals, als man von der Schule gekommen ist und sich sofort auf den Weg ins Schwimmbad gemacht hat. Damals hat man so vor sich hingelebt, es folgte einfach Tag auf Tag und man hat eben mitgemacht. Man hat gar nicht hinterfragt, warum man lebt und warum man so ist, wie man ist, oder warum man so aussieht wie man aussieht und ob das gut oder schlecht ist. Die Welt war so ein bunter Ort. Die Geschichten, die man damals gelesen hat, haben sich angefühlt, als wäre man selbst drinnen. Man war in so einem fliegenden Baumhaus oder in so einem riesigen Schloss, in dem alle mit Holzstäben um sich gewedelt und Zaubersprüche aufgesagt haben. Mit jedem Jahr sind mehr Vorurteile, Nachdenklichkeit, Sorgen und Ängste in das Leben dieses kleinen nervigen Wesens gekommen und auf einmal konnte es seine Gegenwart nicht mehr verlassen, um kurzerhand in die Welt der Abenteuer abzutauchen. Das kleine Wesen hatte so viel Spaß gehabt, jeden Tag. Alles war ein großes Abenteuer. Es ist auf Bäume geklettert und hat sich stundenlang in diesen Bäumen mit sich selbst beschäftigt, ohne dass es sich eine Sekunde gelangweilt hätte. Es hat sich Spiele ausgedacht und mehrere Rollen eingenommen. Ich konnte alles. Ich war einfach ich und ich mochte mich. Beziehungsweise, ich dachte nicht darüber nach, ob ich mich gut oder blöd fand. Man hat den Erwachsenen nie geglaubt, wenn sie gesagt haben, wir sollten diese Zeit genießen, weil sie die Schönste des Lebens ist und weil sie so schnell vorbeigeht. Und jetzt sind wir es, die Kindern sagen, sie sollen diese Jahre genießen. Obwohl wir wissen, sie werden es nicht verstehen. Sie haben überhaupt noch gar kein Konzept von Zeit und Leben. Der Ernst des Lebens ist mit genau 13 Jahren auf mich zugekommen und er hat mich komplett überrollt wie ein riesiger grüner hot wheels monster truck. Alcohol changed me. Spaß. Mit 12 war ich noch ein Kind, genau das gleiche wie 3 Jahre zuvor. Mit 13 war ich ein Kind, das dachte, es wäre erwachsen. Ich habe angefangen, Dinge so schrecklich ernst zu nehmen. Ich wollte so schnell wie möglich erwachsen sein. Meine Kindheit hinter mir lassen. Dabei habe ich nicht gemerkt, dass ich dieses wundervolle kleine Wesen, das ich doch um jeden Preis beschützen wollte, eine Klippe herunterschubste. Ich hoffe so sehr, ich habe sie nicht enttäuscht. Ich hoffe, sie würde mich mögen. Kinder sind so intuitiv. Baby P wüsste sofort, ob ich ein guter Mensch bin. Manche Menschen haben diese unglaublich schöne Gabe, diese kindliche Fröhlichkeit beizubehalten, ohne dabei cringe zu sein. Gibt nämlich auch die, die basically Kinder in Erwachsenenkörpern sind, die sind nur komisch. Grow up. Aber don´t grow up. Ich wünschte, wir könnten ein bisschen mehr sein wie damals, als alles Spaß gemacht hat und wir so viel gelacht haben, dass wir alle so minikleine Sixpacks hatten. Und es ist in uns allen- wir waren alle mal Kinder. Irgendwo tief drinnen steckt ein lieber kleiner Mensch, der nur gutes für seine Mitmenschen und die Welt wollte. Dem es so wehgetan hat, dass der Regenwurm sterben musste. Also erinner dich doch mal an deine Kindheit, tritt aus der CDU aus und hör auf, kleine Kuhbabys zu futtern. Und sei nicht so hart zu dir. Denk an dein kleines Ich und sei lieb zu dir. Ich glaube sie wäre richtig stolz auf die Person, die sie geworden ist. Sie hat sich manchmal gefragt, wie sie wohl sein würde, wenn sie 18 ist. Oder 21. So alt? Das konnte sie sich damals gar nicht vorstellen. Sie wäre so stolz auf die Person, die du jetzt bist. Gute Nacht, Freund:innen. Liebt euch, liebt eure Mitmenschen, liebt eure Haustiere, liebt eure allerliebste Freundin Pauli, weil sie liebst sich selbst nicht genug. <3