Veröffentlicht: 13.05.2018
8. Etappe Tui über O Porriño und Mos - Redondela 32,8km
Oh man oh man. Ick sachs euch. Ich sitze hier in der Bar von Redondela und hatte nach fast 33km ein riesen großes Bier. Das macht sentimental. Zu dem kommt, dass neben mir eine Berliner Mutti von drei Mädels sitzt und schön berlinert!
Diese Etappe hatte es in sich. Es fällt sehr leicht zu schreiben und dementsprechend glaube ich, dass dieser Eintrag etwas emotionaler wird als alle Einträge zuvor.
Ich bin also in Tui im Regen gestartet und habe den anderen hinterher gerufen: „Bis später!“ Fabia - du coole Socke (wenn du das liest: du bist knorke, ziemlich dufte Type)!
Ich habe mich so gut gefühlt und meine Gedanken haben meine Schmerzen vergessen lassen.
Eeeendlich habe ich auch meine Mama erreicht (denn heute ist schließlich Muttertag 😂). Nein, es klingt vielleicht etwas komisch aus meinem Mund, aber ich hatte wirklich Sehnsucht mit ihr zu reden und ihre Stimme zu hören. Ich war genau im Tempo. Voll im Flow und es tat mir gut was sie mir erzählte. #love #family 💕
Nachdem Telefonat war ich so motiviert, dass ich mir Kopfhörer aufsetze und zunächst nach der Marschmusik alla Kendrick Lamar (Black Panther) und Fanta Vier (Zusammen) weiter lief.
Ich muss sagen, dass ich bisher noch kein einziges Mal wirklich nachgedacht hatte. Allerdings fing dies das erste Mal an, als ich den Soundtrack von „Into the wild“ Eddie Vedder anschmiss. Die Gedanken fingen an zu kreisen und so beschäftigte mich hauptsächlich die Frage des Titelsongs Society, „There's those thinking more or less less is more. But if less is more how you're keeping score?“
Und so lief ich meinen Weg mit meinen Gedanken im Kopf bis ich schließlich in O Porriño ankam. Direkt zur Mittagszeit, und das nach knapp 18km. Ich hatte bereits eine Herrberge vorgebucht und mich mit Fabia für später verabredet. Da ich jedoch so früh dran war, und diese Stadt leider keine schöne, wollte ich weiter laufen. So war ich also hin und her gerissen. Was sollte ich tun? Da bleiben und einen Tag weniger am Meer haben oder weiter laufen und meine Crew hinter mir lassen. Ahhh es war ein einziges emotionales Dilemma. Das Erste auf dieser Reise. Dazu diese Regenstimmung. Ich entschied mich fürs weiterlaufen. Ich weinte auf dem Weg und hinterfragte meine Entscheidung. Der Weg war anstrengend und das Wetter semi gut. Aber ich lief und lief, bis Redondela!
In Redondela sah die Welt dann schon wieder anders aus. Hier war Tintenfisch 🦑 Fest und die Leute waren gut drauf. So kam ich also in diese Bar und trinke das viel zu große Bier und esse Fingerfood!
So sollte es wohl kommen und ich gehe meinen Weg weiter. Vielleicht heute noch alleine und morgen schon wieder mit neuen interessanten Persönlichkeiten. Dieser Weg beschreibt sehr gut das wahre Leben. Die Freunde und Bekannte kommen und gehen je nachdem auf welcher Etappe des persönlichen Lebens man sich gerade befindet. Manche bleiben in deinem Leben und zu Anderen verliert man den Kontakt. Es ist traurig, aber die Realität und damit startet morgen ein neuer Tag. Buen Camino!
Fabia - see you in Berlin!