Veröffentlicht: 19.11.2016
Vom 26.10. bis zum 31.10 habe ich die Tropeninseln Hainan besucht und teilweise bereist. Aus dem letzten Bericht konnte bereits gut herausgelesen werden, dass die Zeit am Flughafen nicht sehr spektakulär dafür aber umso länger war. Mit über zwei Stunden Verspätung ist der Flieger in Hangzhou gestartet. Dafür hatte ich im Flugzeug noch einmal eine komplette Rundfahrt um den Flughafen und durfte die Startbahn ausführlich begutachten, da wir gefühlte 12 Starterlaubnisse hatte. Die wurden allerdings sofort wieder zurück genommen, nachdem sich das Flugzeug drei Meter bewegt hatte. Wegen der Verspätung war leider relativ schnell klar, dass ich meinen Zug in Hainan von Haikou nach Sanya verpassen werde. – Auch dumm von mir… Im Nachhinein frage ich mich schon, wie ich in China überhaupt auf die Idee kam nur 1,5 Stunden nach Ankunft des Flugzeugs ein Zugticket vorab zu kaufen. Das passiert mir nicht mehr. :D
Weil also aus dem Zug nichts wurde, habe ich die Nacht in Haikou verbracht. Es war auch ganz nett und hat mir ein bisschen den Respekt vor der Sprache genommen. Das ganze fing so an, dass ich den Stand für die offiziellen Taxen am Flughafen nicht finden konnte. So habe ich mit einer privaten Taxifahrerin verhandelt. Ihr Anfangspreis lag bei 180 Yuan. Bei 80 Yuan hatten wir uns dann geeinigt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass in dem Taxi noch drei Chinesen mitfahren werden. Die wurden alle drei gemütlich in die Vororte von Haikou gefahren und dadurch verlängerte sich die Fahrt von 20 Minuten auf über eine Stunde. Mit der kleinen Europäerin kann man das ja mal machen. Aber ha, falsch gedacht. :D Nachdem ich meinem Koffer am Hostel hatte, konnte ich der Fahrerin ziemlich schnell verständlich machen, dass ich nur 50 Yuan bezahlen will. Nachdem ich mich ein bisschen habe anschreien lassen und der Boden vor mir bespuckt wurde, war auch alles wieder gut. Leicht angesäuert hat sie ihren Schein genommen und ist davon gefahren. Als gefühlter Sieger bin ich zum Hostel und habe für die Nacht eingecheckt. Dabei habe ich dann auch erfahren, dass der Preis mit Taximeter von Flughafen zum Hostel bei ca. 65 Yuan liegt. Im Endeffekt kam ich billiger als mit einem normalen Taxi. Yes, Verhandeln geht schon mal. J Dadurch bin ich jetzt ziemlich froh, dass der Flieger so viel Verspätung hatte. Es war doch eine richtig witzige Erfahrung mein Selbstvertrauen im Umgang mit China und den Leuten hier hat sich gleich dazu verdoppelt.
Am nächsten Tag ging mit dem Reisen alles erstaunlich gut. Sofort habe ich den Weg vom Hostel zum Bahnhof gefunden, konnte dort gleich ein Ticket kaufen, habe den Zug nicht verpasst und auch den Bahnhof in Sanya nicht. In Sanya kam direkt die Buslinie, die zu meinem Hostel gefahren ist und wieder bin ich dort direkt und problemlos angekommen sowie ausgestiegen. Hier muss ich China auch einmal loben. Das Zugfahren ist hier ein absoluter Traum. Es ist billig, die Züge sind sehr pünktlich und nicht überfüllt, weil es Platznummern für jedes Ticket gibt. Für umgerechnet elf Euro bin ich von Haikou nach Sanya gefahren. Das sind 250 km und ich war nicht einmal zwei Stunden unterwegs. Da kann sich die DB gern mal eine Scheibe abschneiden. Und ja total verrückt, das Lob geht noch weiter. Die chinesischen Karten-Apps zeigen perfekt an, wo man wie in den Bus steigen muss, um am Zielort anzukommen. Ohne diese Funktion wäre das Reisen für mich nicht möglich gewesen. Auch das klappt in Deutschland nicht ansatzweise so gut wie hier. Der Trip auf die Insel hat sehr geholfen ein paar neue, positive Seiten von diesem Land zu sehen.
In Sanya habe ich mich mit einer Gruppe deutscher Studenten getroffen und zwei Nächte mit ihnen im Hostel verbracht. Es war eine schöne Zeit mit viel Strand und Meer. Die zwei Tage mit der Gruppe habe ich an den schönsten Strände Chinas entspannt und war unter anderem Tauchen. Das war sehr touristisch und hatte viele negative Seiten. Trotzdem muss ich aber zugeben, dass es sehr beeindruckend war. Ca. 30 Minuten war ich unter Wasser mit einem persönlichen Trainer. Zu zweit sind wir an einem Riff getaucht und alleine das Gefühl unter der Wasseroberfläche für so eine lange Zeit zu sein war toll. Weniger toll war, dass weder die Trainer noch der Veranstalter Wert auf die Umwelt legen. Beim Tauchen wurde ich vom Trainer fast gezwungen die Korallen anzufassen und mit Futter wurden Fischschwärme angelockt. Außerdem wurden die Einwegmundstücke der Taucher aus dem Wasser raus auf die Plattform geschmissen, auf der die neuen Touristen auf ihren Tauchgang warteten. Blöd ist nur, dass mindestens ein Viertel der Mundstücke nicht auf der Plattform sonder im Wasser gelandet ist. Darüber kann man so extrem arg den Kopf schütteln bis er weh tut. Diese Personen verdienen ihr Geld damit anderen Menschen die schöne Natur ihrer Insel zu zeigen und selbst geben sie ihr bestes, um diese schnellstmöglich zu zerstören. Reflektiertes Handeln, nicht die Stärke dieses Volkes ….
Nach zwei Nächten in Sanya bin ich alleine nach Wuzhishan weitergezogen. Wuzhishan ist die kleinste Großstadt Chinas und eher eine Kleinstadt als eine Großstadt. Dort gibt es kein Hostels aber billiges Hotels mit gutem Standard. Für 100 Yuan (ca. 13 €) die Nacht habe ich dort geschlafen. Im Zimmer gab es neben einem Doppelbett noch ein Badewanne, Tee, einen Wasserkocher und zudem war es schön eingerichtet. Mein allererstes Hotel in meinem Leben war ein absoluter Volltreffer, billig und gut. Das besondere an der Stadt sind aber nicht die Hotels, sonder die Umgebung. Bis auf die Küste ist Hainan vollständig von Regenwald, Reisterassen und Gebirge bedeckt. Wuzhishan hat seinen Namen vom höchsten Berg der Insel, dem Wuzhishan Mountain. Der liegt gleich neben der Stadt. Am Tag meiner Ankunft wurde erst ein bisschen organisiert. Für den nächsten Tag wollte ich ein Fahrrad leihen, um die Gegend selbstständig erkunden zu können. Als das alles geklärt war ging ich einen gut angelegten Wanderweg entlang von der Stadt aus in den Regenwald hinein. Der Weg war schön, nur sollte es für naive Touristen eventuell besser ausgeschildert werden. Einmal falsch abgeboben landet man schnell mal auf einem privaten Grundstück. Merkt man das zu spät kann man direkt von fünf Hunden vom Grundstück gejagt werden. Ja, das war auf jeden Fall bis jetzt mein angsteinflößendstes Erlebnis mit Hunden. Von außen betrachtet hat es vielleicht sogar ganz witzig ausgeschaut - kleine Europäerin wird von fünf wie verrückt bellenden Hunden durch den Regenwald gejagt. Jetzt erzähle ich das mit viel Lachen. Es hat aber eine Nacht gedauert, bis es soweit war. Mein Glück war, dass das Rudel so gut trainiert war, dass es sofort gestoppt hatte als ich wieder an der Kreuzung war. Mein Herz hat da noch nicht wieder aufgehört zu rasen. Das hat noch ein paar Momente gedauert. Die Aufregung hat sich allerdings schnell wieder gelegt als ich meinen ersten Sonnenuntergang im Regenwald erleben durfte. Der war die ganze Rennerei dann auch wert. J
Am nächsten Morgen sind spontan ein paar Deutsche aus der Gruppe von Sanya nachgekommen. Trotzdem bin ich erst einmal alleine mit dem Fahrrad los. Das Ding, dass man Fahrrad nennen kann, war allerdings absoluter Schrott. Genau drei von 21 Gängen gingen, eine Bremse war kaputt und zu klein war es auch. Aber ich wollte unbedingt Fahrrad fahren. Also bin ich im strömenden Regen los geradelt. – An diesem Tag hat der Regenwald seinem Namen alle Ehre gemacht. Durchgehend hat es nur geschüttet. Nach 12 km und vielen schönen Ecken musste ich dann doch umgedreht. Das Rad war für Berge und lange Strecken nicht gemacht.
Nachmittags bin ich mit Lis, einer Deutschen, zum Wuzhishan Mountain aufgebrochen. Wir wollten ihn von einem Aussichtspunkt aus sehen. Der Plan war allerdings ein bisschen optimistisch. Bei dem ganzen Regen konnte man nichts außer Regen und Wolken erkennen. Aber cool war es trotzdem. Weil ich Lis zum Trampen animieren konnte, sind wir vom Berg zurück in die Stadt per Anhalter gefahren. 40 km auf einem Pick-Up mit hoher Plane war seit langem wieder Mal ein Tramperlebnis, dass richtig Spaß gemacht hat. :D Den Abend haben die Krauts, wie sie sich selbst nennen, und ich in einem chinesischen Restaurant ausklingen lassen und am nächsten Tag ging es mit Bus, Bahn und Flugzeug zurück nach Hangzhou. Auch da ging wieder alles wie am Schnürchen und leider bin ich ohne Verspätung im kalten und versmogten Hangzhou angekommen. J
Abschließend kann ich sagen, dass Reisen eine gute Methode ist, um die schönen Seiten von China zu finden. Bis dahin war die einzige positive Konstante das chinesische Essen. Auch kann ich festhalten, dass ich ohne mein Handy komplett verloren wäre. Am Ende habe ich es nicht mehr aus der Hand gegeben. Dafür habe ich es dann letztes Wochenende auf einem Festival verloren. Aber das kommt dann im nächsten Bericht. :D Die Zeit in Hainan war auf jeden Fall total schön, mit viel Sonne, Sternen in der Nacht, tollen Orten und einem Regenwald, der beeindruckend ist.
Morgen, am 11.11. fahre ich mit zwei meiner Studenten nach Tianjin. Das ist ein bisschen südlich von Peking. Dort wird vom Goethe Institut ein Debattierwettbewerb veranstaltet und ich habe das Team der ZUST trainiert. Mal sehen wie weit wir kommen. Das Ziel ist das Achtelfinale. Drückt die Daumen :D
Nächste Woche kommt dann die Erzählung zum Festival und dem Handyverlust. Bis dahin, liebe Grüße!
P.S. Ja, am 11.11. wollte ich den Bericht hochladen und es hat acht Tage gedauert bis ich einen funktionierenden Internetanschluss und eine VPN Verbindung hatte. Die Sache mit dem Internet ist hier wirklich nicht leicht. Von daher seid nachsichtig mit mir, wenn nicht regelmäßig etwas hochgeladen wird.