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Zweiter Stopp: Peru, Part 3: Hakuna Matata

Veröffentlicht: 24.11.2018

Nachdem wir also den ganzen Süden Perus abgehakt hatten (oder zumindest die befahrbaren Straßen), und uns die Natur sehr begeistert hatte, die Städte und der Verkehr uns allerdings an unsere Grenzen gebracht hatten, war es Zeit für Abgeschiedenheit. Da kam es ganz gelegen, dass auf unserer weiteren Route der Cañón de Colca lag. Dieser ist laut Angaben der Peruaner der tiefste Canyon der Welt und damit doppelt so tief wie der Grand Canyon. Also war es nur naheliegend, dass wir uns dazu entschiedenen hatten in diesen hinabzusteigen. Zugegeben, das mit dem tiefsten Canyon stimmt nur, wenn man von der höchsten Bergspitze bis zum Grund des Canyons misst, aber wir lassen den Peruanern lieber ihre schöne Illusion. 

Nun aber erstmal zur Anreise: Um von Arequipa nach Cabanaconde, unserem Zielort, zu gelangen, muss man zuerst einmal durch unendliche Pampa und über einen ca. 5000m hohen Pass fahren. Zum Glück scheinen wir beide sehr gute Gene zu haben (Danke an unsere Eltern an dieser Stelle), denn die Höhe machte uns überhaupt nichts aus. Auf unserer Fahrt konnten wir daher nicht nur den Anblick der über 6000m hohen Berge genießen, sondern uns auch immer wieder über Vikuña- und Alpakaherden freuen.

Vikuñas in der Pampa


Alpakas mit Ohrenschmuck


Die Stadt Chivay stellte dann nach einer wunderschönen aber langen Fahrt den „Eingang“ zum Cañón de Colca dar. Und der Moment in dem wir realisierten, dass der Canyon nicht nur beeindruckend tief und steil verläuft, sondern auch komplett umringt ist von Inka-Terrassen, war mit Sicherheit einer der besten in Peru. Insbesondere, dass es endlich einmal etwas grün um uns herum war, brachte uns zum Strahlen.


Glücklich im Canyon


Stolze Bauern


Die Straße führt 56km am Canyon entlang

Der weitere Straßenverlauf führte uns 56km entlang des Canyons und barg immer neue Überraschungen, wie tiefe Schluchten, dunkle Tunnel und zwei schwäbische Tramper, die wir in der Mittagshitze am Straßenrand aufgabelten. Sie erzählten uns völlig entkräftet, dass sie morgens in Chivay losgelaufen seien, da ihr Bus nach Cabanaconde erst am Nachmittag fuhr und sie gedacht hätten sie seien schneller, wenn sie die 56km bergauf laufen würden. Zu dem Zeitpunkt, als wir sie mitnahmen, war es ungefähr 16 Uhr, 30°C heiß und sie hatten erst 25 km geschafft. Außerdem war ihnen das Wasser ausgegangen. Wir dürfen also etwas eingebildet von uns sagen, wir waren sowas wie ihre letzte Rettung. Also fuhren wir nun zu viert zu unserer wunderschönen Unterkunft direkt am Canyon, in der sich ein älterer Herr sehr freute, dass wir ihm neue Kundschaft mitbrachten, denn haben wir schon erwähnt, dass unsere zwei Schwaben natürlich noch keinen Plan für die Nacht hatten?! Bei einem kühlen Bier haben wir dann zusammen den Sonnenuntergang genossen und über so einiges philosophiert und Reiseerfahrungen ausgetauscht.

Crazy Schwabs

Unsere Casa de Santiago in Cabanaconde


Der nächste Morgen begann für uns Zwei recht früh, denn wir wollten einen Großteil unserer Canyonwanderung vor der Mittagshitze schaffen. Nach einem liebevollen Frühstück von unserer herzensguten Gastgeberfamilie machten wir uns um ca. 7.30 Uhr auf den Weg. Unsere Wanderung führte uns erst einmal 1200 Höhenmeter runter in den Canyon, dann mit Aufs und Abs durch den Canyon und nach einigen falschen Abzweigungen und Buschwanderungen auf den richtigen Weg, auf dem wir natürlich auch die Schwaben wieder trafen. Da diese sich ebenfalls des Öfteren verlaufen hatten, konnten wir davon ausgehen, dass es nicht an unserem mangelnden Orientierungssinn, sondern an der absolut irreführenden Beschilderung der Wege lag. Aber zu guter Letzt kamen wir nach 17 km völlig ausgetrocknet aber glücklich an unserem Ziel, einer kleinen „Oase“ namens Sangalle, an. Die dortige Unterkunft entpuppte sich zwar von außen als Oase, unser Zimmer selbst ließ auf Grund von Vogelschiss in der Dusche, keinem fließenden Wasser und nicht vorhandener Fensterscheiben allerdings zu wünschen übrig. Zum Glück tat die Erschöpfung ihr Übriges und ließ uns schnell einschlafen.

Wanderung hinab in den Cañón de Colca


Unser Ziel Sangalle scheint zum Greifen nah


Hängebrücke über den Rio Colca


Am Ende (im doppelten Sinne), aber glücklich: Sangalle 


Unsere Erfahrungen mit der Hitze der Vortage lehrte uns auch am folgenden Tag wieder sehr früh aufzubrechen und so machten wir uns schon um 6 Uhr auf den Rückweg: 1200 Höhenmeter am Stück steil bergauf zurück nach Cabanaconde. Ganz ehrlich, diese 3 Stunden waren die absolute Hölle und nicht zu empfehlen. Allerdings wäre die einzige Alternative ein Ritt auf einem Maultier gewesen und bei den Wegen und Schluchten vertrauten wir dann doch lieber auf unsere eigenen Füße. Den restlichen Tag erholten wir uns dann mit Wäsche waschen, netten Gesprächen mit einem schwedischen Ehepaar und einem hausgemachten 3-Gänge Abendessen in unserer Unterkunft in Cabanaconde. Jan hat Pepe, das Alpaka, verdrückt und Natalie hatte „carne sin carne“.

Endlich wieder frische Wäsche


Verabschiedet hat uns der Cañón de Colca am nächsten Morgen noch gebührend mit einigen Andenkondoren, den größten Raubvögeln der Welt, die über unseren Köpfen ihren Gleitflug präsentierten. Fazit: Dieser Canyon war jede Schweißperle und jeden Sonnenstich wert.

Schönste Aussichtsterrasse Perus


Andenkondore bei ihrem majestätischen Gleitflug


Unser nächster Stopp war das am Titicacasee gelegene Puno. Damit ist eigentlich schon alles gesagt, denn Puno hat mal wieder gezeigt, dass Städte in Peru zum größten Teil umgangen werden sollten. Aber immerhin können wir jetzt von uns sagen, wir haben den höchstgelegenen schiffbaren See der Welt gesehen und waren mäßig begeistert. Daher machten wir uns sehr schnell auf den Weg zu einer nahegelegenen Grabstätte der Tiahuanaco- und Inka-Zeit in einem idyllischen Dorf am See Umayo. Hier konnte man teils noch gut erhaltene, teils durch Blitzschlag oder Plünderung vollständig zerstörte Grabtürme, die so genannten „Chullpas“, bestaunen.

Traditionelle Dorfhütten am Umayo


Bootsüberfahrt des Umayo auf einem Totoraboot


Markt mit Blick auf die Chullpas


Tiahuanacochullpa


Inkachullpa


Unsere Nacht verbrachten wir in einem kleinen Dorf namens San Pedro in Mitten der Anden, um einen von Natalies großen Träumen zu erfüllen: Die anstrengende aber wunderschöne Wanderung zum Vinicunca, auch „Rainbow Mountain“ genannt. Hierfür hieß es mal wieder: Früh aufstehen, genauer gesagt um 4 Uhr. Übrigens ist das in Peru überhaupt kein Problem, da die Sonne schon um 5 Uhr morgens aufgeht. Um die Wanderung zu beginnen, mussten wir erst einmal 45km unbefestigte Schotter-/Matschpiste an einer steilen Gebirgskette entlang fahren. Angekommen auf 4500m Höhe ging es dann zu Fuß auf dem Pitumarcatrail in Richtung der bunten Berge auf über 5000m Höhe. An diesem Punkt sollten wir zugeben, dass Wandern in dieser Höhe auch an uns nicht spurlos vorbei geht. Gene hin oder her, es war unglaublich anstrengend. Auf dem Gipfel war die Aussicht es allerdings allemal wert. Insbesondere die Tatsache, dass wir zwar den anstrengenderen, aber damit auch menschenleeren Weg der zwei möglichen Wanderwege auf den Berg genommen haben, hat uns sehr gefreut. Denn oben angekommen mussten wir feststellen, dass der andere Wanderweg einer Völkerwanderung glich.

Wanderung abseits der Massen auf dem Pitumarcatrail


Stolze Bergsteiger auf ca. 5100m 


Vinicunca oder auch Rainbow Mountain


Was wir zwar vorher bereits in Betracht gezogen hatten, aber gutgläubig abgetan hatten, war die Tatsache, dass das Wetter auf über 5000m hohen Bergen sehr schnell umschlagen kann. So hatten wir die Wanderung bei Sonnenschein und T-Shirt-Temperaturen begonnen und stellten auf der Bergspitze fest, dass es auch hier im November schneien kann. Kurz nach der Gipfelerklimmung setzte also prompt ein Schneesturm und Gewitter ein und wir begannen im schnellen Lauf unseren Abstieg, den wir pitschnass nach etwa einer Stunde im warmen Auto beendeten. Trotzdem: Der Anblick des Rainbow Mountain und der umliegenden Berge war wunderschön und die Mühe wert.

Ein Unwetter kündigt sich an

Ein letztes Foto vor dem Abstieg im Unwetter


PS: Da wir auf unseren Wanderungen zur Aufmunterung und Ablenkung von der Anstrengung und dem nahenden Verdursten immer wieder ein bestimmtes Lied sangen, ist der Song of Hiking: Hakuna Matata – The Lion King 

Antworten (3)

Dave
You have lots of great photos. I hope the landscape is as enjoyable as it appears in the pictures, but I guess the rain wasn't so much fun. It's cold in Germany - under 5 degrees. So we are jealous of your sunny skies and apparently warm weather.

Natalie
Thank you! Yeah we are having lots of fun, even though the weather is nasty sometimes with heavy rain or very hot days. And don't be jealous, I don't think your skin would appreciate the sun here, at least mine doesn't ;)

Jan
Natalie und Jan, Hoffe Euch geht es weiterhin gut, zumindest unterm Strich. Eindrückliche Erlebnisse, tolle Fotos, interessante Berichte - ich Folge Euch gern weiter auf Eurer TourDeMonde. Lasst uns teilhaben, was uns der Planet alles bietet

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