Lass Losdüsen Lore
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Tag 105-115: Die letzten Höhenmeter und ein glamouröses Finale

Veröffentlicht: 05.08.2024

Tag 105-115.

Die letzten Tage unserer Reise ziehen ins Land. Bevor es zu der letzten Station nahe Innsbruck, zur Hochzeit von Evas Freundin geht, nehmen wir noch alle Höhenmeter mit, die möglich sind.

Bei Meran im Passeiertal finden wir einen tollen Campingplatz der in den Bergen liegt. Wir schlengeln uns im Schneckentempo die Serpentinen hoch, aber haben dafür ausgiebig Zeit die Berglandschaft zu beobachten. Das Gebirge nennt sich Texelgruppe. Hä? Ist doch ne Insel. Noch nie von gehört…Wurscht! Wir haben Glück, denn davon haben wohl schon einige nichts gehört, denn die Wege sind mal wieder leer und es herrscht wenig Verkehr.

Am Ankunftstag starten wir direkt noch eine 3-stündige Wanderung und freuen uns schon am Tag drauf einen Abstecher zu einer Alm zu machen. Endlich wieder Kaiserschmarrn!

Also stiefeln wir am nächsten Morgen zu der Schneidalm hoch, grüßen die trägen Almkühe auf den Pfaden und wischen uns den Schweiß von der Stirn. Oben angekommen gibt es dann Krautsalat, Spiegeleier, Knödel und den heiß ersehnten Kaiserschmarrn. Großartig!

Nach der Gourmet-Pause geht es wieder bergab und wir sind überglücklich dass Lore die Wanderei so gut mitmacht. Wenn sie nicht schläft, brabbelt sie vor sich hin oder genießt bestimmt einfach die Aussicht.

Wir nutzen das Angebot der Region und fahren mit der Gästekarte kostenlos Bus zur Passerschlucht. Eva befürchtet dass die Schlucht an einem Samstag rappelvoll sein wird, aber als wir um 10 Uhr die 12km Tour starten, ist mal wieder fast niemand unterwegs. Heute gehen wir es entspannt an, mal keine Höhenmeter! Wir laufen von Moos nach St. Leonhard, immer an der rauschenden Passer entlang. Kurz vor St. Leonhard kommen uns plötzlich Massen von Wanderern entgegen. Upps, wir laufen die Strecke wohl falsch rum. Egaaal, so laufen wir wenigstens flußabwärts und grüßen höflich die stöhnenden Leute, die sich die Schlucht hochkämpfen. In St. Leonhard wollen wir uns dann eigentlich nur ein Capuccino gönnen, enden aber irgendwie doch in einer Pizzeria und toppen das ganze dann noch mit einem Spagetthieis. Auch die nicht so anstrengenden Touren müssen ja belohnt werden. Mit dem Bus geht es zurück zum Campingplatz, wo wir den Nachmittag mit vollem Bauch verbringen.

Wie schon am Comer See hat auch in Südtirol die Hauptsaison begonnen und so verbringen wir wieder Stunden damit nach einem freien Campingplatz zu suchen. Zeitgleich versucht Eva rauszufinden auf welchen Hütten wir mit Baby für eine Nacht schlafen können. Nach langer Recherche und ein paar Telefonaten gibt sie die Suche schlussendlich auf. Die Hüttenübernachtung müssen wir auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Mit Baby kann man eben doch nicht mal schnell auf 2600 Höhenmeter raufstiefeln und im 25-Betten-Matratzenlager übernachten. Wie gut, dass wir noch so viel vorhaben.

Wir fahren schließlich in die Nähe der Dolomiten, zum Gletscherhans, nach St. Magdalena. Das Villnößtal soll besonders in den Abendstunden wunderschön sein, wenn die Sonne die Gebirgsketten rot glühen lässt. Davon bekommen wir leider meistens nichts mit, da Lore nicht sonderlich Lust auf Einschlafen hat.

Der Gletscherhans ist ein älterer, mürrischer Südtiroler, der seine Wohnwagengäste mit viel Gezeter in die engen Parzellen einweist. Mit seinem E-Bike düst er den Stellplatz auf und ab und wir schauen ihm amüsiert, aber auch ein bisschen ängstlich dabei zu. Ansonsten ist der Platz der Wahnsinn, mit einem fantastischen Ausblick auf das Dörfchen und die Peitlerkofelgruppe.

Die wollen wir uns dann auch direkt einmal näher betrachten und starten unseren gefühlten ersten richtigen alpinen Wandertrek. Es geht rauf, rauf, rauf mit unserem Knödelbaby auf dem Rücken. Da bleiben sogar manche Wanderinnen stehen und freuen sich über Lore die an Chris verschwitzten Rücken baumelt.

Nach 800 Höhenmetern kommen wir an unserem Ziel auf der Gschnagenhardt-Alm an. Aus der Ferne hören wir schon die Quetschkommode und sind ganz beseelt von unserem Alpenglück. Auf der Alm steppt nicht nur der Almöhi mit seinem Akkordeon, sondern auch 100 andere Wanderer reißen sich um die Tische im Schatten. Wir fragen uns mal wieder wo die alle herkommen, da auf den Wanderwegen wieder wenig los war. Also schnell Kaiserschmarrn Nr. 2 wegputzen und wieder ins Tal zurück.

Dort hat es mittlerweile auch 30 Grad und zumindest Lore bekommt eine kleine Abkühlung im Spülbecken.

Der nächste Tag darf wieder entspannter werden. Trotzdem preschen wir ein endlos steiles Waldstück hinauf und landen auf einer Anhöhe mit 180 Grad Panorama Blick. Unsere Waden sind heiß gelaufen. An einer kleinen Scheune machen wir Pause und überlegen ob wir doch noch einen Gipfel mitnehmen wollen. Wir sprechen den Almöhi, der in seiner Scheune arbeitet, an und fragen ob der Weg zum Gipfel machbar mit Baby sei. Zwar verstehen wir bei der Antwort nur die Hälfte, aber der Weg scheint machbar zu sein. Er rät uns dann noch zu Sonnencreme fürs Baby und lässt uns dann von dannen ziehen.

Wir haben Blut geleckt, die nächsten 200 Höhenmeter zum Gipfel laufen sich fast von alleine. Lore verpennt zwar ihr erstes Gipfelkreuz, aber wir genießen die Ruhe und den Blick auf die Peitlerkofelgruppe. Beim Abstieg stellen wir fest, dass Kaiserschmarrn Nr. 3 ja eigentlich noch fehlt, aber die nächste Alm wieder bergauf bedeutet. Egal! Rauf da! Wir kämpfen uns bei sengender Hitze die letzten Serpentinen zur Hütte hinauf. Dort gibt es zwar dann doch „nur“ Knödel, aber die schmecken nach 1020 Höhenmeter einfach hervorragend!

Wir verlassen den Gletscherhans und steuern unseren vorletzten Campingplatz dieser Reise an. Es geht ins Kufsteinerland, ein kleiner familiärer Campingplatz mit Pool(!) hat noch was frei. Bevor wir unser Zelt dort aufschlagen, werden aber erstmal unsere wilden Reise-Mähnen gekürzt. Ein kurzer Trip zum Friseur, der uns beide parallel bedient und Lore staunen lässt als ihre Eltern gleichzeitig eine Haarwäsche bekommen. Mit frischer Frise geht’s weiter.

Am nächsten Tag geht Chris dann auch direkt mal wieder Laufen seit seinem Wettkampf und Eva schiebt Lore in der Mittagshitze zum nächsten Supermarkt. Der Tag ist noch jung als Chris wiederkommt und wir überlegen in Kufstein noch eine Mini-Wanderung zu machen. Also heppahoppa ab in den Bus und ab nach Kufstein.

Kurz bevor wir am Anfangspunkt der Wanderung ankommen, fängt es an zu regnen und ein Gewitter kündigt sich an.

Dann bleiben wir doch lieber unten, drehen noch eine Runde im örtlichen Kneipp-Becken, gehen zuerst Çig Köfte und dann nochmal ein Spagetthieis essen, werden noch fast vom Blitz erschlagen und fahren dann zurück zum Campingplatz. Zumindest dort hört der Regen kurze Zeit später auf und wir drehen mit Lore, die immer noch nicht genau weiß ob sies mag oder nicht, ein paar Runden im Pool.

Die Hochzeit findet im benachbarten Gebirge, im Axamer Lizum statt. Wir kommen früh an der Location auf 1600 Höhenmeter an. Am Ende der Reise dürfen wir nämlich nochmal schön im Hotel nächtigen. Das Zimmer hat sogar ein Babybett, na ob Lore es schafft dort zu schlafen…?

Erstmal nutzen wir noch den Vormittag und steigen nach kurzer Diskussion (da kommt der Regen, ja bisschen nass werden ist ok, aber wenns gewittert, ja wir sind doch im Wald) noch auf eine Alm hoch, wo Lore das absolute Highlight bei dem einheimischen Stammtisch ist. Wir können also in Ruhe essen während Lore von den älteren Herrschaft entertaint wird. Großeltern sind doch was feines!

Später treffen wir uns mit dem Brautpaar und weiteren Gästen im Hotel für ein paar Getränke und ein Süppchen. Dann wird es Zeit Lore ins Bett zu bringen.

Keine 15 Minuten dauert es und das Kind schläft seelig in ihrem eigenen Bettchen. Wunder gibt es immer wieder!

Wir können noch ausgelassen mit unseren Freunden quatschen und trinken bis wir selber kaputt aber überglücklich in ein Traum aus Federn und Daunen fallen.

Mit der Gondel fahren wir am nächsten Morgen auf 2300 Höhenmeter, wo die Trauung stattfindet. Nach anfänglicher Sorge ob wir mit Lore jetzt überhaupt Gondel fahren können und ob sie so weit oben überhaupt verweilen sollte, beruhigt die Braut uns noch und so darf Lore doch noch auf dieser Reise das erste mal in einer Gondel sitzen.

Bei atemberaubender Aussicht findet die Trauung statt und wir knippsen noch ein paar Bilder in unseren schicken Outfits, die wir nach 3 Monaten gegen unsere mittlerweile ausgewaschenen und fleckigen Klamotten getauscht haben.

Die Hochzeit ist ein voller Erfolg und wir können auch noch spät am Abend mit dem Brautpaar und unseren Freunden feiern, Lore schläft auch die zweite Nacht für ein paar Stunden in ihrem eigenen Bett! Freiheit für 4 ganze Stunden!

Für die letzte Nacht unserer Reise, bevor wir wieder Richtung Heimat fahren, verbringen wir noch mit zwei Freunden auf einem Campingplatz nahe der Hochzeitslocation. Wir gehen trotz durchzechter Nacht nochmal wandern und schmeißen am Abend noch den Grill an. Ein grandioses Finale unserer Reise, auch weil wir beide merken, dass ein paar soziale Kontakte doch ganz gut tun, nachdem man so lange zu dritt auf engem Raum war.

Ein bisschen Wehmut hängt in der Luft als wir die Fahrt nach Deutschland antreten. Wir verabschieden uns (vorerst) von den Bergen und tuckern über den Fernpass über die Grenze.

Wenn wir so zurück denken, dass wir im April noch eingepackt in Regenjacke, Mütze und Schlafsack aus dem verregneten Hamburg losgezogen sind und jetzt mit Badehose, braunem Nacken und krabbelndem, babbelndem Baby zurück kehren, hatten wir doch einfach eine obergeile Zeit!

Antworten (1)

Elke aus den 7Bergen
Es war sehr schön, Euch lesend zu begleiten und wünsche Euch diese besondere Zeit in Erinnerung zu behalten.

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