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Lima - Unsere Erste Woche in Peru

Veröffentlicht: 15.10.2018

Wir sind jetzt schon etwas länger als eine Woche unterwegs und seit fünf Tagen auch zu viert. Unser erster Eindruck von Peru: Wir sind definitiv nicht mehr in Deutschland!

Unsere Erwartungen an die Hauptstadt waren aufgrund einiger Erzählungen, Foren und Reiseführer eher gering, sodass uns der erste Eindruck - geprägt von elendem Straßenverkehr, Lärm vom ständigen Hupen der Autofahrer und viel Dreck und Staub, nicht weiter verwunderte. Dennoch haben wir nach insgesamt sechs Tagen in Perus mit Abstand größter Stadt einiges gesehen - Schönes und auch weniger Schönes, dafür umso Einprägenderes.

In der Stadt leben mit 10,5 Millionen Menschen rund ein Drittel aller Einwohner Perus und sie erstreckt sich auf einer Fläche von gut 2.600 km²; damit ist sie größer als das gesamte Saarland (Wikipedia). Tatsächlich macht sich diese schiere Größe der Stadt hauptsächlich durch den nie abklingen wollenden Verkehr bemerkbar. Es riecht nach Abgasen und sebst an der Küste in Miraflores vermag der Wind vom Pazifik die Luft kaum zu verbessern. Die Fahrweise der Peruaner ist chaotisch bis anarchistisch, um es diplomatisch auszudrücken. Ampeln oder Kreuzungen werden gekonnt ignoriert, wer zuerst kommt und am lautesten hupt gewinnt. Wir gewöhnen uns langsam daran.

Und doch gibt es sehr schöne Flecken in dieser Stadt. Limas Altstadt besticht durch unzählige Bauten im Kolonialstil. Hier protzte wer konnte. Vor allem der Plaza San Martín, an dem unser Hostel lag, und der Plaza Major machen ziemlich was her, insbesondere wenn die Sonne einmal aus der ewigen Wolkendecke hervorlugt.

Plaza San Martín in Limas Altstadt
Plaza de Armas bei Nacht

Justizpalast
Da haben wir endlich ein paar Lamas


Die schönsten Stadtteile sind sicher Miraflores und Barranco, beide direkt an der Küste gelegen. Hier leben die Reichen Limañas und viele Ausländer.

Die Küste von Miraflores lockt Paraglider
La Rosa Nautica in Miraflores
Unser erstes Cebiche, zugegeben sehr vornehm

In Barranco haben sich viele Künstler niedergelassen und neben eindrucksvoller Streetart finden sich viele kleine und sehr feine Restaurants (Vielen Dank an dieser Stelle an Ingo und Josi, La Isolina war ein echter Geheimtipp).
Barranco
Streetart Barranco


Lima hat auch neben der Kolonialgeschichte einiges zu bieten. So besichtigten wir mitten in Miraflores den Überrest einer Tempelanlage aus der Lima-Kultur (200-700 n. Chr). Huaca Pucllana, ein Komplex der sich einst über 18 km² erstreckte und von dem heute nur noch eine Hauptpyramide und einige kleine Gänge und Lagerräume erhalten sind, wurde komplett aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut. Es grenzt an ein Wunder, dass so viel nach gut 1500 Jahren noch erhalten ist - bis man sich ins Gedächtsnis ruft, dass Lima in einer Wüste liegt und es einfach nie regnet (laut unserem Guide max. 20mm/Jahr). Seit dieser Schlüsselerkenntnis kommen wir mit dem ganzen Staub in der Stadt auch besser klar ;)

Huaca Pucllana mitten in Miraflores

An unserem fünften Tag sind Yvi und Juli wohlbehalten in Lima angekommen. Wir haben die beiden gleich ins kalte Wasser geworfen und sind am nächsten Morgen nach Lurin aufgebrochen, einem ländlichen Bezirk im Süden Limas. Dort wurde in den 1890er Jahren ein gigantischer Tempelkomplex, ähnlich Huaca Pucllana aber wohl weitaus bedeutender, wiederentdeckt. Die Ruinen sind teilweise ebenfalls aus ungebrannten Lehmziegeln, teilweise aus unterschiedlich gehauenen Steinen erbaut worden, je nachdem welche Kultur dort gerade ihr Blüte hatte. Laut Museum waren sie so gut wie alle vertreten: Über die Lima, zu den Wari, den Ychma bis hin zu den Inka haben alle großen Kulturen in dieser Region die Anlage genutzt. Man erkennt noch rote Farbreste an den Wänden des Sonnentempels und erahnt, allein durch die Größe des bereits ausgegrabenen Komplexes, wie groß, wie bedeutend die Südamerikanischen Kulturen waren. Auch hier haben die Spanier 1530 allem ein Ende gesetzt und vieles ging in der anschließenden "Säuberung" verloren. Aber noch laufen Ausgrabungen auf dem Gelände und vielleicht wartet noch die ein oder andere Überraschung vergraben im Wüstensand.
Der Sonnentempel in Pachacamac
Pachacamac, südlich von Lima
Keramik aus der Wari-Kultur

So spanndend die Ruinen auch sind, die Busfahrt nach Lurin ist es ebenso. Zunächst gibt es keine ausgezeichneten Bushaltestellen in Lima. Die Busse, von den Einheimischen als Micros bezeichnet, fahren an festgelegten Orten, die alle Einheimischen zu kennen scheinen. Wir fragen uns mit unseren paar Brocken Spanisch durch und steigen vor dem Museo de Arte in den Bus Richtung San Bartolo. Dann geht es durch den typischen Verkehr Richtung Süden. Der Bus schlängelt sich durch Autos, LKW, Handkarren und Mototaxis, vorbei an Straßenhändlern und Fußgängern. Außer abruptem Bremsen und Beschleunigen hat unser Busfahrer wenig im Repertoire, navigiert uns aber sicher durch den dichten Verkehr. Wer am Straßenrand steht und die Hand ausstreckt wird eingesammelt, egal wo der Bus dafür halten muss. Unterwegs steigen ständig Händler ein, die für zusätzliche Unterhaltung sorgen. Neben Bonbons, Nüssen und Obst kann man auch Eis, Cremes und Lotterielose erwerben. Mein persönliches Highlight war ein Händler mit einem Diätratgeber und ein anderer mit gewissen Bildern schöner Damen. Wir kamen uns vor wie im Knightbus aus Harry Potter.

Der Weg führt hauptsächlich durch die weniger schönen Stadtteile Limas. Dort leben wahrscheinlich die meisten Limañas in den sogenannten Barriadas, den Armustsvierteln der Stadt. Vieles ist selbst gezimmert und dementsprechend chaotisch. Auf Trödelmärkten und riesigen provisorischen Lebensmittelmärkten wird alles für den täglichen Bedarf verkauft. Man verliert schnell den Überblick und doch scheint das ganze Chaos einer festen Systematik zu folgen.

Die andere Seite von Lima: Barriadas
Gemüsemarkt in einem ärmeren Stadtteil
Hier wird alles wiederverkauft und -verwendet

Alles in allem haben wir die Stadt, vielleicht gerade wegen ihrer Kontraste, recht lieb gewonnen. Die Peruaner sind alle unwahrscheinlich herzlich und hilfsbereit, sodass wir uns wirklich willkommen gefühlt haben. In den sechs Tagen Lima haben wir beide Seiten der Medaille gesehen und haben das Gefühl angekommen zu sein, in einem Schwellenland, das seinen wirtschaftlichen Aufstieg anpackt. Wir sind auf jeden Fall gespannt auf alles, was jetzt noch im Süden des Landes auf uns wartet.


Liebe Grüße

Laura und Markus


Antworten (4)

Aa'sem Mustafa
Sieht toll aus.... Ich wünsche euch Viel Spaß. ('-')

Hallo, vielen Dank für den tollen Bericht. Das sind wirklich extreme Gegensätze. Die Gebäude sind wirklich imposant. Ganz tolle Fotos habt ihr gemacht. Vielen Dank. Euch noch ganz viel Spass und wir sind schon auf den nächsten Bericht und die nächsten Fotos gespannt. Ganz liebe Grüsse Conny, Peter und Luca

Martina
Danke für die Story und die tollen Beschreibungen mit Bildern. Es kommt mir vor als reise ich mit Euch, einfach Klasse!

Laura
Vielen Dank euch allen für die lieben Kommentare und viele Grüße in die Heimat!

#lima#explorehistory#sightseeing#lecker